Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0064 - Die Mühle der Toten

0064 - Die Mühle der Toten

Titel: 0064 - Die Mühle der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
Vom Netzwerk:
nächtliche Dorf, das magische Amulett in der Tasche. Es regnete. Die Scheinwerfer durchbohrten das Dunkel, beleuchteten die kleine Brücke über die Charente. Zwei Minuten später hielt Morgand vor der düsteren alten Mühle.
    Er nahm die Stabtaschenlampe vom Beifahrersitz und ein silbernes Messer mit magischen Zeichen aus dem Handschuhfach des Renault. Das Messer schob er in den Gürtel, das Amulett nahm er in die Hand.
    Dann stieg er aus, leuchtete mit der Stablampe und lief schnell und mit eingezogenem Kopf durch den Regen zum Haupteingang der Geistermühle. Er zog die Tür hinter sich zu. Dumpf fiel sie ins Schloß, mit einem Laut, der in dem alten Gebäude widerhallte.
    Es war kalt, und es zog von allen Seiten. Die Wendeltreppe war jetzt wieder zusammengebrochen. Im Licht der Taschenlampe sah Morgand die Holztrümmer.
    Er dachte daran, daß Roger Defils erhängt draußen am Windmühlenflügel baumelte, und für einen Augenblick schauderte ihn. Aber Morgand fing sich schnell wieder.
    Er hatte seine Fehler, aber Feigheit gehörte nicht dazu. Er leuchtete und suchte unter den Holztrümmern herum. Morgand fand seine Luger aber nicht, die Zamorra am Nachmittag weggeworfen hatte.
    Vielleicht lag die Neun-Millimeter-Pistole auch oben.
    Das magische Amulett zeigte Morgand die Fallgrube mit den Eisenspitzen. Er schaute sich nun im Untergeschoß der Mühle um, und er betrat den großen Raum, in dem früher das Getreide gemahlen worden war. Die ganze Anlage war verrottet und schon lange nicht mehr in Betrieb. Das Kammrad an der Wand, das von Windund Wasserkraft angetrieben wurde, war zerbrochen.
    Das Mühlengetriebe fehlte völlig, und das Mahlsteingehäuse wies Sprünge auf. An der Wand standen zwei schwere alte Mühlsteine.
    Es roch modrig und nach dem Mauerschwamm im alten Gemäuer.
    Aber bisher hatte sich noch nichts Übernatürliches gezeigt. Morgand beschloß, die Beschwörung hier vorzunehmen. Ohne Zeit zu verlieren, zeichnete er mit dem silbernen Messer einen magischen Kreis auf den Steinfußboden.
    Er stellte sich hinein. Seine Stimme hallte in dem hohen, kalten Raum, als er die Worte der Anrufung sprach. Zamorras Amulett ließ er keinen Augenblick aus der Hand.
    »Beau Gunod«, endete er auf Lateinisch, »wo immer du auch dich befindest, ich befehle dir, komm her zu mir! Komm an diesen Ort, aber ohne Lärm und Gestank!«
    Etwas raschelte. Zwielicht erhellte den Raum, in dem zuvor nur die Taschenlampe geleuchtet hatte. Die hochgewachsene Gestalt des Dämons schien direkt aus dem Mauerwerk zu treten. Beau Gunod trug wieder Umhang und Barett. Er trat in der Gestalt eines stattlichen und bildschönen Mannes auf. Nur seine glimmenden Pupillen, die Krallen an den Fingern und das leichte Humpeln, das seinen Pferdefuß verriet, störten den Eindruck.
    Morgand roch keinen Gestank.
    Als hätte er seine Gedanken gelesen, sagte der Dämon: »Ich bin doch kein Barbar, daß ich mich auf eine so unkultivierte Weise einführe. Was kann ich für Sie tun, Monsieur Morgand? Ich sehe, Sie haben sich Professor Zamorras magisches Amulett angeeignet. Liege ich recht mit der Annahme, daß er es Ihnen nicht freiwillig überlassen hat?«
    »Rede nicht so geleckt«, sagte Morgand. »Jetzt hör mir mal genau zu, Beau Gunod. Ich habe schon mehr Geister beschworen. Das magische Amulett gibt mir die Macht, die mir bisher fehlte. Du wirst mir gehorchen. Du wirst alles tun, was ich sage. Mit dem Spuk in der Mühle ist es vorbei. Das ist einmal das erste.«
    Der Dämon rümpfte die Nase, wie es der Sonnenkönig Ludwig der XIV. nicht besser hingekriegt hätte. Sein ganzes Wesen drückte Hochmut und Verachtung aus.
    »Glauben Sie wirklich, Sie können mich dirigieren, Monsieur? Das haben schon andere versucht. Ich gehorche Luzifer und Satan, sonst hat mir keiner was zu sagen.«
    »Das wollen wir gleich einmal ausprobieren.«
    Morgand schwang das an der Kette baumelnde Amulett und rezitierte die Bannformel, die den Dämon seinem Willen unterwerfen sollte. Er führte mit dem Amulett imaginäre Schläge aus.
    Der Dämon schrie auf, krümmte sich. Feuermale brannten durch seine Kleidung hindurch, ließen ihn sich vor Qualen winden.
    »Aufhören!« schrie der Dämon. »Um Satans willen, hören Sie auf! Ich spüre es, Sie sind mein Herr! Au, au, ah, oh!«
    Er schrie fürchterlich, wälzte sich am Boden. Rauch stieg von seinem Körper auf. Morgand lachte begeistert. Er führte noch ein paar Schläge. Der Dämon wimmerte, als er aufhörte.
    »Jetzt weißt

Weitere Kostenlose Bücher