0063 - Sandra und ihr zweites Ich
hatte ihn verjagt.
Blieb noch der gorillaähnliche Geist. Die rechte Pranke schlenkerte kraftlos an seinem Arm. In den Höhlen des Totenschädels glühte es tückisch auf. Mit einem röchelnden Knurren umschlich er mich und lauerte auf seine Chance.
Für einen Moment ließ ich die Satansstatue aus den Augen. Ich drehte mich mit dem Dämon mit und wandte der Statue den Rücken zu.
Ein triumphierender Aufschrei aus dem Mund des Totenschädels warnte mich. Gedankenschnell warf ich mich zu Boden.
Die Satansstatue rasierte haarscharf über meinen Kopf hinweg. Wäre ich stehengeblieben, hätte mir die schwere Steinfigur den Schädel zerschmettert.
Der Dämon mit dem Aussehen eines Gorillas witterte seine Chance. Er glaubte wohl, ich würde von der Statue außer Gefecht gesetzt, und wollte mir den Rest geben.
Heiser hechelnd stürzte sich die Bestie auf mich und breitete die Arme aus, als wollte sie mich an ihrer Brust zerquetschen. Als der Dämon merkte, daß ich noch ganz in Ordnung war, hielt er an, als wäre er gegen eine unsichtbare Mauer geprallt.
Mein Gegner vermutete wahrscheinlich, ich würde zurückweichen. Doch statt dessen warf ich mich dem Ungeheuer entgegen, prallte gegen die haarige Brust und bohrte Gemme und silbernes Kreuz von beiden Seiten in den Körper des Dämons.
Es war, als habe ich einen Ballon angestochen. Die Bestie erschlaffte in meinem vernichtenden Griff, sank in sich zusammen, und innerhalb weniger Sekunden fiel das leere Fell auf den Boden. Der Totenschädel löste sich aus der Umhüllung und rollte über die Steinplatten. Er stieß gegen die Wand und zerbrach knackend in unzählige Bruchstücke. Und als ich nach den Überresten zu meinen Füßen sah, zerfielen diese soeben zu Staub. Die beiden Dämonenwächter des Kellerraumes hatten sich ihrer körperlichen Hülle entledigt.
Ihre Aufgabe war erledigt. Sie brauchten die Satansstatue nicht länger gegen Entdeckung und gegen Angreifer abzuschirmen. Ihr schärfster Gegner hatte das Versteck entdeckt, und die Statue zog sich zurück.
Ehe ich sie aufhalten konnte, blähte sich die Steinfigur noch einmal auf. Ich ahnte das Kommende.
Die Satansstatue, in der ein Dämon hauste, mußte fliehen. Doch vorher würde sie versuchen, mich zu töten.
Ich riß das Kreuz und die Gemme schützend vor mein Gesicht. Nur so überlebte ich den gewaltigen roten Lichtblitz, in dem die Statue verschwand.
Sekundenlang war ich geblendet. Als ich wieder klar sehen konnte, wurde der Kellerraum nur mehr vom Schein meiner Kugelschreiberlampe erhellt. Ich war ganz allein.
Es war mir wieder nicht gelungen, einen entscheidenden Schlag gegen den Dämon zu führen, der diese Verbrechensserie ausgelöst hatte. Ich hatte ihm nur eine weitere Niederlage zugefügt, doch die entscheidende Auseinandersetzung stand noch bevor.
Die Satansstatue hatte nun irgendwo ein neues Versteck. Da machte ich mir gar keine Illusion. Und sie steuerte weiterhin die Serie des Grauens, die sie durch die Ermordung Sandra Stanwicks ausgelöst hatte.
Ich verließ den Keller. Das Wasser, das mich zuerst abgeschreckt hatte, war völlig verschwunden. Die magischen Kräfte waren nicht mehr wirksam.
Ich kletterte an die Oberfläche und kehrte zu meinem Bentley zurück. Zwar mußte ich schon wieder eine ganze Garnitur von Kleidern auf den Müll werfen, aber ich nahm wenigstens eine tröstliche Gewißheit mit.
Auch der Dämon in der Satansstatue war verwundbar. Ich war fest entschlossen, ihn zu vernichten.
***
Obwohl Jane Collins keine Heizungsexpertin war, hatte sie es geschafft. Der Brenner der Ölheizung fauchte und spuckte, aber er lief auf vollen Touren und erzeugte eine Menge schwarzen Qualms. Gleichzeitig hatte sie das Abzugsrohr vollständig verlegt, so daß der Rauch in den Raum drang.
Jane hatte einen feinen Luftzug festgestellt. Er kam unter der Metalltür aus dem Keller herein und strich zu einer Lüftungsklappe dicht unter der Decke. Diese Öffnung führte ins Freie.
Wenn Nachbarn den schwarzen Qualm sahen, verständigten sie die Feuerwehr oder kamen selbst dem Ehepaar Flint zu Hilfe. Wie auch immer, ein Fremder würde den Heizungskeller betreten und Jane befreien.
Sie mußte nur so lange durchhalten, bis jemand kam. Vergiftete sie sich allerdings vorher schon an dem dicken schwarzen Rauch, war alles umsonst gewesen.
Die Luft wurde immer trüber. Der Rauch zog nicht nur zu der Öffnung, sondern breitete sich im Raum aus. Der Qualm reizte Jane zum Husten und brannte in ihrem
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