0070 - Die Teufelsbraut
geschlagen. Mehr denn je mußte ich auf der Hut sein, denn das Bildnis des Teufels würde nichts unversucht lassen, um mich für meinen ketzerischen Mut zu bestrafen.
Ich paßte gut auf.
Als ich den nächsten Schritt auf den Schrank zumachte, schien darin eine Bombe gezündet worden zu sein.
Mit einem ohrenbetäubenden Krach flogen die Schranktüren auf.
Und dann stand ich dem Gehörnten gegenüber!
Der Ziegenkopf löste sich aus dem Bilderrahmen. Wie eine Kanonenkugel raste er auf mich zu. Er stieß dämonische Laute aus.
Ich warf mich zur Seite. Der haarige Schädel sauste an mir vorbei. Ich stieß mit dem Kreuz danach, verfehlte den Teufel jedoch.
Er entfachte einen telekinetischen Sturm, der mir den Atem nahm. Mit Hilfe der Teleportation warf er mit sämtlichen Einrichtungsgegenständen nach mir. Die Nachttischlampe traf mich seitlich am Kopf.
Ihr Kabel schlang sich blitzschnell um meinen Hals. Der Teufel zog augenblicklich die Schlinge zu.
Schlagartig bekam ich keine Luft mehr. Und mein Hals schmerzte höllisch. Das Kabel grub sich tief in mein Fleisch.
Ein heftiges Pochen setzte in meinem Kopf ein. Grellbunte Ringe tanzten vor meinen Augen. Alle meine Anstrengungen, die würgende Schlinge loszuwerden, scheiterten.
Die Luft wurde mir knapp.
Der Ziegenbock stieß ein scheußliches Gelächter aus. Ich schlug mit dem Kruzifix um mich, zeichnete damit ein weißmagisches Symbol in die Luft…
Pfeifend schnellte das Kabel von meiner Kehle. Ich atmete gierig. Der Gehörnte tobte vor Wut, weil es mir gelungen war, mich zu befreien.
Ungestüm griff er mich an. Er versuchte mir seine Hörner in die Brust zu rammen. Doch ich machte eine blitzschnelle Körperdrehung nach rechts und hieb mit dem Kreuz erneut nach dem an mir vorbeirasenden Schädel.
Diesmal mit Erfolg!
Marmorhart war der Schädel, den ich mit dem geweihten Silberkreuz traf. Die Berührung des Kruzifix hatte zur Folge, daß der Kopf seine Wucht nicht bremsen konnte.
Mit vollem Tempo prallte der Ziegenschädel gegen die Wand und zerschellte daran, als bestünde er aus Glas.
Daraufhin gellte ein furchtbarer Schrei durch den Raum, der rasch leiser wurde und sich entfernte.
Ich warf einen Blick in den Schrank.
Dort lag der Bilderrahmen. Gelbe Schwefeldämpfe stiegen von der leeren Malfläche hoch. Das Bildnis des Teufels war nicht mehr zu sehen.
Ich konnte den Rahmen gefahrlos berühren. Das bewies mir, daß ich die Macht des Bösen in diesem Raum gebrochen und aus dem Zimmer des Chefportiers vertrieben hatte.
Ich schloß die Schranktür.
Dann begab ich mich zur Zimmertür und öffnete sie. Suko und Carlos Lava blickten mich gespannt an.
»Die Gefahr ist vorüber«, sagte ich.
Sukos Miene drückte Verwunderung aus. »Ist das wahr, John? Wir haben nicht das geringste Geräusch gehört.«
»Der Teufel scheint dafür gesorgt zu haben, daß nichts von dem, was hier drinnen passierte, an euer Ohr drang.«
»Konnten Sie ihn wirklich verjagen?« fragte der Chefportier heiser.
Suko zog die Luft durch die Nase ein. »Schwefel«, stellte er fest.
»Das ist alles, was von ihm zurückblieb«, sagte ich. »Der unangenehme Geruch nach Schwefel.«
»Der ist zu verkraften«, sagte Suko und betrat den Raum, in dem es chaotisch aussah. Carlos Lava begann sofort, Ordnung zu machen.
Ich holte den Gemälderahmen aus dem Schrank. Verblüfft stellte der Chefportier fest: »Er ist weg! Der Ziegenkopf ist verschwunden!«
»Er wird Sie nicht mehr behelligen«, sagte ich. »Dafür werde ich sorgen.«
»Wie denn?« fragte Lava.
»In dem ich in diesem Raum einige Dämonenbanner anbringe«, erwiderte ich, verließ das Zimmer, begab mich in das meine, öffnete meinen Einsatzkoffer und entnahm diesem mehrere dämonenbannende Gegenstände.
Ich brachte sie in Lavas Zimmer so an, daß der Mann nicht mehr Gefahr lief, erneut in die Gewalt des Bösen zu geraten.
Dankbar umarmte mich Lava. Jetzt erst spürte ich, wie müde ich war. Mein Vorschlag, zu Bett zu gehen, wurde von Suko mit Begeisterung aufgenommen.
Doch aus der wohlverdienten Ruhe sollte noch nichts werden…
***
Sie hieß Brenda Joyce und war zum erstenmal in Rio de Janeiro. Ihr Vater hatte sie hierher mitgenommen.
Er war ein bedeutender Kaffeeimporteur, und für ihn war dies eine von vielen Geschäftsreisen. Doch in all den Jahren hatte er nur halb soviel von Rio gesehen, wie seine Tochter in dieser einen Woche, die sie nun schon hier war.
Das lag daran, daß Brenda schon am zweiten Tag einen
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