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0063 - Sandra und ihr zweites Ich

0063 - Sandra und ihr zweites Ich

Titel: 0063 - Sandra und ihr zweites Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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innere Stimme drängte mich dazu.
    Ich trat so heftig auf die Bremse, daß der Bentley fast auf der Stelle stand. Hinter mir ertönte ein ohrenbetäubendes Kreischen. Mit zusammengebissenen Zähnen wartete ich auf dumpfes Scheppern und helles Klirren, aber nichts passierte. Die anderen Autofahrer hatten es eben noch geschafft, vor dem Bentley anzuhalten.
    Gedankenschnell riß ich die Tür auf und sprang ins Freie.
    Denn drüben an der Ampel stand zwischen anderen Leuten eingekeilt Larry Flint!
    In weiten Sätzen schnellte ich mich um den Bentley herum, wich einem Taxi aus, jagte vor einem Bus über die Fahrbahn und sprang auf den gegenüberliegenden Bürgersteig.
    Noch ehe ich die Menschengruppe erreichte, ertönte ein gellender Schmerzensschrei. Die Leute stoben entsetzt auseinander. Für ein paar Sekunden entstand Panik. Die Passanten liefen durcheinander, stießen zusammen, stürzten. Sie versperrten mir den Weg.
    Ich wich auf die Fahrbahn aus, kam jedoch auch nicht schneller voran. Die Autos hatten sich restlos ineinander verkeilt. Mein Bentley blockierte die Fahrbahn, und zahlreiche Leute waren auf die Straße gelaufen und hatten die Fahrer zu Notbremsungen gezwungen.
    Vergeblich sah ich mich nach Larry Flint um. War es dem bösen Geist gelungen, wieder zu entkommen?
    Schon gab ich die Hoffnung auf, als ich Flints Kopie entdeckte. Aber der Vorsprung war zu groß. Larry Flint hatte die andere Seite des Platzes erreicht und sah sich noch einmal um.
    Er erblickte mich, grinste höhnisch und schüttelte drohend die Faust.
    Ich sah es ganz deutlich. Die Schulter, die meine Silberkugel verletzt hatte, war wieder in Ordnung. Irgendwie war es dem Dämon gelungen, die Wirkung des Geschosses aufzuheben.
    Ich konnte ihn nicht mehr erreichen. Im nächsten Moment verschwand er in der Nebenstraße. Bis ich die Ecke erreicht hätte, wäre er schon eine halbe Meile weiter gewesen.
    Über den Trick des Dämons, seine Schulter zu heilen, brauchte ich mir nicht lange den Kopf zu zerbrechen. Die Panik auf den Bürgersteigen legte sich. Die Menschen bildeten einen Kreis um einen jungen Mann. Er hielt sich die Schulter, schrie entsetzlich und gebärdete sich wie rasend.
    Ich mußte schnellstens helfen, bevor ein noch größeres Unglück geschah.
    ***
    »Lassen Sie mich durch! Polizei! Machen Sie Platz!« Ich kämpfte mich durch die Menschenmassen. Die Schaulustigen versperrten den Weg. Von Ferne hörte ich Polizeisirenen. Sie näherten sich nur langsam. Wahrscheinlich waren im ganzen Viertel die Straßen verstopft.
    Endlich hatte ich mich zu dem jungen Mann durchgekämpft. Er preßte die Hand auf seine Schulter. Über seine Finger sickerte Blut.
    Das war aber noch nicht das Schlimmste. Viel schwerer war für den Unglücklichen der Schock. Seine Augen waren weit aufgerissen. Er schien seine Umgebung gar nicht wahrzunehmen. Stöhnend und schreiend torkelte er im Kreis herum und wußte nicht, was er machen sollte.
    Der Dämon hatte seine eigene Verletzung auf diesen jungen Mann übertragen. Der böse Geist kannte keine Skrupel.
    Ich packte den Mann am gesunden Arm und wollte ihn festhalten, doch er begann zu schreien und wehrte sich gegen mich. Es blieb mir nichts anderes übrig. Ich versetzte ihm eine Ohrfeige.
    Sein Schreien brach abrupt ab. Er starrte mich entsetzt an, aber in seine Augen kehrte Leben zurück. Der Schock ließ nach. Ich konnte ihn festhalten, ohne ihn ärger zu verletzen.
    Unter den Umstehenden erhob sich unwilliges und wütendes Gemurmel. Die Leute schrien, ich sollte den Ärmsten doch in Ruhe lassen. Sie verstanden nicht, daß ich ihm nur helfen wollte.
    »Ganz ruhig, mein Junge«, sagte ich zu dem Verletzten. »Ich bin von Scotland Yard! Ganz ruhig!«
    »Der Kerl hat geschossen!« schrie jemand und zeigte auf mich.
    Die Leute rückten bedrohlich näher. Ich konnte mich nicht gleichzeitig um den Verletzten kümmern und mir die Leute vom Hals halten.
    Zwei Polizisten erlösten mich aus dem Dilemma. Sie trieben die Menschen zurück und nahmen Haltung an, als sie meinen Ausweis sahen.
    »Wir bringen ihn zu meinem Wagen«, entschied ich. Die Polizisten bahnten mir einen Weg, und ich führte den Verletzten. Er wurde von Schritt zu Schritt schwächer, so daß ich ihn zuletzt mehr trug als daß er ging.
    Als ich ihn endlich in meinem Bentley auf dem Nebensitz hatte, tauchte die nächste Schwierigkeit auf. Inzwischen hatte sich nämlich ein Krankenwagen Bahn gebrochen. Der Arzt wollte sich unbedingt um den Mann

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