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0069 - Im Halbraum lauert der Tod

Titel: 0069 - Im Halbraum lauert der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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draußen war nichts mehr zu sehen. Ungläubig starrte Tompetch auf die kleinen Kontrollampen auf dem Pilotenpult, die immer noch leuchteten, als sei nichts geschehen. Er sah an sich hinunter, schaute Reginald Bull an, der lächelnd neben ihm stand, und schämte sich plötzlich. Er schlug die Hände vors Gesicht und schloß die Augen.
    Nach einer Weile hörte Bull ihn dumpf sagen: „entschuldigen Sie, Sir. Ich habe mich benommen wie ein kleines Kind."
    Bull schlug ihm ein zweitesmal auf die Schulter.
    „Nehmen Sie's nicht so tragisch", sagte er. „Mir ist die Sache genauso in die Glieder gefahren wie Ihnen. Ich hatte ebensolche Angst wie Sie. Und nun schalten Sie alle Aggregate aus. Wir brauchen Dunkelheit, wenn wir etwas sehen wollen!"
    Tompetch sah ihn erstaunt an. Dann ging er, stieg den schrägen Boden bis zum Pilotenpult hinauf und legte den großen Hauptschalter um. Das Summen, das den Kommandoraum bisher erfüllt hatte, erlosch, und die Kontrollichter hörten auf zu leuchten. Die Finsternis wurde vollkommen.
    Tompetch blieb, wo er war. Er tastete sich zurecht und setzte sich in den Pilotensessel. Dann starrte er in die Dunkelheit. Nach einer Weile sah er den Umriß der Sessellehne vor sich, dann wurde die mattglänzende Scheibe des Bildschirms sichtbar, und schließlich sah er drüben, vier Meter weiter, Reginald Bulls Gestalt verschwommen aus dem Dunkel auftauchen. Er rieb sich die Augen, um die Halluzination zu verscheuchen, wenn es eine war. In diesem Raum konnte es kein Licht geben. Es war ein Halbraum, wie er gelernt hatte, fern jeder menschlichen Vorstellungskraft und leer von allen Erscheinungen, die ein Mensch wahrnehmen konnte, wie Licht, Schall und Wärme.
    Aber das Bild blieb. Da war die Sessellehne, dort der Bildschirm, und drüben stand reglos Reginald Bull.
    „Sehen Sie etwas?" fragte Bull plötzlich.
    „Ja, Sir", antwortete Tompetch zögernd. „Ich glaube, ich kann Sie erkennen. „ „Das ist gut!" sagte Bull triumphierend. „Mir geht es genauso, aber ich dachte, es wäre eine Täuschung. Es gibt also Spuren von Licht in diesem Halbraum."
    Er kletterte ein Stück nach oben, um den Panoramaschirm besser sehen zu können. Tompetch gab sich selbst Mühe, auf dem Schirm etwas zu erkennen und sah nach einer Weile die Umrisse der Bäume, die die schwarze Wand vor ein paar Minuten verschlungen hatte. Er versuchte, die Farbe des Himmels zu definieren, der sich über den Baumkronen zeigte, und entschied, daß es ein dunkles Rot sei.
    „Sehen Sie den Himmel auch rot, so wie ich?" fragte Bull in diesem Augenblick.
    Tompetch bejahte.
    „Wir müssen alle Eindrücke miteinander vergleichen", erklärte Bull, als er Tompetchs Verwunderung spürte. „Hier ist man nicht sicher, ob zwei Männer in dem gleichen Ding auch wirklich das gleiche sehen. Ich möchte kein Risiko eingehen. Sie haben auf den Bildschirm gesehen. Könnten Sie anhand der Karten ausmachen, wo wir gelandet sind?"
    Tompetch erinnerte sich an die Doppelschleife des großen Stromes, die er gesehen hatte, und daran, daß die Gazelle höchstens fünf Kilometer über die Ufer des Stromes hinweggezogen war, bevor sie landete.
    „Ich glaube, Sir", antwortete er, „das kann ich."
    „Dann schalten Sie die Beleuchtung an. Wir wollen uns orientieren."
    Tompetch betätigte den Hauptschalter ein zweitesmal. Als die Aggregate wieder summten, schaltete er das Licht an. Reginald Bull glitt über den geneigten Fußboden zu einem Wandschrank hinunter, dem er eine Mappe mit Karten entnahm.
    „Sie wissen", erklärte er, während er zu Tompetch hinaufstieg, „daß Wanderer eine solche Welt ist, wie die Menschen sie sich im Altertum vorgestellt haben: eine flache Scheibe, von deren Rändern man hinunterfallen könnte, wenn da nicht der Schutzschirm wäre. Wir haben die Planetenoberfläche kartographiert. Alle Maßstäbe sind echt. Allerdings hatten wir damals nur wenig Zeit. Es mag sein, daß manche Einzelheiten nicht verzeichnet sind."
    Tompetch nickte und nahm die Mappe entgegen. Ungeduldig und neugierig holte er die Karte heraus und breitete sie auf dem Tisch aus.
    „Der Schutzschirm", fuhr Bull fort, „hat eine recht nützliche Nebenwirkung, wie wir festgestellt haben. Er erzeugt ein Magnetfeld, mit dessen Hilfe die Himmelsrichtungen festgelegt werden können. Die Karte ist in der üblichen Weise gezeichnet: Norden oben, Süden unten."
    Währenddessen hatte Tompetch begonnen, den Finger über die Karte gleiten zu lassen. Er fand mehrere Flüsse

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