0070 - Die Teufelsbraut
wollte sich erheben. Ich deutete ihm, auf dem Bett zu bleiben, und ging zur Tür.
Ich öffnete sie.
Carlos Lava stand draußen. Sein Gesicht war haßverzerrt. Ein böses Feuer flackerte in seinen Augen. Die erhobene Hand hielt ein Messer, das eine verflucht lange Klinge hatte.
Ich erkannte sofort, daß ich einen Besessenen vor mir hatte!
***
Augenblicklich stürzte sich der Chefportier auf mich. Ich sprang zurück. Er setzte nach, gab der Tür einen Tritt. Sie knallte zu.
Das Messer fegte von oben herab. Ich zuckte zur Seite. Die Klinge verfehlte mich nur knapp. Carlos Lava stach gleich wieder zu.
Meine Handkante traf sein Handgelenk. Der Mann schien keinen Schmerz zu spüren. Jeder andere hätte das Messer fallen gelassen.
Carlos Lavas Finger umschlossen den Hartholzgriff jedoch so fest wie Stahlklammern. Immer wieder säbelte er mit dem Ding durch die Luft.
Alle meine Konterschläge blieben ohne Wirkung. Carlos Lava schien unverwundbar zu sein. Und er verfügte über übernatürliche Kräfte.
Meine Schnelligkeit nützte mir nur wenig. Der Bessene drängte mich mehr und mehr zurück. Er manövrierte mich in eine Ecke.
Als ich nach keiner Seite mehr ausweichen konnte, lachte Lava höhnisch. »Jetzt geht’s dir an den Kragen, Sinclair!« knurrte er.
Er holte zum Todesstoß aus.
Im selben Moment sprang Suko auf. Der Chinese warf sich auf den Besessenen. Mit beiden Händen packte Suko zu.
Er riß Carlos Lava zurück. Mit einem wütenden Schrei wirbelte der Chefportier herum. Das Messer sauste auf Sukos Bauch zu.
Mein Partner schnellte sich zur Seite.
Jetzt war ich wieder am Zug. Es wäre doch gelacht gewesen, wenn wir beide den Besessenen nicht hätten niederringen können.
Zu zweit brachten wir Carlos Lava aus dem Gleichgewicht. Er fiel. Wir beschleunigten den Fall mit einem wuchtigen Schlag.
Bevor Carlos Lava sich wieder erheben konnte, warf sich der schwere Chinese auf ihn.
»Halt ihn fest!« rief ich meinem Freund zu.
Lava gebärdete sich wie ein Irrer. Er trat und schlug um sich. Er bäumte sich wild unter Suko auf.
Er versuchte meinen Partner zu beißen. Er spuckte Suko ins Gesicht. Doch Suko blieb wie ein mächtiger Felsblock auf dem Besessenen liegen.
In großer Eile nahm ich mein Kreuz ab.
Warme Impulse strömten davon über in meine Hand.
Als Carlos Lava das Kruzifix sah, stieß er einen markerschütternden Schrei aus. Panik flackerte in seinen Augen.
»Nein!« schrie er. »Nein! Neiiin!«
Jetzt öffnete sich seine Hand. Das Messer entglitt seinen Fingern. Ich beförderte es mit einem Tritt aus der Reichweite des Bessenen.
Lava drehte den Kopf hin und her. Der Anblick des Kreuzes peinigte ihn. Ich hatte kein Mitleid mit ihm.
Er war vom Teufel besessen. Was ich tat, mußte geschehen. Ich mußte den Mann aus den Klauen des Bösen befreien.
Daß das äußerst schmerzhaft war, ließ sich nicht vermeiden. Lava würde es mir später danken, wenn er erlöst… war.
Doch jetzt wehrte sich das Böse in ihm noch gegen die gewaltsame Austreibung. »Sinclair!« schrie Lava heiser. »Ich flehe Sie an, tun Sie dieses Ding weg! Es brennt! Es brennt so entsetzlich!«
Ich beugte mich über ihn.
»Nein!« tobte er. »O nein…!«
Das Kruzifix näherte sich seiner schweißbedeckten Stirn. Es zischte, als das geweihte Silber den Kopf des Besessenen berührte.
Der Mann zuckte wie unter einem heftigen Stromschlag zusammen. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer furchterregenden Fratze.
Jeder Muskel zuckte mit seinem Antlitz. Doch noch in derselben Sekunde glätteten sich die Züge des Chefportiers.
Er entspannte sich. Ein tiefer Seufzer entrang sich seiner Brust. Er war erlöst. Ein friedlicher Ausdruck breitete sich über seine Züge.
Ich nickte Suko zu. »Du kannst ihn loslassen. Er wird uns nicht mehr attackieren. Er ist nicht mehr besessen.«
Suko erhob sich.
Carlos Lava blickte uns verblüfft an. Bisher war er vom Teufel gelenkt worden. Alles, was sich ereignet hatte, und woran er maßgeblich beteiligt gewesen war, hatte sich ohne sein Wissen zugetragen.
Verwirrt setzte er sich auf. Seine Augenlider flatterten. »Wie komme ich in dieses Zimmer?«
Ich streckte ihm meine Hand entgegen. Ohne es zu wollen, ergriff er sie. Ich zog ihn hoch. Sein fragender Blick war auf meinen Mund gerichtet. Er wartete auf meine Antwort.
»Sie haben versucht, mich umzubringen«, sagte ich.
Carlos Lava wurde blaß. »Das ist nicht wahr!« stieß er erschrocken hervor.
Suko holte das Messer. »Kennen Sie
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