007 - Die Nacht mit dem Teufel
‚Kalenderrechnung nur ein künstliches Datensystem darstellt. Deshalb gibt es ja Schaltjahre, um den Einklang zwischen unserer Zeitrechnung und den Sternen und Jahreszeiten immer wieder neu herzustellen.“
„Dann müssen wir ihren Plan vereiteln“, sagte Line. „Wir müssen Andy noch heute Nacht retten.“
„Aber wie?“ fragte Dan. Bisher ist es uns nicht gelungen, Andy aus ihrer Umklammerung zu befreien. Ihr Einfluss auf ihn ist bereits zu stark.“
Der Professor versank in nachdenkliches Schweigen und richtete dann das Wort an Mr. Forrest: „Unsere einzige Chance liegt in der, Dreistigkeit. Die beste Verteidigung ist immer noch der Angriff. Wir werden Andy entführen. Das ist das letzte, worauf sie gefasst sind, und wir können nur hoffen, durch das Überraschungsmoment einen Vorteil zu gewinnen.“
„Das ist ein Wort“, sagte Line und sprang auf. „Was mich betrifft, bin ich jederzeit bereit, diesen Schweinehunden an die Kehle zu springen.“
Mr. Forrest hockte wie ein Häuflein Unglück auf seinem Stuhl.
„Ich warne Sie lieber gleich“, wisperte er. „Wenn es zu einer Kraftprobe kommen sollte, lasse ich Sie bestimmt im Stich, trotz aller guten Vorsätze. Meine Willenskraft reicht einfach nicht aus, dass ich mich ihnen widersetze.“
„Ja, ja, das verstehe ich“, versicherte der Professor, „Sie können uns aber doch ins Haus einlassen, ohne dass die anderen es wissen?“
„Ich glaube schon. Ich lasse eben einfach die Tür nur angelehnt.“
„Und Sie“, sagte der Professor zu Line, „kennen sich ja bestimmt so gut im Haus aus, dass Sie Andys Schlafzimmer finden.“
„Wenn sich inzwischen nichts verändert hat“, antwortete Line und sah Mr. Forrest fragend an.
Mr. Forrest schüttelte den Kopf. „Nein, es ist alles so wie immer. Andy bewohnt nach wie vor die Zimmer hinter dem ehemaligen Ballsaal.“
„Abgemacht“, entschied der Professor. „Dann werden wir also Ihrem Haus heute Abend einen Besuch abstatten.“ Er sah Mr. Forrest an. „Mir wäre bedeutend wohler, wenn ich Sie hier behalten könnte, aber das würde wohl nur Misstrauen erregen und unsere Feinde warnen.“
„Ja, ich bin schon zu lange fort. Wenn Walton mich ausfragen sollte, werde ich ihm höchstwahrscheinlich Ihr Vorhaben verraten. Solange er aber keinen Verdacht geschöpft hat, wird er mich wohl kaum ins Verhör nehmen.“
„Dieses Risiko müssen wir in Kauf nehmen.“
Sie besprachen, wie sie am besten ins Haus gelangen konnten, und entschlossen sich für einen wenig benutzten Nebeneingang, der keiner Kontrolle unterlag. Forrest wollte die Tür offenlassen.
Nachdem Forrest sich verabschiedet hatte, sagte Line: „Es ist doch nicht zu fassen! Verschachert dieser Mensch sein eigenes Kind an den Teufel!“
„Aber er hat bewiesen, dass er noch nicht rettungslos verdorben ist“, sagte der Professor. „Es war ungemein gefährlich für ihn, hierher zu kommen. Erfahren seine Hausgenossen von dem Besuch, werden sie fürchterlich Rache an ihm nehmen.“
„Ob er wohl unseren Plan für sich behalten wird?“ fragte Dan.
Der Professor hob die Schultern. „Das wird sich herausstellen.“
Sie warteten den Abend ab, dann fuhren sie zu dritt in Lines Wagen quer durch die Stadt zum Haus der Forrests.
Zuerst glaubten sie, sie hätten sich verhört. Das Haus lag dunkel und verlassen da.
„Vielleicht haben sie Andys Vater ausgequetscht und sind abgehauen“, meinte Dan.
„Nein, dort drüben sehe ich Licht“, sagte Line und zeigte auf ein Fenster. „Es schimmert nur schwach durch die Vorhänge. Sie haben sämtliche Fenster abgedunkelt.“
„Um den Eindruck zu erwecken, es sei niemand zu Hause“, ergänzte der Professor.
Sie pirschten sich an die Villa heran und schlichen zu einer wenig benutzten Pforte. Nacheinander krochen sie durch das Gebüsch und wichen jedem Lichtfleck aus.
Der Professor war kein ängstlicher Mensch, aber jetzt rumorte die Angst doch deutlich in seinem Magen. Er wusste viel besser als die anderen, in welcher Gefahr sie schwebten. Die Zeit war zu kurz gewesen, um sich mit allen erforderlichen Hilfsmitteln gegen die Mächte des Bösen wappnen zu können. Sie mussten sich ganz auf die kleinen Kreuze verlassen, die jeder am Hals trug.
Bevor sie aufgebrochen waren, hatte der Professor seine jungen Freunde noch gesegnet. Außerdem trug er zusätzlich einen Talisman bei sich, der ihnen einen gewissen Schutz bieten mochte. Aber alle seine Amulette waren nur für den Hausgebrauch gedacht;
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