0070 - Die Teufelsbraut
Sie erhob sich, stellte ihr Martiniglas weg.
Ich wollte mehr hören, doch sie sagte: »Du weißt jetzt genug, John Sinclair.« Sie lächelte mich sphinxenhaft an. »Aber du wirst mit deinem Wissen nichts mehr anfangen können.«
Das klang plötzlich hart und spröde.
Ich blickte die Ungarin erstaunt an. Haß loderte mit einemmal in ihren Augen. Ja, sie haßte mich!
»Du bist in die Falle gegangen, John Sinclair!« sagte sie fauchend. »Und nun wirst du sterben.«
Ich sprang auf.
Zsa Zsa riß die Streitaxt von der Wand. »Im Namen der Hölle!« schrie sie.
Und dann stürzte sie sich auf mich…
***
Suko kehrte ins Hotel zurück. Er überlegte kurz, ob er noch in die Hotelbar gehen sollte. Da er aber allein nicht zu trinken gewohnt war, holte er sich seinen Zimmerschlüssel.
»Haben Sie Interesse an einer Nachtfahrt zum Corcovado?« erkundigte sich der Chefportier.
Suko schüttelte lächelnd den Kopf. »Ein andermal vielleicht. Heute habe ich nur noch den Wunsch, mich flachzulegen und abzuschalten.«
»Das verstehe ich. Es ist Ihr erster Tag in Rio. Es stürmt zuviel auf einmal auf einen ein, nicht wahr?«
Suko dachte an Alf Lechenberg und erwiderte: »Das kann man wohl sagen.« Er steuerte den Fahrstuhl an.
Die Türen öffneten sich. Eine Frau stand im Lift. Sie schob einen Mann im Rollstuhl heraus. Suko wartete, bis für ihn Platz war, drückte dann auf den Etagenknopf, und wenig später stand er vor seiner Zimmertür.
Ohne Eile schloß er auf.
Den Schlüssel ließ er auf die Ablage unter dem Spiegel fallen. Er schaltete das Licht ein und entnahm dem Kühlschrank eine Dose Bier.
Während er trank, beschlich ihn ein seltsames Gefühl, das er sich nicht erklären konnte.
Beunruhigt blickte er sich um. Im Raum hatte sich während seiner Abwesenheit nichts verändert. Wodurch aber wurde dieses eigenartige Gefühl hervorgerufen?
Suko warf die leere Dose in den Abfallkübel. Mißtrauisch trat er vor den Schrank. Seine Züge wurden hart. Blitzschnell faßte er nach dem Griff.
Er riß die Tür auf, seine Karatefaust schoß vor…
Doch sie traf niemanden.
Sukos Nackenhaare sträubten sich. Das war immer ein sicheres Zeichen dafür, daß Gefahr drohte.
Aber Gefahr von wo?
Niemand war im Zimmer. Alles war friedlich. Es gab kein verräterisches Geräusch, dessentwegen sich Suko Sorgen zu machen brauchte.
Es schien alles in bester Ordnung zu sein.
Das Gegenteil war jedoch der Fall. Als Suko die Schranktür zuklappte, verstärkte sich sein unerklärbares Unbehagen.
Eine kalte Strömung schien durch den Raum zu ziehen. Vom Fenster her kommend. Der Blick des Chinesen richtete sich dorthin.
Plötzlich sah er es.
Jemand hatte ein Sigill an die Fensterscheibe gezeichnet. Und diese stilisierte Teufelsfratze hatte in dem Augenblick zu leben angefangen, wo Suko das Zimmer betreten hatte.
Rot glühten die schwarzmagischen Striche auf dem Glas.
Der Teufelskopf schien zu pulsieren. Seine Oberfläche warf Blasen. Gleichzeitig wuchs er. Innerhalb weniger Sekunden verdoppelte er seine Größe.
Suko erkannte, daß es zu spät war, das Sigill abzuwischen. Vielleicht wäre ihm das noch gelungen, wenn er es gleich nach dem Betreten des Raumes versucht hätte.
Jetzt war die entfaltete Höllenkraft nicht mehr zu brechen.
Das Sigill schien mit einemmal vom Glas abzublättern. Vollflächig hob es ab. Suko hörte ein schmatzendes Geräusch, als sich die stilisierte Teufelsfratze vom Fenster löste.
Das Satanszeichen schwebte durch die Gardine. Noch war es nur zweidimensional. Aber auch das änderte sich innerhalb eines einzigen Augenblicks. Schlagartig wurde das Sigill dreidimensional.
Und es wuchs zu einer bedrohlichen Größe heran. Brodelnde Glut überzog den Teufelsschädel, der nun schon so groß wie Suko war.
Bis auf zwei Yard schwebte das Satansgebilde an den Chinesen heran. Von den schwarzen Augenschächten ging eine hypnotische Kraft aus, der sich Suko nur mühsam widersetzen konnte.
Einige Sekunden hing die gefährliche Erscheinung unbeweglich im Raum.
Doch dann griff das Sigill an.
Weit riß es seinen teuflischen Rachen auf. Flammen schlugen Suko daraus entgegen und nahmen ihm den Atem.
Der Chinese warf sich zur Seite. Das Maul der Teufelsfratze verfehlte ihn. Er wirbelte herum und trat nach der Höllenerscheinung.
Sein Bein raste durch das Sigill hindurch. Nicht den geringsten Widerstand spürte er. Daraufhin schlug Suko mit seinen Karatefäusten nach der Teufelsfratze.
Jeder Hieb verpuffte
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