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0070 - Ich, der Tod und 100 Dollar

0070 - Ich, der Tod und 100 Dollar

Titel: 0070 - Ich, der Tod und 100 Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: der Tod und 100 Dollar Ich
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zur Tür der Bankfiliale.
    »Ja?«
    Der Kerl sah nicht unsympathisch aus, auf den ersten Blick. Auf den zweiten hatte ich aber schon in ihm einen der geschniegelten Kerle aus der Bronx erkannt, mit denen ich beruflich schon öfter zu tun hatte. »Wollte Ihnen nur einen Rat geben, Fremder. Wenn Sie was zu wechseln haben, gehen Sie nicht zur Bank.«
    Ich hielt inne. »Warum nicht?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Schlechter Kurs für Britische Pfund, Franc und D-Mark.«
    Ich hatte mir von der Kasse im Hauptquartier französische Franc geben lassen.
    »Wie handeln die denn den Franc?«
    Er verzog geringschätzig den Mund: »1 zu 421!«
    »Verdammt!«, sagte ich leise. »Das ist allerhand.«
    »Eben!«, nickte er. »Wenn Sie wollen, nehme ich 418. Aus Gefälligkeit. Mein Bruder fliegt morgen nach Paris, und man soll sich gegenseitig helfen, ehe man sich vom Staat derart übers Ohr hauen lässt. Meine Meinung. Wenn Sie natürlich lieber zur Bank gehen…«
    Ich blickte ihn misstrauisch an.
    »Fragt sich, was Sie anlegen wollen. Ich dachte, zweihundert Dollar zu kaufen.«
    »Gemacht!«, sagte er. »So viel brauchte ich eigentlich auch gerade in Franc. Gehen wir etwas zur Seite, hier zieht’s!«
    Wir traten in den Windschatten eines Hauses, und ich zog meine französischen Franc hervor. Er zählte sie geschwind, dann nahm er aus seiner Brieftasche, von mir abgewendet, zwei neue Hunderter und gab sie mir. Ich befühlte sie misstrauisch, aber er lachte.
    »Die habe ich heute Nacht erst frisch gemacht!«
    Ich lachte ein bisschen mit, dann verabschiedete ich mich und pfiff ein Taxi herbei.
    »Wohin, Sir?«, fragte der Fahrer.
    »An die nächste Ecke. Dort anhalten!«
    Das Taxi zog an und jagte über das Pflaster. Hinter einem Lagerhaus bog es links ab und hielt mit einem Ruck.
    »Warten Sie hier, wenn Sie noch ein paar Meter zurücksetzen könnten, wäre das sehr schön!«
    »Wenn ich mich hier hinstelle, habe ich bald die Polizei auf dem Hals«, brummte der Fahrer, fuhr aber doch soweit zurück, dass ich den Platz gut überblicken konnte. Ich zog die beiden neuen Hunderter aus der Tasche und nahm das Fläschchen mit der Flüssigkeit aus dem Reisesack. Vorsichtig einen Tropfen auf die Ecke geträufelt - ich zerrieb die Flüssigkeit, und schon nahm das Papier einen zartrosa Schimmer an.
    Die gleiche Probe beim zweiten Schein - auch der eine Fälschung.
    ***
    Der Geschniegelte musste schon ungefähr zweitausend Dollar an den Mann gebracht haben, als er sich entschloss, seinen Platz zu verlassen.
    Ich hatte ihn während der ganzen Zeit gut beobachten können. Ein Streifenpolizist war allerdings gekommen und hatte gemeutert, weil wir an einer Stelle standen, wo Parken verboten war, aber als er meinen Ausweis gesehen hatte, war hier das Parken plötzlich erlaubt.
    »Lassen Sie Ihre Mühle mal wieder laufen!« Ich tippte dem Taxifahrer auf die Schulter. »Sehen Sie den Burschen im hellen Mantel da vorn. Den möchte ich nicht aus den Augen verlieren!«
    Der Fahrer startete den Motor, aber dann blickte er mich prüfend an.
    »Sie sind von der Polizei, wie?«, fragte er.
    Ich nickte.
    »So ungefähr. FBI!«
    »Gibt das auch keine Schießerei, Sir?«
    »Kaum anzunehmen. Wenn’s knallt, steige ich vorher aus und bezahle.«
    Er schien beruhigt zu sein. Ich konnte nicht einmal über seine Frage lächeln. Falls er mit seinem Wagen in eine Schießerei verwickelt werden würde, hätte er zwar alle Chancen, seine Schäden von uns ersetzt zu bekommen. Aber damit ist es ja nicht getan, denn Kugeln gehen ja auch manchmal daneben, und kein Mensch läuft gern mit einem Loch im Leib herum.
    Mein eifriger Geldwechsler, der an seinem hellen Staubmantel sehr gut zu erkennen war, ging nun zu einem schwarzen, alten Sedan, der in der Nähe stand, und stieg ein.
    »Vorsichtig hinterher!«
    Der Taxifahrer blickte mich an.
    »Das brauchen Sie mir nicht erst zu sagen. Ich habe Inspektor Murphy gefahren, als er hinter Dillinger her war.«
    Unser Wagen zog an, im gleichen Moment, als der Sedan losrollte. Schon nach den ersten hundert Metern sagte der Fahrer: »Ich möchte wetten, dass der Kerl nach Brooklyn will.«
    Wir folgten ihm, nicht allzu dicht. Der Fahrer passte auf wie ein Luchs und verlor ihn nicht aus den Augen.
    Plötzlich zog er die Augen zusammen.
    »Wenn der nicht etwas gemerkt hat, können Sie mich teeren und federn, Sir«, meinte er. »Er fährt im Kreis herum!«
    Ich hatte es nicht beobachtet, denn so genau kannte ich mich hier nicht aus.

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