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0066 - Dämonenrache

0066 - Dämonenrache

Titel: 0066 - Dämonenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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den Werbern alles über den Kalifensohn Amin zu entlocken. Er tat, als stünde er ganz auf ihrer Seite.
    Bei Chadischa, in deren Gemächern das Bild des Kalifensohnes Amin stand, redete er aber ganz anders. Die Werber ließen es sich nicht nehmen, zu Chadischa selbst zu reden, und sie schilderten Amin in den leuchtendsten Farben. Auch sein Bild beeindruckte sie.
    Aber Sultan Oman wußte, diesen guten Eindruck zunichte zu machen.
    »Amin ist ein grober Geselle«, sagte er zu Chadischa und wackelte mit seinem Kopf, auf dem ein schwerer, mit Edelsteinen verzierter Turban saß. »Er hat nur Interesse am Krieg und an der Jagd. Vorn auf der Brust trägt er eine gezackte, blaurote Narbe, die vom Säbelhieb eines Seldschuken herrührt, und hinten auf dem Rücken hat er ein großes Muttermal, aus dem Haare sprießen.«
    Chadischa schüttelte sich.
    »Pfui, wie ekelhaft! Nein, den nehme ich nicht zum Mann. Ich frage mich, wie überhaupt eine Frau einen solchen Mann anblicken kann.«
    So hatte der Sultan Oman sie verblendet. Er freute sich mächtig.
    Obwohl er Harun al-Raschides Geschenke genommen hatte, reiche Schätze und Kostbarkeiten, prächtige Pferde und auserlesene Sklaven, machte er auch diese Werbung zunichte.
    Als er mit dem Führer der Gesandtschaft sprach, die Harun al-Raschid mit der Werbung betraut hatte, raufte er sich seinen Bart und streute Asche auf seinen Kopf.
    »Oh! Oh! Oh!« rief er. »Chadischa sagt, daß sie eine unüberwindbare Abneigung gegen den Sohn des Kalifen verspürt. Sie hat versucht, dagegen anzukämpfen, aber es nutzt nichts. Nicht einmal sein Bild kann sie längere Zeit anschauen. Soll ich sie zwingen, ihr Leben in Trauer und Unglück zu verbringen? Soll ich sie fern von hier in Bagdad dahinsiechen lassen? Amin kann jede andere Frau und jedes Mädchen haben. Was soll er mit Chadischa, über die er doch nur Zorn empfände, weil sie ihm keine gute Frau sein könnte. Ich will ihm zwanzig ausgewählte schöne Mädchen schicken, über die er Chadischa vergessen wird.«
    Der Führer der Gesandtschaft wurde sehr zornig, als er das hörte.
    Aber Harun al-Raschid hatte keinen Dummkopf mit dieser Mission betraut, und so beherrschte er sich.
    »Du mußt wissen, was du tust, Oman al-Bakr«, sagte er. »Es wäre für deine Tochter längst an der Zeit, zu heiraten, und einen Besseren als den Sohn des Kalifen könnte sie nicht finden. Wenn du die Laune eines jungen Mädchens, das sicher noch seine Ansicht ändern würde, überbewerten willst, ist es deine Entscheidung. Aber denke auch daran, daß du ein Bündnis mit Harun dem Rechtgeleiteten hast – möge Allah ihm ein langes Leben schenken! – und daß du ohne dieses leicht Schwierigkeiten mit deinen Nachbarn bekommen könntest!«
    »Es ist keine Laune meiner Tochter Chadischa, sie hat ihr Herz genau erforscht«, sagte Oman al-Bakr. »Es ist auch nicht meine Entscheidung, sondern die ihre. Niemand bedauert sie mehr als ich. Der weise Kalif wird wissen, daß man das Herz eines Menschen nicht zwingen kann, und daß eine erzwungene Ehe weder seinem Sohn noch meiner Tochter Glück brächte.«
    »Wie du meinst, Oman al-Bakr. Wie du meinst. Du gestattest, daß ich morgen aufbreche, denn der Weg nach Bagdad ist sehr weit und ich will meinen Herrn die Nachricht bald bringen.«
    Am nächsten Tag in aller Frühe verließen die Werber des Kalifen ohne Abschied die Stadt. Sultan Oman al-Bakr aber freute sich gewaltig. Wenn sogar der Sohn des Kalifen zurückgewiesen worden war, würde sich kein anderer Freier mehr hertrauen, so meinte er.
    Er irrte sich. Schon wenige Tage später kam der Sultan von Marrakesch; dessen Gebiet an das von Oman al-Bakr grenzte. Zadad der Grausame, der Sultan von Marrakesch, war erst seit ein paar Monaten Herrscher. Er war seinem weit älteren Halbbruder Mansur auf den Thron gefolgt, und es wurde gemunkelt, daß Mansur keines natürlichen Todes gestorben sei.
    Marrakesch, immer schon ein Räubernest, war noch viel schlimmer geworden, seit Zadad der Grausame herrschte. Keine Karawane kam ihm ungeschoren davon und seine Schiffe durchstreiften die See und plünderten die Küste.
    Dieser Zadad, ein finsterer, einäugiger Mann von wildem Wesen, warb um die schöne Chadischa. Natürlich wurde auch er abgewiesen. Zadad schwor wutschäumend Rache.
    Sofort nach seiner Rückkehr nach Marrakesch begann der Krieg.
    Es stellte sich schnell heraus, daß die Truppen des Sultans von Tingis, denen des Raubherrschers von Marrakesch nicht gewachsen waren.

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