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0071 - Mit der letzten Kugel

0071 - Mit der letzten Kugel

Titel: 0071 - Mit der letzten Kugel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit der letzten Kugel
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vervielfältigen und an jeden Cop in New York ausgeben. Vielleicht bringt uns das auf die Fährte der Kidnapper.«
    Mister Harway schickte Josefine zu Bett, als wir sie nicht mehr brauchten. Wir besprachen noch eine Menge anderer Dinge, die wir für nötig hielten, dann wollte ich mich auf dem Weg wieder entfernen, den ich gekommen war. Aber es wurde noch nichts daraus, denn wir erlebten in diesem Fall die erste Überraschung. Obendrein eine recht blutige Überraschung.
    ***
    Mister Harway hatte sich eine schwere Zigarre angesteckt. Al und ich rauchten noch eine Zigarette, dann wollte ich mich auf den Weg machen. Zwar graute mir vor dem Rückweg, aber anders ging es nun einmal nicht. Wenn das Haus beobachtet wurde, würde man vor allem die Haustür im Auge behalten.
    Als ich meine Zigarette zu Ende geraucht hatte, drückte ich sie aus, verabschiedete mich von Harway und gab danach Al die Hand. Mister Harway wollte mich bis zu dem eingeschlagenen Fenster begleiten, aber ich lehnte es ab. Er konnte mir doch nicht helfen, ohne dass er sich im Fenster sehen gelassen hätte. Und gerade das ging ja nicht.
    Sowohl Al als Harway waren inzwischen weidlich müde geworden und hockten abgespannt in ihren Sesseln. Ich winkte ihnen noch einmal zu und ging dann hinaus. Ich schloss die Tür hinter mir und tastete mich an der Flurwand entlang, um nach dem Lichtschalter zu suchen.
    Plötzlich war ein leises Klirren in der nächtlichen Stille. Ich erstarrte und lauschte gespannt. Eine Weile blieb alles still. Dann hörte ich wieder das kurze Klirren. Es klang ganz wie Metall, das gegen ein anderes Metallstück schlägt. Ich hielt den Atem an. Irgendetwas ging im Haus vor. Aber was?
    Mein Blick glitt den dunklen Korridor entlang. Weiter rechts ging die Treppe hinab ins Erdgeschoss. Und dort zuckte jetzt ein Lichtschein auf. Ich sah deutlich, wie sich ein schmaler Lichtkegel über die Treppe nach oben tastete.
    Ich drehte mich um und legte die Hand auf die Türklinke des Zimmers, aus dem ich gerade gekommen war.
    Millimeterweise zog ich sie auf, huschte hinein und zog sie hinter mir ins Schloss.
    Harway und Al sahen mir verdutzt entgegen. Al wollte etwas sagen, aber ich kam ihm zuvor.
    »Soeben sind Leute ins Haus gekommen. Wahrscheinlich mit einem Dietrich zur Haustür herein. Al, wir beide verstecken uns dort hinter den Vorhängen. Harway, Sie bleiben hinter dem Schreibtisch sitzen. Man wird unter dem Türspalt das Licht sehen und ohnehin in dieses Zimmer kommen. Wenn es Abgesandte der Kidnapper sind, dann verraten Sie sich nicht! Das FBI ist nicht verständigt von der Entführung und folglich können auch keine G-men hier sein! Gehen Sie auf alles ein, was die Erpresser fordern, aber verwickeln Sie sie in eine kurze Unterhaltung. Nehmen Sie alles an, was man Ihnen vorschlägt!«
    Wir huschten hinter die undurchsichtigen Übergardinen, die von einem hohen Fenster bis auf den Fußboden herabreichten. Eng an das Fenster gepresst, standen wir hinter dem Vorhang.
    Ich schob ihn rechts ein wenig zurecht, sodass ein Spalt von vielleicht zwei Millimetern freiblieb. Dadurch konnte ich einiges vom Zimmer sehen. Wir verhielten uns absolut still. Endlich, nach fast einer halben Ewigkeit wurde die Tür aufgerissen und zwei maskierte Männer drangen ein. Sie hielten beide Pistolen in den Händen.
    »Aufstehen!«, herrschte der erste den erschrockenen Harway an.
    Widerspruchslos erhob sich Harway.
    »Kommen Sie hinter dem Schreibtisch vor!«
    Er ging ihnen entgegen.
    »Hände hoch! Umdrehen!«
    Harway gehorchte. Bevor er sich’s versah, hatte ihm der erste der beiden Maskierten den Knauf seiner Pistole auf den Schädel gedonnert. Ohne Laut sackte Harway auf den Teppich.
    Al machte eine hastige Bewegung. Im letzten Augenblick konnte ich ihn noch zurückhalten. Solange die Burschen das Kind in ihrer Gewalt hatten, durften wir absolut nichts riskieren. Und wenn man Harway nur betäubte, dann war das für ihn zwar eine schmerzhafte Sache, aber für uns noch kein Grund, unsere Anwesenheit zu verraten.
    »Komisch, dass der Alte heute zu Hause ist«, knurrte einer der Maskierten. »Ich denke, die fahren übers Wochenende immer zu einem Landhaus?«
    Der andere zuckte die Achseln.
    »Na, wie du siehst, sind sie diesmal eben nicht gefahren. Macht doch nichts. Hauptsache, wir können endlich unsere Sachen holen!«
    Sie steckten ihre Pistolen ein und machten sich an eine merkwürdige Arbeit. Sie räumten nämlich das große Bücherregal neben der Tür aus.

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