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0064 - Der Hexer von Paris

0064 - Der Hexer von Paris

Titel: 0064 - Der Hexer von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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an.
    Ich sah den Schatten zuerst. Geduckt hockte er sich zwischen Regal und der hohen Kellerdecke. Ein Gesicht erschien über dem Regalrand, dazu ein kleines Blasrohr, darüber zwei gefährlich funkelnde Augen. Das Gesicht war eine bösartige Grimasse.
    »Vorsicht!« schrie ich.
    Suko und ich spritzten auseinander.
    Wir warfen uns nach rechts und links, prallten beide gegen die Regale. Ich hatte die bessere Position, drehte mich etwas und feuerte.
    Der peitschende Knall hallte durch den Keller, genau in dem Augenblick, als der Zwerg den Pfeil auf die Reise schickte.
    Meine Kugel war um eine Idee schneller. Sie traf den Zwerg unterhalb des Blasrohres.
    Der kleine Teufel verriß, und der Pfeil flog an meinem Ohr vorbei. Fast hätte er noch das Läppchen berührt, so haarscharf nur entging ich dem grausamen Schicksal.
    Sofort sprang ich vor. Duckte mich dabei, um ein möglichst kleines Ziel zu bieten.
    Um Suko konnte ich mich jetzt nicht kümmern, denn vor mir sprang aus einem Quergang ein weiterer Zwerg.
    Sukos Waffe krachte.
    Der Zwerg zuckte zusammen und wurde zu Boden gestoßen.
    Ich drehte mich um.
    »Danke, Suko!«
    Da verzerrte sich sein Gesicht. Die Augen wurden unnatürlich groß, und plötzlich wankte der Chinese.
    Er war getroffen.
    Ich weiß nicht, was ich in diesen Augenblicken dachte, ich stand nur steif vor Entsetzen.
    Schwer fiel Suko zu Boden.
    Auf dem Bauch blieb er liegen.
    Aus seinem Hals ragte der Schaft des Pfeils.
    Was wir unter allen Umständen vermeiden wollten, war eingetreten. Suko hatte es erwischt.
    In mir erwachte ein rasender Zorn. Ich sah den Zwerg, wie er abermals sein Blasrohr an die Lippen führte, um mir einen Pfeil entgegenzujagen.
    Ich hob die Waffe!
    Mein Finger krümmte sich um den Abzug, der Druckpunkt war erreicht. Jetzt!
    Da traf mich der Pfeil in den Nacken.
    Ich schoß noch, aber die Silberkugel fegte in den Boden und hinterließ dort eine dicke Furche. Wie in Zeitlupe erlebte ich die nächsten Sekunden. Vom Nacken her bis zum Steißbein wurde plötzlich alles steif. Das Gift wirkte rasend schnell. Statt Blut, schien Blei durch meine Adern zu rinnen. Alles begann sich vor meinen Augen zu drehen.
    Schattenhaft sah ich zahlreiche Zwerge aus den Quergängen auftauchen, sah die häßlich verzogenen Gesichter. Die kleinen Bestien lachten und tanzten.
    Ich wollte den Arm ausstrecken und hineinschlagen zwischen diese Teufel, doch ich schaffte es nicht mehr.
    Das Gift wirkte.
    Rasend schnell kam der Erdboden auf mich zu. Ich fiel – fiel – und fiel…
    Dann wußte ich nichts mehr.
    ***
    Jane Collins war ein mutiges Mädchen, sonst wäre sie nicht Londons erfolgreichste Privatdetektivin, aber sie wußte auch, daß Vorsicht besser als Nachsicht ist. Mit anderen Worten, sie stürzte sich nicht Hals über Kopf in das Paris-Abenteuer, sondern holte sich vorerst Rücksendung.
    Und zwar bei Superintendent Powell.
    Im Yard traf sie ihn nicht mehr an, aber zu Hause. Sir Powell lag noch nicht im Bett, die Besprechung hatte länger gedauert und sich bis in die Nacht hingezogen.
    »Entschuldigen Sie die Störung«, sagte Jane, »aber…«
    »Unsinn, Sie rufen ja nicht ohne Grund an. Was kann ich also für Sie tun?«
    Jane Collins sprach mit Sir Powell über den Anruf des Mädchens. Und sie sagte ihm auch, daß sie nach Paris fliegen wollte.
    »Ich kann Sie nicht daran hindern, Miß Collins. Allerdings wird Mr. Sinclair auch ohne Ihre Hilfe auskommen.«
    »Hat er denn schon etwas von sich hören lassen?« fragte Jane.
    »Nein.«
    »Er ist bestimmt in Gefahr, Sir. Wir müssen etwas unternehmen.«
    »Wir haben schon genug unternommen, Miß Collins. John Sinclair ist sogar in offizieller Mission unterwegs, das heißt, er arbeitet mit der französischen Hand in Hand. Ich kann Sie aber nicht im offiziellen Auftrag nach Paris schicken. Die Leute dort würden mich für verrückt halten.«
    »Ich fliege trotzdem«, antwortete Jane starrköpfig.
    »Daran kann ich Sie nicht hindern. Doch es ist Ihre reine Privatsache.«
    »Okay, Sir. Und Gute Nacht.«
    Zornig legte Jane Collins auf. Diese bürokratische Halsstarrigkeit regte sie auf, aber gegen Vorschriften und Paragraphen konnte auch ein Mann wie Sir Powell nicht an, obwohl er sicherlich im Innern seines Herzens wünschte, daß auch Jane Collins in den Fall mit eingriff.
    Aber allein in Paris? Ohne Unterstützung? Das gefiel Jane Collins nicht gerade. Sie überlegte, wen sie in der französischen Hauptstadt kannte, doch Freunde hatte sie dort

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