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0066 - Dämonenrache

0066 - Dämonenrache

Titel: 0066 - Dämonenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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Tingis zu retten und konnte infolgedessen Chadischas Hand nicht beanspruchen. Oder er hatte die Pest verursacht.
    Dann war er ein Zauberer, und einem Zauberer würde Oman al-Bakr seine Tochter nicht geben.
    Da der Sultan sich von Kadir Muktadim wenig Verständnis für seine Gründe erhoffte, ließ er ihn gleich in den Kerker werfen. Sanftmütig war Oman al-Bakr zwar, aber nicht so sanftmütig, daß er sich einen Zauberer zum Feind gemacht und am Leben gelassen hätte.
    Kadir Muktadim, der geheimnisvolle Fremde mit der dunklen, prachtvollen Kleidung, sollte geköpft werden. Aber da ging Chadischa zu dem Sultan. Sie sagte ihm, sie werde sich töten, wenn er Kadir Muktadim hinrichten ließe. Oman al-Bakr konnte sie nicht von diesem Mann abbringen.
    Sie öffnete sich sogar die Pulsadern, als der Sultan hart und bei seiner Entscheidung blieb. Da gab Oman al-Bakr nach. Die Hochzeit wurde ausgerichtet. Chadischa sollte die einzige und Hauptfrau des Kadir Muktadim sein, dem Oman al-Bakr an der Küste einen prächtigen Palast erbauen ließ, mit Kuppeldächern, weißen Mauern und Bogenfenstern, zierlichen Säulen, Arkadengängen, Springbrunnen und Gärten.
    Die Hochzeit war prachtvoll, aber böse Vorzeichen ereigneten sich. Vögel fielen ohne Grund tot vom Himmel, in ganzen Scharen und Ziegen gaben blutige Milch. Kamele brachten Junge mit zwei Köpfen zur Welt und ein grüner Meteor stürzte vor Tingis ins Meer.
    Das Volk munkelte Böses. Aber Kadir Muktadim zog mit Chadischa in den neuen Palast.
    ***
    »Jetzt sind wir beim Thema«, sagte Bill Fleming. »So, die schöne, stolze Chadischa heiratete also den Zauberer Kadir Muktadim. War er damals schon ein Dschinn, oder wurde er es erst später?«
    »Das war im Jahre 179 der Hedschra, dem Jahr 800 der christlichen Zeitrechnung«, sagte die Erscheinung der schönen Chadischa. »Hört meine Erzählung weiter, dann werdet ihr alles erfahren.«
    Und sie fuhr fort: Kadir Muktadim kümmerte sich in der ersten Zeit sehr um seine junge Frau. Sie war bezaubert und behext von ihm, und sie verschloß ihre Augen und Ohren vor den schlimmen Dingen, die sie sah oder erfuhr.
    Die Sklaven und Diener fürchteten Kadir Muktadim wie den Teufel selber. Es gab Zimmer im Palast, die Chadischa nicht betreten durfte. Manchmal hörte sie nachts, nachdem Kadir sie verlassen hatte, unheimliche Töne oder sah seltsame Lichter.
    In der Stadt wurde gemunkelt, Menschen verschwänden auf ungeklärte Weise. Chadischa hörte von ihren Dienerinnen, daß es unter dem Palast einen Kanal geben sollte, der direkt zum Ozean führte.
    In diesem Kanal verschwanden Dinge, die grauenvoll waren und die keines Menschen Augen erblicken durfte.
    Der Sultan kam oft zu Chadischa oder sie war in seinem Palast zu Gast. Er versuchte, sie über ihren Mann Kadir auszuhorchen. Aber Chadischa schwieg. Als Schwiegersohn des Sultans hatte Kadir Muktadim große Macht und großes Ansehen in der Stadt.
    Er nutzte beides aus, auch den Reichtum, den er gewonnen hatte.
    Karawanen brachten ihm merkwürdige Dinge. Mumien aus dem fernen Ägypten. Lehmtafeln aus Mesopotamien, die von verfluchten Stätten geholt worden waren und die entsetzliche Inschriften bargen. Schriftrollen und seltsame Dinge, deren Zweck den Uneingeweihten oft völlig unerfindlich blieb.
    Ein paar Jahre vergingen. Chadischas vierundzwanzigster Geburtstag rückte heran, als sie spürte, daß sie schwanger war. Der Widerstand gegen Kadir Muktadim war in der Stadt mehr und mehr gewachsen. Der verfluchte Zauberer wurde nur noch Abu Dschafar genannt, der Vater des Grauens.
    Längst schon hätte man ihn gesteinigt, verbrannt oder im Meer ersäuft, wenn er nicht der Schwiegersohn des Sultans gewesen wäre.
    Oman al-Bakr regierte immer noch, ein Greis im biblischen Alter von achtzig Jahren. Kaum einem Menschen war es in jener Zeit vergönnt, so alt zu werden.
    Kadir hatte sich im Laufe der Jahre mehr und mehr von Chadischa zurückgezogen. Er behandelte sie schlecht und gemein, beschimpfte sie und schlug sie zuweilen sogar. Vor der üblen Bande von Zauberern, Totschlägern und Halunken, die er um sich gesammelt hatte, demütigte er sie.
    Manchmal erschien er ihr in wechselnden, schauderhaften Gestalten, einen scheußlichen Gestank hinter sich lassend. Zu dieser Zeit ging schon die Rede, er habe einen Pakt mit furchtbaren dämonischen Wesen geschlossen und sei kein Mensch mehr, sondern ein Dschinn.
    Chadischa glaubte es, aber sie scheute davor zurück, sich Oman al-Bakr, ihrem Vater,

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