0067 - Die Teufelssekte
aber es ist uns hinterher erst eingefallen.«
Donna Summers machte noch keine Anstalten, die Tür freizugeben. Ich trat neben Glenda und sagte: »Gestatten Sie, daß ich mich vorstelle. Mein Name ist John Sinclair.«
»Ich weiß«, sagte Donna.
»Woher?«
»Glenda hat oft von Ihnen gesprochen und Sie auch einige Male beschrieben. Sie haben einen interessanten Beruf, Mr. Sinclair.«
»Dann wissen Sie, daß ich beim Yard bin.«
»Ja.« Sie blickte mich forschend an, und ich glaubte, in ihren Pupillen einen kaum unterdrückten Haß schwelen zu sehen. »Wollen Sie nicht hereinkommen?«
»Gern.«
Wir betraten das Penthouse. Errichtet war es im Bungalow-Stil, das sah ich sofort. Die zum Süden hin führende Seite wurde von einer Glaswand eingenommen. Ein durch eine Doppeltür verschlossener Durchgang führte zu den anderen Räumen. Man sah durch das Fenster bis weit über die Themse, die sich wie ein graues Band durch die Millionenstadt schlängelte. Die Schiffe und Kähne sahen klein aus. Hin und wieder blitzten Schaumkronen auf den Wellen.
»Schöne Aussicht, nicht wahr?« fragte Donna Summers. Sie stand dicht hinter mir.
»Ja, kann man sagen.«
»Ich freue mich auch über dieses Haus.«
»Ist es nicht sehr teuer?« fragte ich.
»Was ist heute billig?«
»Da haben Sie auch wieder recht«, erwiderte ich. »Sie müssen sehr gut verdienen.«
Donna hob die Schultern. Ich hatte mich inzwischen umgedreht. »Es geht, Mr. Sinclair. Außerdem habe ich eine nicht unbeträchtliche Erbschaft gemacht. So läßt sich dieses kleine Häuschen schon finanzieren.«
Das Gespräch gefiel mir nicht. Kein Wort vom gestrigen Tag. Glenda stand wie angewachsen auf der Stelle und schaute zu Boden. Donna und ich belauerten uns wie zwei Raubtiere, bei dem einer auf eine Blöße des anderen wartet.
Dann ergriff Donna Summers die Initiative. »Darf ich nach dem Grund Ihres Besuches fragen, Mr. Sinclair. Ist er privat, oder sind Sie dienstlich hier?«
»Leider dienstlich.«
Ihre Augenbrauen ruckten in die Höhe. »Oh, was habe ich denn verbrochen?«
»Miß Perkins, meine Sekretärin, hat einige Aussagen gemacht, die mir gar nicht gefallen, aber leider mein Ressort berühren.«
»Was hat sie denn gesagt?«
»Es betrifft die vergangene Nacht.«
»Oh, wie pikant.« Sie lächelte.
Ich fragte mich, ob diese Donna Summers normal war. Diese Antwort hatte ich wirklich nicht von ihr erwartet.
»Was soll denn in der vergangenen Nacht geschehen sein, Mr. Sinclair?« fragte sie.
»Das müßten Sie doch wohl am besten wissen.«
»Nein, Sir, klären Sie mich bitte auf.«
»Nun stell dich nicht so dumm an, Donna«, mischte sich Glenda Perkins ein. »Du weißt genau, was ich in diesem verdammten Mausoleum erlebt habe. Oder hast du etwa keinen gläsernen Sarg gesehen. Oder nicht von Asmodina gesprochen? Willst du alles abstreiten?«
»Nein, Glenda.«
»Da sehen Sie’s, John!«
»Moment«, sagte Donna, »ich habe überhaupt nichts abzustreiten. Ich habe in der vergangenen Nacht geschlafen. Ich war hier. Ich weiß überhaupt nichts von einem Mausoleum oder von einem gläsernen Sarg und dieser Asmo… ich glaube, du hast dir einen Horrorfilm angesehen und ihn nicht verkraftet, Glenda.«
Glenda Perkins wurde sauer. »Nein, ich habe keinen Horrorfilm gesehen, sondern selbst den Horror erlebt. Das ist der Unterschied. Und du, Donna, hast eine der Hauptrollen gespielt. Es wird dir nichts nutzen, hier und jetzt alles abzustreiten, denn ich habe einen Zeugen. Das ist der Pfarrer der Kirche, die direkt neben dem Mausoleum liegt. Reicht das?«
»Dann hole mir doch den Zeugen.«
»So kommen wir nicht weiter, Miß Summers«, sagte ich. »Am besten ist, Sie begleiten mich zum Yard-Building. Dort können wir dann die ungelösten Fragen klären und Sie vor allen Dingen dem Pfarrer gegenüberstellen. Er wird Miß Perkins sicherlich erkennen.«
»Ist das eine Verhaftung?« fragte Donna Summers. Ihre Stimme klang plötzlich lauernd, und die Augen hatte sie zu schmalen Schlitzen verengt.
Plötzlich schien die Luft zwischen uns zu knistern. Wir standen dicht vor einer Entscheidung, das spürte ich mit jeder Faser meines Körpers.
»Nein, es ist keine Verhaftung«, erwiderte ich. »Nur eine Befragung, die ich in meinem Büro aufnehmen will, denn hier steht Aussage gegen Aussage. Sind Sie bereit, mit uns zu kommen?«
Donna Summers schwieg.
Ich wartete.
Glenda trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Auch sie spürte, daß etwas in der Luft lag.
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