Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0063 - Sandra und ihr zweites Ich

0063 - Sandra und ihr zweites Ich

Titel: 0063 - Sandra und ihr zweites Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
Vom Netzwerk:
nickte nur und ging mir voran. Ich kannte diesen Typ. Einsam, vom Leben enttäuscht, verbittert.
    »Kennen Sie Mr. Flint schon lange?« erkundigte ich mich.
    Mrs. Segovian warf mir nur einen kurzen Blick zu. »Wir arbeiten in derselben Firma«, sagte sie knapp.
    Das war deutlich. Sie wollte nicht über Flint sprechen. Viel Zeit wäre uns ohnedies nicht geblieben, da wir gleich darauf die Kantine erreichten. Vor dem Eingang hielt ich die Sekretärin zurück. Ich wollte sie nicht in Gefahr bringen und zeigte ihr meinen Ausweis.
    »Betreten Sie die Kantine nicht«, sagte ich nur. Sie nickte, und ich war beruhigt. Sie war so vernünftig, daß ihr nichts passieren konnte.
    Dachte ich.
    Ich stieß die Schwingtüren auf und betrat den langgestreckten Speiseraum. Im nächsten Moment sah ich Larry Flint.
    Er saß an einem der letzten Tische und zuckte zusammen, als er mich entdeckte. Wenn er sich vor den Kollegen nicht verraten wollte, durfte er sich nicht spurlos auflösen. Er stand hastig auf und zog sich weiter in die Kantine zurück.
    Ich lief zwischen den Tischen durch. Mir war es gleichgültig, ob ich Aufmerksamkeit erregte oder nicht. Meine rechte Hand fuhr an die Beretta. Noch zog ich sie nicht, weil ich keine Panik auslösen wollte.
    Larry Flint floh. Er wandte sich nach mir um, stieß gegen einen Stuhl und stürzte krachend über einen Tisch. Die beiden Frauen, die daran saßen, sprangen schreiend auf.
    Ich jagte in weiten Sätzen durch den Raum, stieß einen Mann zur Seite, der mir in den Weg kam, und schnellte mich auf Larry Flint zu.
    Der Dämon rollte sich auf den Rücken. An seinen Augen erkannte ich, daß in diesem menschlichen Körper ein böser Geist steckte. Der geballte Haß der Hölle schlug mir entgegen.
    Ich ließ die Beretta stecken. Das silberne Kreuz war stark genug.
    Doch Flint empfing mich mit einem harten Fußtritt, der mich zurückschleuderte. Ich hielt ihm das Kreuz entgegen. Panik verzerrte sein Gesicht. Nur mit Mühe unterdrückte er einen Aufschrei.
    Flint robbte auf allen vieren zwischen den Tischen davon. Ich wollte ihm folgen, doch nun sprangen auch die übrigen Angestellten von ihren Sitzen auf.
    »Scotland Yard! Bewahren Sie Ruhe!« schrie ich den Leuten zu, aber es half nichts.
    Sie drängten sich in den Hintergrund und versuchten, die Ausgänge zu erreichen. Dabei behinderten sie mich. Sekundenlang sah ich gar nicht, wo Flint war. Und als er wieder auftauchte, hatte er den Hinterausgang fast erreicht.
    Ich durfte den Dämon nicht entkommen lassen, riß die Beretta aus dem Halfter, legte an und feuerte.
    Im nächsten Moment erzitterten die Wände und klirrten die Fenster unter dem schauerlichen Brüllen des Dämons. Er wurde herumgewirbelt, warf die Arme in die Luft und prallte gegen die Mauer.
    Meine Silberkugel hatte ihn an der Schulter getroffen. Aber er war noch nicht erledigt.
    Ich schoß ein zweites Mal. Die Kugel prallte von der blanken Mauer ab. Der Dämon schnellte sich zur Seite, rollte sich am Boden ab und preschte durch die Hintertür.
    Ich setzte ihm nach. Als ich den Korridor erreichte, war er nicht mehr zu sehen. Hier hatte er sich von den anderen unbemerkt auflösen und in seine eigene Dimension flüchten können.
    Aber er würde zurückkommen, da war ich ganz sicher. Dieser Dämon hatte in unserer Welt eine Aufgabe zu erfüllen. Und er hatte sein Ziel noch nicht erreicht.
    Was immer das auch sein mochte.
    ***
    Jane Collins wollte sich nicht damit abfinden, daß das Ehepaar Flint den Tod des Sohnes nicht begreifen konnte. Eines Tages mußten es die beiden auf jeden Fall erfahren. Da war es ihrer Meinung nach besser, sie wußten es jetzt schon.
    Zehn Minuten lang rang sie mit sich, stieg wieder aus ihrem alten VW und klingelte. Mr. Flint öffnete.
    »Was wollen Sie denn noch hier?« fragte er unfreundlich. »Sie haben uns schon lange genug aufgehalten.«
    »Laß doch, Arthur«, sagte seine Frau und schob ihn zur Seite. »Kommen Sie nur herein, Miß Collins.« Sie nahm Jane am Arm und führte sie ins Wohnzimmer. »Mein Mann ist manchmal gereizt. Das dürfen Sie nicht ernst nehmen.«
    »Mrs. Flint!« Jane setzte sich mit der Frau auf das Sofa und sah ihr eindringlich in die Augen. »Mrs. Flint, Ihr Sohn lebt nicht mehr! Verstehen Sie mich? Er ist letzte Nacht ermordet worden! Von Sandra Stanwick!«
    Sie verzichtete darauf, der Mutter des Mordopfers zu erklären, daß es ein Dämon gewesen war. Doch Mrs. Flint verstand überhaupt nichts. Sie sah durch Jane hindurch und

Weitere Kostenlose Bücher