007 - Die Nacht mit dem Teufel
schleunigst Ihren Freund finden und ihn aus dem Haus schaffen“, flüsterte der Professor gepresst.
In diesem Augenblick wurde die Tür hinter ihnen jäh aufgestoßen, und blendendes Licht durchflutete den Saal.
Blitzschnell fuhren sie herum.
Andy stand in der offenen Tür und sah verständnislos von einem zum anderen.
„Line, wie kommst du denn …“
„Zu Erklärungen ist jetzt keine Zeit“, unterbrach ihn Line und eilte auf ihn zu. „Wir kommen dich holen. So ein Glück, dass wir dich gleich gefunden haben!“
„Holen?“ wiederholte Andy erstaunt.
Er kniff mehrmals hintereinander die Augen zu. Offensichtlich begriff er absolut nicht, was um ihn herum vorging.
„Ich kann doch nicht von hier fort. Heute schon gar nicht“, murmelte er.
Der Professor war hinter ihn getreten. Leise stieß er die Tür zu.
Andys Zustand traf ihn nicht unvorbereitet. Er hatte diese Möglichkeit bereits mit Line besprochen. Natürlich hatten Walton und seine Helfer Andy behext, um seiner bis zur schwarzen Messe völlig sicher zu sein. Es war sinnlos, mit Andy jetzt vernünftig sprechen zu wollen. Er befand sich in einer Art Trance und war logischen Überlegungen nicht zugänglich.
„Sie müssen ihn niederschlagen“, sagte der Professor zu Line.
Aber Dan war flinker. Bevor Andy auch nur etwas sagen konnte, hatte Dan ihn bei den Armen gepackt und fest umklammert.
Inzwischen hatte auch Line sich von seinem Schreck erholt und verpasste Andy eine saubere Rechte am Kinn.
Der Kopf des Freundes flog nach hinten, dann sackte Andy zusammen.
„Entschuldige“, flüsterte Line seinem bewusstlosen Freund ins Ohr.
Er schulterte ihn mühelos, und dann traten sie den Rückweg an.
Der Professor ging voran.
„Seht euch nach Lichtschaltern um!“ befahl er. „Und wenn ihr einen entdeckt, schaltet ihn an.“
„Sind wir im Finstern nicht sicherer?“ fragte Dan.
„Nein. Die Finsternis ist ihr Reich. Wenn wir ihnen begegnen, ist das Licht ein Vorteil für uns.“
Unbehindert gelangten sie zur Hintertreppe. Nur noch wenige Schritte trennten sie von der Tür ins Freie. Es sah so aus, als sollte ihr Plan gelingen. Aber in diesem Augenblick ging die Tür zur breiten Hauptdiele auf. und Boult, der Diener, erschien im Türrahmen.
Boult blieb wie angewurzelt stehen und starrte sie sekundenlang ungläubig an; dann verzerrte sich sein Gesicht zu einer hämisch grinsenden Fratze, und er stürzte sich auf sie.
Der Professor hielt seinen Talisman umklammert, trat vor und hob ihn hoch, dass das Licht darauf funkelte.
Boult hielt mitten im Laufen inne, wand sich in Krämpfen und glotzte furchtsam auf den Talisman.
„Beeilt euch!“ sagte der Professor, ohne sich umzusehen. „Ich halte ihn hier fest, bis ihr beim Wagen seid.“
Mit einem Satz war Dan bei ihm. „Nein, ich kann schneller laufen als Sie. Geben Sie mir das Zeug!“
Der Professor zauderte kurz, sah dann aber ein, dass Dan recht hatte. Er übergab ihm den Talisman.
„Beten Sie!“ sagte er. „Und vergessen Sie nicht: Sie dürfen diesen Unholden niemals in die Augen schauen.“
Damit eilte er davon.
Dan hörte, wie die Tür hinter ihm geöffnet und wieder geschlossen wurde. Er war jetzt allein mit dem Ungeheuer, und seine einzige Waffe war der Talisman, ein Kreuz aus Eisen.
„Walton!“ brüllte Boult.
Dan begann zu beten. Flüsternd sprach er das Vaterunser.
Wenige Sekunden später flog die Tür erneut auf, und das ganze Gezücht stand im Flur.
Dans Hand zitterte heftig.
„Vater unser“, sprach er, „der du bist im Himmel …“
Schlagartig wurde es dunkel. Dan rang nach Luft, doch er widerstand der Versuchung, einfach fortzulaufen und überschlug rasch, wie lange Line und der Professor wohl brauchten, um Andy im Wagen zu verfrachten, selbst einzusteigen und den Motor zu starten. Verzweifelt krallte er die Finger um den Talisman und hielt ihn beschwörend in die Höhe. Aber die Finsternis hatte ihn aus dem Konzept gebracht.
Noch ehe sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah er plötzlich am anderen Ende des Flurs zwei glühende Punkte, die sich ihm näherten. Die irisierende Leuchtkraft faszinierte ihn so, dass er nicht seinen Blick abwenden konnte und lange nicht begriff, dass er in ein Augenpaar starrte. Nach dem Standort zu urteilen, mussten die Augen Walton gehören. Sie wurden immer größer und leuchtender und blendeten Dan, dem auf einmal die Warnung des Professors einfiel. Er wollte rasch wegschauen, aber er war bereits
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