0066 - Dämonenrache
anzuvertrauen. Ihr Stolz und ihre Eitelkeit verboten es ihr. Sie hatte so viele Männer zurückgewiesen, die Besten, die Elite, weil sie ihr nicht gut genug gewesen waren.
Jetzt schreckte sie davor zurück, zu bekennen, daß sie die Frau eines scheußlichen und verworfenen Zauberers, eines Dschinns, geworden war.
So konnte Kadir Muktadim, Abu Dschafar, weiter sein Unwesen treiben. Sein Kind zeugte er in einer Vollmondnacht. Er hatte Chadischa Betäubungsgetränke gegeben, doch trotzdem erwachte sie. Das Ritual, das sie halbbetäubt in Bruchstücken miterlebte, war so scheußlich, so furchtbar, gemein und demütigend, daß alle Fröhlichkeit der Jugend aus Chadischa schwand.
Kadir stellte es ihr so hin, als sei es ein Alptraum gewesen, als sie am nächsten Tag schreiend in ihren Gemächern erwachte. Aber ihre unterschwelligen Ängste verließen sie nie mehr.
Hätte Chadischa das Ritual bei vollem Bewußtsein über sich ergehen lassen müssen, wäre sie sicher gestorben oder wahnsinnig geworden.
So aber belog sie sich selbst, und der Schrecken währte noch eine Weile. Chadischa hatte aber einen unüberwindbaren Abscheu vor ihrem Mann und ein geheimes Grauen. Ihre alte Amme, die sie mitgenommen hatte in den neuen Palast und die treu zu ihr hielt, verriet ihr schließlich die Wahrheit.
Sie hatte sie von den Palastdienerinnen erfahren, lasterhaften Weibsbildern, vielen Ungläubigen darunter, die fremden Göttern und Götzen anhingen. Chadischa hatte nicht geträumt. Das Kind, das sie erwartete, sollte eine furchtbare, böse Kreatur von außerhalb dieser Welt sein.
Mit seiner Hilfe, und es würde schnell heranwachsen, wollte Kadir Muktadim ein Reich des Chaos und der Finsternis errichten. Vieles hatte die alte Amme nicht verstanden, und auch Chadischa begriff es nicht.
Von dem bösen Götzen des Sternes Algol war die Rede, von Kreaturen außerhalb von Raum und Zeit, die älter waren als die Menschheit und die in Finsternis und Wahnsinn dämmerten. Kadir Muktadim war einen fürchterlichen Weg gegangen. Seine Forschungen hatten Dinge aus dem Dunkel ans Licht gerissen, von denen kein Mensch etwas wissen wollte.
Chadischa war entsetzt. Zuerst wollte sie mit der Amme Aischa fliehen. Aber dann dachte sie, daß sie so nur die Aufmerksamkeit des Dschinns auf sich gelenkt hätte, der ihr Mann war. So sandte sie heimlich ihrem Vater Nachricht und teilte ihm alles mit.
Oman al-Bakr sagte ihr bei ihrem nächsten Besuch in seinem Palast, er werde alles tun, um Kadir Muktadim, Abu Dschafar, zu vernichten. Damit er keinen Verdacht schöpfte, sollte Chadischa vorerst bei ihm bleiben.
Dem alten Sultan grauste nun auch vor seiner Tochter, die das Kind einer solchen Bestie im Leib trug. Chadischa kehrte in ihren Palast zurück. Ihren Mann sah sie nur einmal die Woche für ein paar Minuten, wenn er sich nach dem Stand ihrer Schwangerschaft erkundigte.
Sie wurde gehegt und gepflegt. Aber es entging ihr nicht, daß die Aufmerksamkeit der Dienerinnen für sie von einer höhnischen und grausamen Art war. Auch wenn sie es nicht zeigen wollten.
Die Amme Aischa verschwand spurlos. Chadischa sah einmal des Nachts ein scheußliches formloses Ding, das sich wimmernd in einer schmierigen Felsenzelle wälzte. Sie hatte wieder einen seltsamen Trank untergeschoben bekommen, und sie versuchte verzweifelt, sich einzureden, daß es sich um eine Alptraumvision gehandelt habe. Daß sie nicht wirklich in die unterirdischen Gewölbe hinuntergeführt worden sei, wo die arme alte Aischa völlig ohne Knochen dahinvegetierte.
Der Tag von Chadischas Niederkunft rückte näher. Sie sah ihm mit Grauen entgegen. Oman al-Bakr, der alte Sultan, aber hatte endlich seine Fehler eingesehen und sich Harun al-Raschid auf Gnade und Ungnade unterworfen.
Er hatte dem großen Kalifen alles geschrieben und ihm nichts verheimlicht. Sein ganzes Sultanat versprach er ihm, wenn er ihn nur von der Bestie befreite, die sich in seiner Stadt eingenistet hatte, als Mann seiner Tochter.
Der große Kalif Harun, den die Bücher den Rechtgeleiteten Allahs nennen, haßte die Dschinns und Dämonen, die schwarze Magie, und das aus ihr resultierende Unheil. Er zog seine Weisen zu Rate.
Sie lasen die alten Bücher, die unter strengem Verschluß gehalten wurden, schauten in ihre Kristallkugeln und forschten mit Mitteln der Weißen Magie.
Endlich fanden sie Rat. Kadir Muktadim, Abu Dschafar, der Vater des Grauens, sollte mit einem Mondstein gebannt werden, einem Opal von einer fernen
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