0070 - Die Teufelsbraut
diese Macht bis zur Neige auszukosten. Die Menschen in dieser Stadt würden unter seiner Herrschaft stöhnen.
Angst und Schrecken würde er über Rio ausbreiten. Katastrophen und Seuchen würde er über die Stadt hereinbrechen lassen.
Dem Bösen würde er großen Raum schaffen. Alle, die sich gegen ihn stellten, würde er gnadenlos vernichten.
Und jene, die ihn verehrten, würde er im Sinne der Hölle manipulieren, im Namen des Teufels einsetzen, zu seinem willigen Werkzeug machen.
Rio de Janeiro sollte zum größten Hort des Bösen auf dieser Welt werden. Das plante Ludus Bajaja.
Er war zuversichtlich, daß er dieses Ziel innerhalb kürzester Zeit erreichen würde.
Zuallererst aber würde er als Dämon von Rio diese verhaßte Christusstatue auf dem Corcovado zerstören.
Mit dem Sockel war die Statue achtunddreißig Meter hoch. Eintausendeinhundertfünzig Tonnen wog sie.
Ihr Anblick war eine ständige Beleidigung für Ludus Bajajas Augen. Eine Christusstatue konnte niemals das Wahrzeichen für einen Hort des Bösen sein.
An ihrer Stelle wollte Bajaja eine Teufelsstatue errichten lassen. Doppelt so hoch und doppelt so schwer!
Aber dazu mußte er erst einmal vom Höllenfürsten zum Dämon von Rio gemacht worden sein.
Eine Seele nur noch!
Der Mulatte schlurfte durch die Stadt. Viele Menschen begegneten ihm. Er haßte sie alle.
Ludus Bajaja bog in die Avenida Pasteur ein. Er überquerte die Straße. Sein Ziel war Copacabana.
Sobald er die Avenida Atläntica erreicht hatte, ging er zum Strand hinunter. Hier war es dunkel. Hier fühlte sich der Höllengünstling wohler als im Trubel des Verkehrs.
Mit nackten Füßen schritt er durch den Sand.
Am Tag wimmelte es hier von Menschen. Nachts war der Strand menschenleer und friedlich.
Ludus Bajaja hoffte, hier seinem siebten Opfer zu begegnen. Und plötzlich stutze der Alte.
Auf einem an Land gezogenen Ruderboot saß eine Gestalt. Ein Mädchen war es. Ludus Bajaja leckte sich aufgeregt die Lippen.
Ein böses Feuer begann in seinen Augen zu flackern. Sein häßliches Gesicht verzerrte sich zu einem satanischen Grinsen.
Er hatte soeben sein siebtes Opfer entdeckt!
***
Wir begaben uns zu Carlos Lavas Zimmer. Der Chefportier schloß für mich die Tür auf. Seine Züge waren straff gespannt.
Er war verständlicherweise sehr nervös. Dennoch wollte er hinter mir den Raum betreten. Ich wandte mich um, legte ihm meine Hand auf die Brust und sagte: »Es ist besser, Sie bleiben draußen.«
»Ich möchte dabeisein, wenn Sie…«
»Das ist zu gefährlich. Das Böse könnte noch einmal von Ihnen Besitz ergreifen…«
»Kann Ihnen das nicht passieren?« fiel Lava mir ins Wort.
Ich wies auf mein geweihtes Silberkruzifix. »Es wird mich nicht nur davor bewahren, sondern ich werde damit auch das Teufelsbild zerstören.« Ich wandte mich an Suko. »Du paßt inzwischen auf ihn auf.«
Es war Suko anzusehen, daß er mich nicht gern allein gegen das Bildnis des Höllenfürsten antreten ließ. Aber er fügte sich meiner Anordnung, weil er sicher sein konnte, daß ich wußte, was in diesem Fall das Beste war.
Ich schloß die Tür.
Sofort spürte ich, daß das Bild auf meine Anwesenheit reagierte. Es sandte schmerzhafte Impulse aus.
Ein Heulen und Brausen erfüllte mit einemmal den Raum. Schrille Dissonanzen quälten mein Trommelfell.
Ich näherte mich dem Schrank. Jeder Schritt fiel mir unsagbar schwer. Meine Füße schienen in einer zähflüssigen Masse zu stecken.
Auf meinen Schultern schien eine tonnenschwere Last zu liegen. Ich mußte mich mächtig anstrengen, um überhaupt ein Stück vorwärtszukommen.
Der Schweiß brach mir aus allen Poren.
Mein geweihtes Silberkreuz begann plötzlich im Spektrum sämtlicher Farben zu strahlen.
Die Kräfte des Lichts kämpften gegen die Macht des Bösen. Die schwere Last wich von meinen Schultern. Der Brei, in dem meine Füße gesteckt hatten, löste sich auf.
Ich konnte mich wieder frei und ungehindert bewegen. Mit einer schnellen Handbewegung nahm ich das Kreuz ab.
Ich wußte, daß ich eine große Gefahr heraufbeschwor, aber ich verließ mich auf die Kraft der Erzengel, die das Kruzifix in sich vereinigte.
Michael, Gabriel, Raffael und Uriel würden mir beistehen, wenn es mit der Höllenmacht hart auf hart ging.
Das Heulen und Brausen ebbte ab. Die Schmerzen in meinen Ohren klangen gleichfalls ab. Die erste Kraftprobe hatte offensichtlich ich gewonnen.
Aber die große Schlacht war deshalb noch lange nicht siegreich
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