007 - Das Grauen von Blackwood Castle
Dingen in der Tat noch einmal
den Psychologen hören, in dessen weiterer Behandlung sich der Junge dann
befand.«
Larry nahm ein Kärtchen aus seiner Brieftasche und schrieb eine
Telefonnummer auf. »Wenn Sie noch irgendetwas in Erfahrung bringen sollten,
oder wenn Ihnen noch etwas einfällt, was Sie vergessen haben zu erwähnen, dann
wäre ich Ihnen zu Dank verpflichtet, wenn Sie mich unterrichten würden, Doktor.
Sie erreichen mich während der nächsten Tage garantiert unter dieser Nummer.
Sollte ich nicht am Apparat sein, dann können Sie dennoch eine Nachricht für
mich hinterlassen. Sie wird mir auf jeden Fall zugehen.«
Dr. Prix nahm die Karte an sich.
Er wollte noch etwas sagen, als draußen vor dem Haus das Motorengeräusch
eines Autos näherkam. Das Geräusch erstarb, dann wurde eine Tür zugeschlagen.
Fünf Sekunden später ertönte die Klingel.
»Pünktlich auf die Minute«, sagte der Arzt, mit einem Blick zur Uhr.
»Ich möchte nicht, dass Mrs. Halwey Sie aus dem Haus gehen sieht. Es wäre
mir lieb, wenn Sie den Hinterausgang benutzen würden, Mister Brent.«
Der Hinterausgang war nur über die Kellertreppe zu erreichen. Kühle und
modrige Luft schlug den beiden Männern entgegen. Sie gingen durch den schwach
beleuchteten Gang. Zu beiden Seiten befanden sich in den rohen, unverputzten
Mauern einfache, glatte Türen. Hinter einer glaubte Larry, gerade als er daran
vorbeiging, ein dumpfes Rascheln zu hören, aber das konnte auch ebenso gut eine
Täuschung sein.
Sie erreichten die hinterste Tür.
»Vergessen Sie nicht, mich anzurufen, falls Ihnen noch etwas einfällt,
Doktor! Es ist wichtig!« Mit diesen Worten verschwand Larry im Dunkeln.
●
Dr. Prix beeilte sich, aus dem Keller zurückzukehren und eilte sofort ans
Telefon. Er hörte das Klingelzeichen am anderen Ende der Strippe. Dann meldete
sich der Earl of Wellington.
»Er war da, Edward! Ich fürchte, er weiß mehr, als er zugibt!«
Die Stimme des Earl unterbrach den Psychoanalytiker – eiskalt,
befehlsgewohnt und messerscharf. »Ich erwarte einen genauen Bericht, Eric!
Präzise!«
Der Arzt kam dem nach.
»Er schnüffelt also in der Vergangenheit von Dave herum. Ob er weiß, dass
Dave in zwei Tagen fünfundzwanzig wird? Brent heißt er, Larry Brent, sagtest
du? Er hat auch den Namen Sonja Brighton erwähnt? Das gibt mir zu denken. Da
geht etwas vor, Eric, das uns Kopf und Kragen kosten kann. Dieser Mann muss
gestoppt werden!« Die Stimme des Earl ließ keinen Widerspruch zu. »Er darf
keinen Schritt weiterkommen! Larry Brent darf die nächsten vierundzwanzig
Stunden nicht überleben. Ich weiß schon, wie wir das machen. Hör gut zu, Eric!«
●
Sie hatte den kleinen Koffer aus dem alten Bentley geholt und ihn zu den
Flachbauten geschleppt.
Dave Wellington empfahl ihr das ganz außen liegende Zimmer des letzten
Bungalows.
Es lag zu ebener Erde und war das schönste.
Sheila hatte nur wenige Formalitäten erledigen müssen. Niemand kümmerte
sich darum, ihr den Koffer zu tragen. Er war nicht gerade schwer, aber es
befremdete sie doch, dass man dem Gast nicht entgegenkam.
Sie erwartete, dass vielleicht Dave Wellington sie zu den Bungalows
begleiten würde.
Doch ihre Hoffnung erfüllte sich nicht.
Der merkwürdige junge Mann, der sich der Raupenzucht widmete, war wie vom
Erdboden verschluckt.
Nachdenklich packte sie den Koffer aus und hängte die Kleider in den
Schrank. Es war später geworden, als sie dachte. Als der Koffer leer war, hatte
sie Zeit und Lust, sich im Zimmer umzusehen.
Sie ahnte nicht, dass sie denselben Raum bewohnte, in dem Eileen Evans vor
zwei Tagen dem Grauen begegnet war, als sie auf ein Geräusch aufmerksam wurde.
Schritte knirschten auf dem Weg hinter den Büschen.
Bekam sie noch Besuch?
Neugierig trat sie an das Fenster, nachdem sie rasch das Licht gelöscht
hatte und sah eine dunkle Gestalt, die den Weg vom Schloss herabkam. Eine Frau
– großgewachsen, schlank, mit elegantem Gang.
Sheila wunderte sich. Es gab auf Blackwood Castle eine Frau?
Seit ihrer Ankunft wurde sie das Gefühl nicht los, dass hier etwas nicht
stimmte. Die Tatsache, dass niemand etwas über Eileen Evans wusste, erfüllte
sie mit einer gewissen Verwunderung, aber auch mit Misstrauen.
Sie sah, dass die fremde, gutgewachsene Frau nicht allein war. Neben ihr
ging ein Mann. Er war sehr schlank, beinahe hager, aber es war zu dunkel, um
sein Gesicht genauer erkennen zu können.
Keine Sekunde zögerte sie, folgte dem
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