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0070 - Ich, der Tod und 100 Dollar

0070 - Ich, der Tod und 100 Dollar

Titel: 0070 - Ich, der Tod und 100 Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: der Tod und 100 Dollar Ich
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sich und verlosch.
    »Hm«, knurrte der Posten. »Wenn Sie die Nacht so schön finden, haben Sie vielleicht auch Lust zu einer kleinen Kahnpartie, wie?«
    »Schon möglich«, gab ich zurück. »Es kommt darauf an, wie groß der Kahn ist!«
    »Immerhin der größte, den Uncle Sam hat. Kommen Sie!«
    Ich erkannte eine schwankende Jakobsleiter, die an Deck des Patrouillenbootes führte, und klomm hinab, nachdem ich mein Gepäck vorausgeworfen hatte. Der Uniformierte sprang mir nach, und dann rief er irgendetwas zu dem Kommandostand hinüber, den ich nur in seinen Umrissen vor dem hellen Nachthimmel erkennen konnte. Unten im Leib des Patrouillenbootes sprangen starke Motoren an. Sie ließen das Boot erzittern, am Heck wirbelte das Wasser auf, und schon löste sich das Boot von der Kaimauer.
    »Kommen Sie hinter dieses Schutzblech, gleich wird’s windig!«, rief mir mein Begleiter zu.
    Ich trat folgsam in den Windschatten. Er brüllte wieder etwas hinüber, und dann dröhnten die Motoren stärker auf, das Boot hob sich vom in die Höhe und flitzte los.
    Wir waren endlich außer Sichtweite des Kais, als im Kommandostand ein Licht anging. Ich blickte einem Offizier des Zolldienstes ins Gesicht. Er lachte und kniff mir ein Auge zu.
    »Ich bin Richard Ghent«, sagte er. »Freut mich, einen FBI-Mann an Bord zu haben. Dicke Luft da draußen?«
    »Eigentlich nicht. Eher drinnen, im Hafen. Deshalb komme ich mal eben von Europa herüber, um nach dem Rechten zu sehen.«
    Er blickte mich aufmerksam an.
    »Sie sehen aus, als kämen Sie gerade von der Riviera«, sagte er.
    »Kennen Sie die Gegend?«
    Er nicke und schaltete das Licht im Kommandostand aus.
    »War 1945 mal drüben, dienstlich mit der Navy. Trotzdem ganz hübsch, besonders die Mädchen da drüben.«
    Ich konnte zwar nicht sehen, dass er ein entzücktes Gesicht machte, aber ich hörte, wie er in der Erinnerung an irgendeine Françoise oder-Yvette mit der Zunge schnalzte.
    Mittlerweile hatte das Boot ganz schön Fahrt aufgenommen, und der Wind knatterte mir in den Ohren.
    »Wie lange werden wir brauchen, bis wir die United States erreicht haben?«, fragte ich.
    Er reichte mir sein scharfes Nachtglas herüber und richtete es ungefähr in die Gegend, wo er das Schiff vermutete. Zuerst hatte ich versehentlich den großen Wagen im Blickfeld, aber dann tauchte die dunkle Linie des Horizonts auf, und wenig später hatte ich die Lichter des großen Dampfers gefunden.
    »Haben Sie?«
    »Ja…«, schrie ich durch den Wind und das Dröhnen der Motoren.
    Er nahm mir das Glas wieder ab und blickte ebenfalls hindurch.
    »Vielleicht noch eine Stunde, wenn sie uns nicht zufällig entgegenfährt! Aber meist bleibt sie weiter draußen, außerhalb der Dreimeilenzone.«
    Ich ließ mich auf einen eisernen Kasten nieder, der im Windschatten des Kommandostandes befestigt war. Hier draußen herrschte ziemlich starker Seegang, nach den wilden Bewegungen des kleinen Bootes zu urteilen. Rechts neben mir brannte die grüne Positionslaterne, und über mir schrieb die weiße Topplaterne ihre merkwürdigen Figuren in den sternklaren Himmel. Dunkel stand die Silhouette eines Scheinwerfergehäuses davor.
    Wahrscheinlich war ich eingeschlafen, denn ich hörte auf einmal Richard Ghents Stimme wie aus weiter Feme. Als ich die Augen mühsam öffnete, sah ich ihn dicht neben mir stehen, und in geringer Entfernung strahlten die Lichter des Ozeanriesen hoch über der See.
    »Schnell gegangen, wie?«
    Ghent brummte. Dann wurde er plötzlich lebendig, er sprang vor und brüllte dem Rudergänger etwas ins Ohr.
    Seufzend kam er zurück.
    »Der Kerl fährt mir noch die United States kaputt, wenn ich nicht auf passe! Halten Sie sich fest…«
    Mit einem Male war die Bordwand verdächtig nahe über uns. Ich hörte ein hastiges: »Los!«, und sprang auf eine ausgefahrene Leiter, die dicht am Boot vorübersauste. Jemand ergriff mich am Arm und zog mich hoch. Licht blendete auf, und als ich mich umblickte, stand Ghent mit meiner Reisetasche in der Hand hinter mir.
    »Menschenskind, wie sind Sie heraufgekommen? Es reichte doch knapp für mich.«
    Er lächelte.
    »Nur ein bisschen Übung.« Er wandte sich an einen Matrosen, der mit uns in dem kleinen Raum dicht über der Wasserlinie stand. »Dieser Mann muss sofort zum Ersten Offizier, Jack. Klar?«
    Ich schlug Ghent zum Abschied auf die Schulter und nahm ihm meine Tasche ab. Dann folgte ich dem schweigsamen Jack durch verschlungene Gänge. Wir fuhren mit einem Lift durch

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