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0068 - Wir holten sie vom Schiff

0068 - Wir holten sie vom Schiff

Titel: 0068 - Wir holten sie vom Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir holten sie vom Schiff
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eine zierliche Rokoko-Uhr, die jede halbe Stunde ein Schäferpärchen tanzen ließ, und vertrieb sich die Zeit mit Rauchen und Umsehen.
    Es dauerte eine geschlagene Dreiviertelstunde, ,bis der Alte wieder zum Vorschein kam. In der Hand hielt er das Armband und deutete auf eine Kerbe, die vorher nicht drin gewesen war.
    »Ich musste ein paar Goldspäne herausfeilen«, erklärte er. »Ich hoffe, dass ich dazu berechtigt war.«
    »Wenn Sie ein Resultat erzielt haben, können Sie meinetwegen das halbe Armband abfeilen.«
    Silverwater legte bescheiden einen Zettel auf den Tisch.
    »Das Armband stammt von Allan Westerson & Söhne«, sagte er; »Die Firma hat ihre Fabrikationsräume in der 37. Straße. Dieses Armband ist vierhundert Mal in genau der gleichen Ausfertigung hergestellt worden. Die Produktion des Bandes erfolgte im August vergangenen Jahres, die Auslieferung an die Großhändler am 3. September. Beliefert wurden…«
    »Moment mal!«, unterbrach Cennegan. »Wollen Sie damit sagen, dass diese Ihre Angaben absolut verlässlich sind?«
    Der Greis maß ihn mit einem zornigen Blick.
    »Abraham Silverwater gibt nur verlässliche Auskünfte, mein Sohn, wenn er überhaupt Auskünfte gibt.«
    Cennegan hatte sich von seiner Überraschung erholt.
    »Entschuldigen Sie, Mister Silverwater«, bat er. »Ich wollte Sie um keinen Preis kränken. Es ist nur - es ist so überraschend, dass unser Labor das nicht herausfinden konnte.«
    Silverwater stopfte sich ungerührt seine Pfeife.
    »Man hat so seine Methoden«, murmelte er und hielt ein Streichholz an den Tabak. Nachdem er ein paar Rauchwolken herausgepafft hatte, fuhr er gelassen fort: »Ich habe fünfmal dafür telefonieren müssen. Bekomme ich die Auslagen ersetzt?«
    »Natürlich«, sagte Cennegan. »Wie viel macht es?«
    »Siebzig Cents.«
    Cennegan legt eine Zehndollar-Note auf den Tisch.
    »Und welche Großhändler bekamen die Armbänder?«, fragte er gespannt.
    »John Bruswich in der 3. Avenue, Malwine Corsbeech in der 22. Straße, Rock Ponimac in der 54., Alfons Stone in der 61. und Steve O’Heaver in der 72. Straße. Die Namen habe ich direkt von der Herstellerfirma. Mein Name genügt in dieser Branche, um jede Auskunft zu erhalten.«
    »Mann!«, staunte Cennegan und ließ sich in den nächstbesten Stuhl fallen. »Und so etwas wie Sie läuft in New York herum, ohne dass ich etwas davon wusste. Sagen Sie, gibt es noch andere Großhändler - vielleicht außerhalb New Yorks -, die auch solche Armbänder erhalten haben?«
    »No, nur die genannten.«
    Cennegan stand wieder auf. Er drückte dem Alten impulsiv die Hand.
    »Danke, Chef«, brummte er. »Vielen, vielen Dank. Sie ahnen ja gar nicht, wie Sie mir geholfen haben. Leben Sie wohl. Sie hat mir der Himmel geschickt.«
    Er wollte zur Ladentür.
    »Mister!«, rief ihm der Alte nach.
    Cennegan stockte und drehte sich um.
    Der alte Mann kam heran. Trotz seines hohen Alters waren alle seine Bewegungen noch sehr sicher, und das schlohweiße Haar umrahmte das kluge Greisengesicht wie mit flüssigem Silber.
    Er drückte Cennegan einige Münzen in die Hand.
    »Neun Dollar dreißig«, murmelte er. »An so etwas will ich nichts verdienen, Mister. Gott helfe Ihnen bei Ihrer Arbeit! Auf Wiedersehen.«
    ***
    Mir kribbelte etwas in der Nase.
    Ich schnaufte, aber das Kribbeln wurde stärker. Schließlich musste ich niesen, und bei der Gelegenheit machte ich die Augen auf.
    Über mir rauschten die Blätter einer jungen Eiche. Neben mir kniete ein Officer der City Police in Uniform und tupfte mir mit einem Taschentuch und billigem Brandy die Stirn und das ganze Gesicht ab.
    Ich sah mich um. Einige Neugierige standen rings um uns herum. Phil lag neben mir, hatte die Augen noch geschlossen und regte sich nicht.
    »Hallo, Sir!«, grinste der Cop, als er sah, dass ich meinen Ausflug in die Gefilde der Seligen beendet hatte. »Nett, dass Sie wieder da sind. Macht der Schnaps. Ich habe ein paar Tropfen in Ihre Nase laufen lassen. Das ist ein fabelhaftes Mittel, Sir. Sollten Sie sich merken.«
    »Ich werde es mir merken«, seufzte ich und strich mir vorsichtig über den Hinterkopf, den eine recht beachtliche Beule zierte. »Vergessen kann ich es sowieso nicht, denn meine Nase kribbelt, als wäre ein Ameisennest darin. Was macht mein Freund?«
    »Werden wir gleich haben«, meinte der Cop und ließ von mir ab.
    Er wandte sich Phil zu und ließ zwei Tröpfchen aus der Schnapsflasche in Phils Nasenlöcher träufeln. Augenblicklich verzog Phil

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