0070 - Ich, der Tod und 100 Dollar
Aber nun, da auch ich ein bisschen auf die Richtung achtete, sah ich, dass der schwarze Sedan vor uns ziemlich ziellos durch die Straßen rollte.
»Sieht mir auch so aus. Er muss scharfe Augen haben.«
Der Fahrer nickte.
»Und einen Verdacht! Was tun?«
Ich überlegte. Wenn der Bursche gemerkt hatte, dass wir ihn verfolgten, würde er vielleicht noch den ganzen Tag durch New York kutschieren, schließlich in einem Hotel verschwinden und sein Gewerbe vielleicht für einen oder zwei Tage ganz aufgeben. Andererseits - ob er uns etwas verraten würde, wenn ich ihn hochnahm?
»Weiter verfolgen«, befahl ich. Aber nach einer Viertelstunde hatte ich die endgültige Gewissheit, dass der Mann etwas bemerkt hatte.
»Wir haben auch nicht mehr viel Zeit, bis der Mittagsverkehr einsetzt«, bemerkte mein Fahrer, und ich musste ihm recht geben.
»Sehen Sie zu, dass Sie an der nächsten Ampel neben ihn kommen, wenn Rot ist. Aber nicht zu nahe, damit ich noch aussteigen kann!«
Ich nahm meine Pistole aus dem Halfter und lud sie durch.
»Keine Angst«, beruhigte ich den Chauffeur, der mir einen misstrauischen Seitenblick zuwarf. »Ihnen geschieht absolut nichts, auch nicht Ihrem Wagen. Sobald ich ausgestiegen bin, fahren Sie wieder an und setzten sich vor den Burschen.«
Er nickte.
»Okay! Viel Glück, Sir!«
»Wird schon schief gehen«, sagte ich lächelnd.
Wir fuhren vielleicht noch an zwei oder drei Ampeln vorüber und drückten etwas auf das Tempo, sodass auch der schwarze Sedan etwas schneller fahren musste und so an die Spitze der Wagenkolonne kam. Dann war es soweit.
Die Lichter gingen auf Rot, und der Sedan stoppte. Ich sah, wie er leicht in den Federn schwang, und schon bremsten wir dicht neben ihm. Ich riss die Tür auf, sprang hinaus, und schon fuhr mein Wagen wieder an, als ich die Wagentür noch eben zuwerfen konnte. Auf der Kreuzung entstand eine momentane Verwirrung, als mein Taxi so unerwartet aus der Reihe vorpreschte zwischen die erschreckten Fußgänger und vor den Sedan - aber das alles nahm ich kaum mehr wahr. Mit einem Sprung war ich auf dem Trittbrett des anderen Wagens. Das Seitenfenster war offen.
»Ruhig«, mahnte ich und ließ ihn die Pistole in meiner Hand sehen.
»Rutsch auf den Beifahrersitz und nimm die Hände in den Nacken«, herrschte ich ihn an.
Hinter uns begann schon das Hupkonzert; die Ampel war auf Grün gewechselt.
Ich riss die Tür auf und schwang mich auf den Fahrerplatz. Der Geldwechsler hatte die Hände folgsam im Nacken verschränkt. Ich schob den Gang ein und fuhr den Wagen hinter dem Taxi her, das sich langsam in Bewegung gesetzt hatte. Ich lenkte mit einer Hand. In der anderen hatte ich die Pistole.
Das Taxi bog in eine ruhige Nebenstraße ein, und ich folgte. In dem Augenblick, da ich den Wagen zum Stehen brachte, tauchte neben mir ein Motorradfahrer der Streifenpolizei am Wagenfenster auf.
»Pistole weg, und keine Bewegung!«, brüllte er. Gleichzeitig schob sich der Lauf eines Dienstrevolvers herein.
Die Augen meines Gefangenen leuchteten auf, aber falls er irgendwelche Hoffnungen in seinem Herzen bewegte, war er falsch beraten.
»Tun Sie Ihr Schießeisen weg, Mann«, sagte ich zu dem Polizisten. »Sie wissen, dass Sie gar nicht schießen dürfen. Ich bin Cotton vom FBI, und wenn Ihnen Ihre Stellung lieb ist, dann gehen Sie auf die andere Seite des Wagens und nehmen Sie den Gauner in Empfang!«
Ich kannte so ungefähr den Ton, in dem man mit diesen Streifenpolizisten sprechen musste. Es sind schrecklich liebe Kerle und wahre Artisten auf ihren Motorrädern, aber manchmal stolpern sie vor Übereifer über die eigenen Beine.
Inzwischen hatte er wohl auch meine Pistole erkannt und meine lauteren Absichten. Er stieg von seinem Motorrad und öffnete die Wagentür auf der anderen Seite.
»Steigen Sie aus und nehmen Sie die Hände hoch!«, befahl ich meinem Geldwechsler.
Er folgte wie ein braves Kind. Jetzt konnte ich endlich mein Schießeisen wegstecken und den braven Cop von der motorisierten Streife mit meinem Ausweis beruhigen. Interessiert verglich er das Bild mit der ziemlich veränderten Wirklichkeit.
Auf den Moment schien mein Gefangener nur gewartet zu haben. Er warf sich plötzlich zwischen uns, dass wir auseinanderprallten, schlug dem verdutzten Polizisten den Revolver aus der Faust und war mit ein paar Sätzen die Straße hinunter und um die Ecke.
***
»In das Haus, da ist er hinein!«, schrie mein Taxifahrer, der mit seinem Wagen an der Ecke stand. Er
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