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0068 - Wir holten sie vom Schiff

0068 - Wir holten sie vom Schiff

Titel: 0068 - Wir holten sie vom Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir holten sie vom Schiff
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einigermaßen auf der Höhe.
    »Komische Manieren«, brummte Phil, während er sich die Verdauungszigarette ansteckte. »Warten auf uns, fragen uns aus, schlagen uns nieder, lassen uns im Park zum Gaudium der Leute liegen und haben uns nicht mal einen Cent geklaut. Verstehst du das?«
    »No, leider nicht«, sagte ich. »Aber ich möchte es gern verstehen. Denn irgendwie scheint es mit der Johnson zusammenzuhängen. Ich weiß nur noch nicht wie.«
    »Auf jeden Fall ist mit dem Verschwinden der Johnson wirklich etwas faul. Sie hat sich nicht freiwillig abgesetzt, weil sie vielleicht die Gegend leid war oder aus ähnlichen harmlosen Gründen. Irgendetwas steckt dahinter.«
    Ich blies nachdenklich den Raüch meiner Zigarette aus.
    »Wir werden uns jetzt erst einmal den Liebhaber der jungen Dame ansehen«, schlug ich vor. »Diesen Mister O’Heaver oder wie der Kerl sonst heißen mag.«
    »Guter Gedanke, Jerry«, nickte Phil. »Gehen wir?«
    »Gehen wir.«
    Es machte uns keine großen Schwierigkeiten, die Wohnung von Mr. O’Heaver ausfindig zu machen. Wir nahmen einfach das große Adressbuch und suchten unter O. Da es diesen seltenen Namen in New York nur dreimal gab, von denen es einmal eine Frau und der dritte ein Mann mit einem anderen Vornamen war, brauchten wir uns nur die Adresse des zweiten herauszuschreiben, um sicher sein zu können, dass es unser Mann sein musste.
    Wir setzten uns in den Jaguar und brausten in die Fifth Avenue, wo Steve O’Heaver - dem Adressbuch nach - eine Großhandlung für »Edelsteine, Gold- und Silberwaren«, unterhielt.
    Wir fanden das Haus sehr schnell, denn an der Wand neben der Haustür war ein so großes Firmenschild, dass man es gar nicht übersehen konnte. Es war ein Wolkenkratzer, und O’Heaver hatte seine Geschäftsräume im sechsten Stockwerk des Blocks B. Wir fuhren mit dem Lift hinauf und sahen uns im Flur um.
    Ein Schild zeigte uns den Weg. An der Tür stand, man möge eintreten, ohne anzuklopfen. Wir machten von dieser Aufforderung Gebrauch. Ein großer Raum tat sich vor uns auf, der mit einem dicken Teppich ausgelegt war.
    Überall standen Glasvitrinen mit Schmuckgegenständen umher. Unter einer Glasplatte, die von den feinen Kupferdrähten einer elektrischen Alarmanlage durchzogen war, lag ein Halsband, das ein Vermögen wert sein musste. Ich schätzte die Zahl auf ungefähr achtzig bis neunzig Perlen, die rechts und links von einem daumennagelgroßen Rubin matt schimmernd glänzten.
    An den Wänden standen Schränke mit venezianischen Goldschmiedearbeiten. Unter anderem die getriebene Figur des Heiligen Georg im Kampf mit dem Drachen. Die Augen des Ungeheuers waren funkelnde Smaragde, die Rüstung des Ritters ein feines Golddrahtgeflecht. Auf dem Helm sprühte ein hervorragend geschliffener Brillant, auf den scheinbar zufällig das Sonnenlicht aus einem der beiden Fenster fiel.
    »Tolle Bude«, murmelte Phil unwillkürlich mit gedämpfter Stimme. »Ich schätze, dass hier ungefähr für eine halbe Million Schmuck herumliegt. Wenn nicht gar das Doppelte.«
    Ich konnte nur zustimmen.
    »Und das alles ist nicht einmal sonderlich bewacht«, ergänzte ich und sah mich langsam um.
    Plötzlich hatte ich das Gefühl, als würde ich beobachtet. Langsam ließ ich meinen Blick an den Wänden entlanggleiten. In der Wand, die der Tür gegenüberlag, war eine gewölbte Türöffnung freigelassen, die von einer schweren Brokatportiere fast völlig verdeckt war.
    Hinter der Portiere stand ein Mann und musterte uns. Ich war mir dessen völlig sicher, obgleich ich den Beobachter nicht sehen konnte. Aber als ich zwei Schritte auf die Portiere zuging, als wenn ich durch sie hindurch wollte, teilte sich der Brokat und ein Chinese in einem langen, drachenverzierten Seidengewand mit einem langen, baumelnden Zopf trat hervor.
    Er hatte die Hände vor der Brust gekreuzt und verneigte sich dreimal schweigend vor uns.
    »Wir möchten Mr. O’Heaver sprechen«, sagte ich mit einem Kopfnicken.
    Der Chinese musterte uns aus seinen leicht schief gestellten Augen.
    »Mr. O’Heaver wird sich freuen, Sie empfangen zu können«, sagte er auf einmal mit einer wohlklingenden Stimme, der man nicht den leisesten fremden Akzent anhören konnte. »Wollen Sie bitte Ihrem unterwürfigen Diener folgen?«
    Er hielt die Portiere für uns auf, bis wir sie durchquert hatten, dann ging er vor uns her. Wir kamen durch einen gebogenen Gang, der eine Sehenswürdigkeit für sich war.
    Rechts hingen alte Gobelins, deren

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