0066 - Todesgeister der Sahara
überdimensionalen Fledermäuse über ihn herfallen. Der Magier konnte die Todesgeister der Sahara auf ihn loslassen, diese Bestien mit den Raubtierköpfen. Oder Bill konnte sich in dem unübersichtlichen Labyrinth verirren und einsam in einem der Stollen verhungern.
Doch dann dachte der Reporter an seine Frau und sein Kind in London und daran, daß Hilfe in der Nähe war. Es fiel ihm gar nicht ein, daß seine Freunde in dem bevorstehenden Kampf unterliegen könnten.
Hätte Bill Conolly gewußt, welche Mittel dem Magier zur Verfügung standen, wäre sein Mut augenblicklich geschwunden.
Es war ohnedies nur der Mut der Verzweiflung, der ihn aufrecht hielt und ihn weiter durch die Stollen trieb – zum satanischen Vergnügen des Magiers, der jeden seiner Schritte beobachtete.
***
Suko rammte den Fuß auf die Bremse, als wäre vor uns eine Betonmauer aufgetaucht. Er kannte genau wie ich die Gefährlichkeit dieser Sandseen. Oberflächlich unterschieden sie sich in nichts von ihrer Umgebung, aber sie waren tückischer als ein schottisches Moor. Dieses konnte man wenigstens erkennen. Der Sandsee jedoch zog jedes Opfer in die Tiefe, ohne ihm die geringste Chance zu bieten.
Und das ging erschreckend schnell!
Der Landrover des unglücklichen Polizisten steckte erst kurze Zeit in dem trügerischen Sandsee, der dadurch entstanden war, daß sich in einer Talmulde feinster Staub angesammelt hatte. Der Wind hatte ihn hier zusammengetragen und abgelagert. Und nun schlang er ein Auto mit seinem Fahrer in die Tiefe.
Nicht, wenn es nach mir ging! Ich stieß die Tür auf und probierte vorsichtig, ob mich der Boden noch trug. Dicht neben unserem Wagen war er sicher.
Mit einem Satz war ich am Heck unseres Landrovers und riß die Schaufel aus der Halterung. Dann holte ich meinen Spezialkoffer und tastete mich langsam auf den verunglückten Wagen zu, wobei ich den Boden vor mir mit der Schaufel abtastete.
»Suko, Stricke und die Seilwinde!« rief ich, ohne mich umzudrehen. Ich behielt den versinkenden Wagen im Auge.
Hinter mir hörte ich meinen Freund rumoren. Außerdem vernahm ich Motorengeräusche. Kommissar Mahmuds Stimme hallte über die Wüste zu uns herüber. Ich kümmerte mich nicht weiter darum, sondern arbeitete konzentriert.
Der Polizist saß wie erstarrt hinter dem Steuer des Wagens. Das war sein Glück, denn jede Bewegung hätte das Fahrzeug tiefer in den Sand gegraben. Trotzdem mußte ich mich beeilen, da die Türen bereits zu einem Drittel verschwunden waren.
»Seilwinde bereit!« schrie Suko in meinem Rücken. »Seil mit Schlinge ebenfalls!«
Ich tastete mich noch drei Schritte weiter. Plötzlich, ohne erkennbare Veränderung der Oberfläche, fuhr die Schaufel haltlos in die Tiefe. Ich wankte und hätte beinahe das Gleichgewicht verloren. Erschrocken warf ich mich zurück und legte mich flach auf den Boden.
Dann war auch schon Suko neben mir. Er blieb aufrecht stehen. In seinen Händen schwang er die Schlinge wie ein Lasso. Ich legte die Hände wie einen Trichter an den Mund.
»Öffnen Sie vorsichtig das Fenster, wir werfen Ihnen ein Seil zu!« schrie ich zu dem Polizisten hinüber.
Er blickte mich an. Panik verzerrte sein Gesicht, und er befolgte meinen Rat nicht.
»Beeilen Sie sich, oder wollen Sie sterben?« brüllte Suko.
»Das hat keinen Sinn«, sagte ich zu meinem Freund und starrte angespannt zu dem Geländewagen hinüber. »Er steht noch immer unter dem Einfluß der Dämonen. Sie wollen ihn töten, weil er bei mir versagt hat!«
»Du mußt ihn herausholen!« rief Jane Collins. Ich wandte hastig den Kopf. Sie war mit Kommissar Mahmud gekommen, der mit seinen Leuten ratlos hinter mir stand. »John, der Mann ist völlig unschuldig! Du mußt ihm helfen!«
»Er hat versucht Monsieur Sinclair zu erschießen!« polterte der Kommissar. »Wie können Sie da behaupten, er wäre unschuldig?«
Jane widersprach heftig. Ich mischte mich in die Auseinandersetzung nicht ein, sondern öffnete meinen Koffer. Mit bebenden Fingern legte ich ein Reservemagazin in die Beretta und drückte Suko meine Ersatzberetta in die Hand.
»In die Karosserie«, riet ich ihm. »Und gib acht, daß du den Wagen nicht in Brand schießt! – Du am Heck, ich vorne!«
Wir legten an und leerten die Magazine auf den Landrover, der bereits zur Hälfte im Sandsumpf steckte. Ich wollte durch die Macht des geweihten Silbers völlig die Kräfte der Finsternis brechen. Dann würde sich der Polizist nach unseren Anweisungen halten.
Laut
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