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0069 - Im Halbraum lauert der Tod

Titel: 0069 - Im Halbraum lauert der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und sah auf dem Rundsichtschirm eine Stelle verwaschener Helligkeit auftauchen. Sie lag, wie der Lichtfleck auf dem Tasterschirm, fast genau im Mittelpunkt der vorderen Schirmhälfte und vergrößerte sich zusehends, als käme sie mit unerhörter Geschwindigkeit auf die Gazelle zu. Bully unterdrückte die Angst, die der ungewohnte Anblick in ihm weckte und schaltete das Triebwerk auf höhere Beschleunigung. Wie von einer unsichtbaren Riesenfaust getroffen, schoß die Gazelle vorwärts, auf das verschwommene Ziel zu. Während Bull seine Aufmerksamkeit allein auf die Geräte gerichtet hielt, beobachtete Leutnant Tompetch den Panorama-Schirm. Er sah, wie der helle Fleck rasch Konturen gewann und so groß wurde, daß man Einzelheiten darauf erkennen konnte. Tompetch sah eine weite, grünblaue Fläche, die er für ein Meer hielt, ein vielfach gegliedertes Ufer, das anscheinend dichten Dschungel trug, den Lauf eines breiten Stromes und dahinter die abgrundtiefe Schwärze des freien Raumes. Das Bild war kreisrund und ohne Übergang abgeschnitten. Eine Insel im All, scheinbar aller Naturgesetze spottend. Tompetch sah, wie das Meer und die Dschungelebene wuchsen, wie sie schließlich ein Höchstmaß an Ausdehnung erreichten und wieder zu schrumpfen begannen. Eine Doppelschleife des mächtigen Stromes, die als letztes zum Vorschein gekommen war, verschwand als erstes wieder, als sich der undurchdringliche Vorhang des Halbraums wieder über dem Bild zu schließen begann.
    „Das Maximum ist überschritten, Sir!" schrie Tompetch voller Angst. „Wir werden es nicht mehr schaffen!"
    Reginald Bull rührte sich nicht. Von der Seite her konnte Tompetch das sonst so lustige Gesicht sehen, das nun ernst und bitter war. Das war ein anderer Reginald Bull, als ihn Tompetch in Erinnerung hatte, und vor Überraschung über diese Erkenntnis schwieg er.
    Das sichtbare Stück der Wanderer-Oberfläche schrumpfte weiter. Mit fliegenden Gedanken errechnete Tompetch, daß die Periode der Ausdehnung etwa siebzig Sekunden gedauert hatte, also von 08:57:34 bis 08:58:44. Jetzt blieb nur noch knapp fünfzig Sekunden Zeit.
    Die Gazelle bäumte sich auf, als sie eine unsichtbare Schranke überwand.
    „Das war das Schirmfeld!" knurrte Bull. „Jetzt haben wir's so gut wie geschafft!"
    Das kleine, kreisrunde Stück der Oberfläche lag jetzt dicht unter ihnen. Mit ungläubigen Augen sah Tompetch, wie sich der Kreis immer mehr zusammenzog, wie immer mehr Einzelheiten, die er gerade eben noch hatte sehen können, im nächsten Augenblick verschwunden waren. Unter ihnen lag Dschungelland.
    Reginald Bull machte eine kompromißlose Landung. Mit feuernden Bremsdüsen, die einen Teil der hindernden Bäume aus dem Wege räumten, drückte er das Raumboot in den Dschungel hinunter, genau ins Zentrum des Flecks, der jetzt noch sichtbar war und kaum mehr zwei Kilometer Durchmesser hatte.
    Der Aufschlag kam für Tompetch vollkommen ohne Warnung. Er spürte einen harten Schlag, der ihn nach vorn riß. Eine Welle von Blut schoß ihm in den Kopf. Er schloß die Augen und überließ sich willenlos dem Gefühl, in einem verrückt gewordenen Karussell zu sitzen. Er hatte Angst, ihm würde übel werden, aber noch bevor es soweit war, hörte das Karussell auf, sich zu drehen, und als Tompetch die Augen wieder öffnete, sah er rings um sich auf dem Bildschirm die grüne Wand des Dschungels und dahinter, hoch über den Baumkronen, ein unheimliches, schwarzes, drohendes Etwas, das von allen Seiten auf ihn zukam.
    Vor ihm schnallte sich Reginald Bull los und stand ächzend auf. Die Gazelle hing schräg im dichten Unterholz des Waldes.
    „Wir sind da", sagte Bull ein wenig unsicher, „daran besteht kein Zweifel. Aber wie soll es jetzt weitergehen?"
    Über die Bäume hinweg rückte die schwarze Wand näher heran. Tompetch empfand Grauen vor ihr.
    Ohne, daß er es wußte, arbeiteten seine Finger an den Verschlüssen der Haltegurte, öffneten sie und schoben die Gurte beiseite. Tompetch stand auf und hatte das Bedürfnis wegzulaufen. Aber Bull, der seine Gedanken zu lesen schien, legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte: „Nur mit der Ruhe, Tompetch. So schlimm kann es nicht werden!"
    Tompetch zitterte. Mit weit aufgerissenen Augen sah er, wie die Wand einen Baum nach dem anderen verschlang und auf das Boot zukam.
    „Sehen Sie doch!" schrie er außer sich vor Angst. „Sie wird uns ver ..."
    Dann war es finster. Die schwarze Wand hatte sie verschluckt. Von den Bäumen

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