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0066 - Dämonenrache

0066 - Dämonenrache

Titel: 0066 - Dämonenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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Oman al-Bakrs Soldaten waren in der langen Friedenszeit fett und träge geworden.
    Sie stolperten über ihre eigenen Lanzen und Speere und beim Bogenschießen verwundeten sie sich gegenseitig. Wenn sie das Krummschwert schwangen, ermüdeten sie bald, und überhaupt waren sie bei der Flucht eifriger als beim Angriff oder beim Kampf.
    Trotzdem hielten sie Zadad des Grausamen Truppen immerhin solange auf, daß Oman al-Bakr Eilboten zu Harun al-Raschid schicken und dessen Antwort erhalten konnte. Die Antwortschrift des großen Kalifen war denkbar knapp abgefaßt, mit allen Geboten der Öffentlichkeit, aber sehr kühl.
    ›Meine Truppen sind an der Ostgrenze und in den Südprovinzen gebunden, wo die Nubier unruhig sind‹, lauteten die Kernsätze der Antwort des Kalifen. ›Da wir nicht durch familiäre Bande miteinander verknüpft sind, ist es mir unmöglich, mein eigenes Reich auf das Spiel zu setzen um das deine zu retten‹.
    Oman al-Bakr erhielt diese Nachricht, kurz bevor der Feind die Stadt Tingis einschloß, zu Lande und auch auf dem Meer. Der Sultan zerriß seine Kleider, raufte sich den Bart und streute Asche auf seinen Kopf. Aber diesmal freute er sich nicht heimtückisch dabei, weil er wieder einen hartnäckigen Freier hatte abweisen können.
    ***
    »Eine sehr interessante Geschichte für einen Historiker«, sagte Bill Fleming. »Aber könnten wir jetzt nicht zur Sache kommen.«
    »Wir haben Zeit«, beruhigte ihn Zamorra. »Erzähl weiter, Chadischa.«
    Und die schöne, von einer leuchtenden Aura eingehüllte Erscheinung sprach weiter. Leise erklang die Melodie der Chadischa und untermalte ihre Worte.
    Zur Verteidigung der Stadt Tingis taugten die Soldaten Oman al-Bakrs auch nicht viel. Die Vorräte waren knapp, die Katapulte und anderen Verteidigungsgeräte in einem miserablen Zustand. Die Stadt Tingis hatte keine Chance, sich zu halten.
    Zadad der Grausame schwor, er werde jeden fünften Einwohner töten und die Stadt vierzehn Tage lang plündern und brandschatzen lassen. Dem alten Sultan wollte er die Haut abziehen und sich aus seinem Schädel eine silberne Schale machen lassen.
    Oman al-Bakr hatte furchtbare Angst. Längst wünschte er, seine Tochter dem Sohn des Kalifen gegeben zu haben. Er verfluchte sich jetzt, weil er nicht beizeiten einen Freier akzeptiert hatte, bevor jetzt dieser vor den Toren der Stadt die Werbung mit der blutigen Spitze des Krummschwertes brachte.
    Da ritt ein Mann auf einem kohlschwarzen Pferd in den Palast, in dem Jammern und Wehklagen herrschte. Er war hochgewachsen, schlank und prächtig gekleidet, der schönste und stattlichste Mann, den man je in Tingis gesehen hatte. Er sprach mit dem Sultan.
    »Ich verfüge über große Macht«, sagte er. »Wenn du mir deine Tochter gibst, will ich die Stadt und dein Reich retten.«
    Sie redeten eine Weile. Dann ließ Oman al-Bakr Chadischa holen, denn er war jetzt nicht mehr so überheblich und stolz wie früher.
    Chadischa gefiel dieser stattliche Freier sehr gut, zumal der Sultan nicht versuchte, ihn ihr auszureden oder sie gegen ihn aufzubringen.
    Sie nickte ihr Einverständnis, denn auch sie wußte, worum es ging.
    »Also gut«, sagte der Sultan. »Wenn du die Stadt rettest, soll Chadischa dir gehören.«
    Der Freier, der seinen Namen mit Kadir Muktadim angegeben hatte, verließ den Palast und verschwand spurlos. In derselben Nacht noch brach im Lager Zadad des Grausamen die Pest aus. Der Sultan von Marrakesch und viele seiner Soldaten starben in den nächsten drei Tagen.
    Der Rest flüchtete, so schnell er das Land verlassen konnte. Kadir Muktadim kam nun wieder und forderte Chadischas Hand, die ihm zugesagt worden war. Oman al-Bakr war der Fremde nicht geheuer.
    Obwohl er ein sehr schöner Mann war und immer sehr freundlich, mochte ihn niemand.
    Tiere wichen ihm aus, außer seinem eigenen Pferd, und die Hunde bellten, wenn er vorüberkam. Er war den Menschen unheimlich, sie fürchteten ihn.
    Oman al-Bakr erinnerte sich an die Worte, die ein abgewiesener Freier ihm einmal gesagt hatte.
    »Wenn dir kein Mensch auf dieser Erde als Mann für eine Tochter gut genug ist, vielleicht solltest du es einmal mit einem Dschinn versuchen«, hatte ihm der Freier gesagt. »Allah wird deinen Hochmut bestrafen.«
    Oman al-Bakr dachte sich eine schlaue Begründung aus, um Kadir Muktadims Ansprüche zurückzuweisen. Entweder war die Pest im Lager des Sultans von Marrakesch zufällig ausgebrochen, dann hatte Kadir Muktadim nichts getan, um die Stadt

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