0063 - Sandra und ihr zweites Ich
einmal zu seinen Sekretärinnen, fand jedoch nur Pearl Haggard in dem Raum neben Flints Büro.
»Wo ist denn Mrs. Segovian?« erkundigte ich mich und deutete auf den leeren Schreibtisch.
Die hübsche junge Frau zuckte die Schultern. »Sie hatte starke Kopfschmerzen und ging nach Hause. Wollten Sie mit ihr sprechen?«
»Hat sie die Durchsage gehört?« fragte ich sicherheitshalber.
»Aber ja«, erwiderte die Sekretärin. »Sie ist erst vor ein paar Minuten gegangen.«
Ich verließ mich auf diese Angaben. Warum sollte Miß Haggard nicht die Wahrheit sagen?
Einigermaßen beruhigt rief ich Jane an. Sie meldete sich jedoch nicht. Suko war zwar zu Hause, wußte aber auch nicht, wo Jane sich aufhielt.
Noch dachte ich mir nichts dabei und holte das Mittagessen nach. Während des Essens zerbrach ich mir den Kopf darüber, welches Spiel der Dämon trieb, kam jedoch nicht dahinter. Sandra Stanwick hatte sich in einen bösen Geist verwandelt, das stand fest. Aber das war nicht ohne Grund geschehen. Die Gegenseite plante einen großen Schlag. Ich spürte es, und doch kam ich nicht dahinter, was es war.
Dabei lag die grauenhafte Wahrheit so nahe!
***
Noch zögerte Jane, auf Larry Flint abzudrücken. Sie sagte sich, daß es ein Dämon war, und doch stand rein äußerlich ein Mensch vor ihr.
Larry Flint fletschte die Zähne zu einem höhnischen Grinsen. »Jane Collins«, stieß er zischend hervor. »Das trifft sich ausgezeichnet! Das ist ein Geschenk der Hölle!«
Janes Hand wurde feucht. Sie mußte schießen, um ihr Leben zu retten. Der Dämon nahm ihr die Entscheidung ab.
Er schnellte sich mit einem heiseren Aufschrei auf sie zu.
Jane krümmte den Finger. Ihre Pistole knallte scharf, die Kugel fuhr Larry Flint in die unverletzte Schulter.
Jane taumelte zurück. Die Kugel traf, aber sie erzielte keine Wirkung. Hinter dem Dämon schlug sie in die Wand. Larry Flint wankte nicht einmal!
Mit normalen Waffen kam Jane gegen den Dämon nicht an. Sie versuchte zu fliehen.
Sie packte den Küchentisch und stürzte ihn um, Larry Flint genau in den Weg. Höhnisch lächelnd stieg er über den Tisch hinweg. Er streckte ihr die gesunde Hand entgegen.
»Du entkommst mir nicht, Jane Collins«, zischte er. »Du bist mir verfallen! Und du wirst den Mächten der Hölle dienen!«
»Niemals!« schrie Jane verzweifelt. Sie packte einen Küchenstuhl und schlug nach dem Dämon.
Der Stuhl zerbarst auf dem Kopf des bösen Geistes, als hätte er eine Steinstatue getroffen. Flints Grinsen wurde noch breiter. Das tückische Funkeln in seinem Augen verstärkte sich.
»Arme Jane Collins«, spottete der Dämon. »Jetzt wünscht du dir wohl John Sinclair in deine Nähe! Aber Sinclair ist nicht da! Er wird dir nicht helfen! Dafür bin ich da!«
Mit einem Satz sprang er auf die Privatdetektivin zu und wollte sie packen.
Jane hielt noch ein abgebrochenes Stuhlbein in der Hand. Instinktiv schlug sie nach dem Angreifer.
Diesmal traf sie die Schulterwunde des Dämons. Er riß Mund und Augen auf. Aus seiner Kehle drang ein mühsam unterdrückter Aufschrei. Gurgelnd und stöhnend hielt sich der Dämon die Schulter, wankte und taumelte gegen die Wand. Er prallte mit der Schulter dagegen, brüllte diesmal ungehemmt auf und brach wimmernd in die Knie.
Schlagartig verstand Jane, was diese Schulterwunde zu bedeuten hatte. Der Dämon hatte einen Kampf mit John gehabt. Nur eine geweihte silberne Kugel konnte einen bösen Geist verwunden, der menschliche Gestalt angenommen hatte. Es waren keine Kinder gewesen, die mit einer Schußwaffe gespielt hatten, wie er seinen ›Eltern‹ vorgelogen hatte.
Jane wollte sich auf den Dämon werfen, um ihn endgültig außer Gefecht zu setzen. Jetzt hatte sie auch keine Hemmungen mehr. Nun hatte sie den Beweis erhalten, daß sie keinen Menschen vor sich hatte.
Schon holte sie zum entscheidenden Schlag mit dem Stuhlbein aus, als sie von hinten von eisernen Armen umschlungen wurde. Es fühlte sich an, als wäre sie in die Greifer eines Baggers geraten. So sehr sie sich wehrte, sie konnte sich nicht mehr bewegen.
Sie drehte den Kopf und erschrak. Mr. und Mrs. Flint waren ihrem vermeintlichen Sohn zu Hilfe gekommen. Sie taten es jedoch nicht freiwillig. Sie standen im Bann des Dämons.
Ihre Gesichter waren leere Masken. Ihre Augen waren stumpf und ausdruckslos.
Stöhnend und ächzend richtete sich der Dämon auf und streckte befehlend den unverletzten Arm aus. »Bringt sie in den Keller und sperrt sie ein!« rief er
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