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0071 - Mit der letzten Kugel

0071 - Mit der letzten Kugel

Titel: 0071 - Mit der letzten Kugel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit der letzten Kugel
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Bald erkannte ich den Grund. Als er wieder einen Stapel Bücher herauszog und einfach auf den Teppich legte, sah ich es dahinter im Regal glitzern und gleißen, dass mir fast die Augen übergingen. Und dann hörte ich auch schon das Rasseln von Perlen und das Klappern von Schmuckgegenständen.
    Der andere hielt eine Ledertasche auf, der erste warf alles hinein. Drei Regalfächer räumten sie auf diese Weise aus. Gerade als er den letzten Schmuck in der Hand hatte, flog die Tür auf, ein Hüne von einem Kerl sprang ins Zimmer, fuchtelte mit einer Pistole, die in seiner Pranke wie ein Kinderspielzeug wirkte, und stieß dumpf unter dem vors Gesicht gebundenen Tuch hervor: »Hände hoch!«
    Dieser freundlichen Einladung konnten sich die ersten beiden Besucher angesichts der drohenden Pistolenmündung schlecht verschließen. Ich sah auf den ersten Blick, dass der zuletzt Gekommene der Mustertyp des Berufseinbrechers war, allerdings einer von den wenigen Burschen, die sogar eine Pistole bei sich führen, was Einbrecher nur selten tun.
    Man hob die Hände und dabei fiel der Schmuck, den der zweite noch in der Hand gehalten hatte, auf den Teppich. Ein besonders großer Smaragd in einer kunstvollen Fassung fiel mir auf.
    Offenbar nicht nur mir.
    »Sieh an!«, sagte der letzte Eindringling. »Der Boars-Smaragd, der mit anderen Schmuckgegenständen für insgesamt siebzigtausend Dollar am vorletzten Samstag aus dem Juweliergeschäft Craine and Sons geholt wurde! Sieh an, sieh an!«
    Unser professioneller Einbrecher schien sich hervorragend zu amüsieren. Er kicherte vergnügt unter seinem Tuch und meinte: »Mit so einer Beute hatte ich in einem reichen Haushalt, der übers Wochenende immer unbeobachtet ist, ungefähr gerechnet. Natürlich dachte ich mehr an den Schmuck der Lady. Aber das ist auch nicht schlecht. Geht mal ein bisschen auseinander, ihr beiden!«
    Sie taten es zögernd. Dass es in ihnen kochte, konnte ich mir gut vorstellen. Da war also ausgerechnet zur gleichen Zeit ein Kollege ihres Fachs auch auf den Gedanken gekommen, einer Villa einen Besuch abzustatten, von der er gehört hatte, dass die Besitzer übers Wochenende nie zu Hause wären.
    »Zieht mal schön eure Vorhänge ab!«, kommandierte der Einbrecher zu den beiden Zunftgenossen.
    »Das kommt überhaupt nicht…«, sagte der eine, brach aber mitten im Satz ab, als er sah, dass der Gegenspieler langsam seine Pistole hob und auf ihn richtete.
    »Los! Ich will eure Visagen sehen!«
    Innerlich kochend vor Wut zogen sie ihre Masken ab. Es kamen zwei Gesichter zum Vorschein, von denen das eine gerade noch halbwegs intelligent aussah, das andere aber war ein Mustergesicht für einen Steckbrief. Ich war sofort davon überzeugt, dass es auch schon einige Male Fahndungsblätter geziert hatte.
    »Ich werd verrückt«, schnaufte der erste. »Rack und Slim! Ich denke, ihr sitzt noch schön im Staatszuchthaus?«
    »Vor vier Wochen entlassen«, knurrte einer der beiden Galgenvögel.
    »Und schon wieder auf Abwegen!«, tadelte der Hüne kopfschüttelnd. »Ei, ei, ei! Wenn das der Staatsanwalt wüsste!«
    »Gehst du vielleicht spazieren?«, bellte Rack oder Slim giftig.
    »Nicht vorlaut werden, Kleiner!«, warnte der Riese. »Du bleibst schön stehen, Rack! Und du, Slim, du packst schön den Segen ein, der auf den Teppich liegt! Immer schön in die Tasche! Aber ein bisschen schnell.«
    Slim bückte sich zögernd. Er suchte den zu Boden gefallenen Schmuck zusammen und warf ihn missmutig in die mitgebrachte Ledertasche.
    »Also ihr wart die schlechten Kerle, die einen alten Juwelier niedergeschlagen habt!«, kicherte der Riese inzwischen. »Soviel Nerven hätte ich euch gar nicht zugetraut!«
    »Fühl dich nur nicht so stark, Goliath!«, warnte Rack, der regungslos mit erhobenen Armen dastand.
    »Du kennst mich?«, wunderte sich unser Riese.
    »Du kannst dir vielleicht einen Bart wachsen lassen und einen Vorhang vor deine Visage ziehen, Goliath! Aber du kannst dich nicht kleiner machen.«
    »Verdammt, Rack, da hast du recht. Aber ein dummer Hund bist du trotzdem! Es war sehr dumm von dir, mir zu sagen, dass du mich kennst! Los, Slim, wirf die Tasche rüber. Aber wirf mir sie vor die Füße! Ich werde böse, wenn die Tasche etwa auf mein Gesicht zugesegelt käme!«
    Slim gehorchte knurrend. Ohne die beiden aus den Augen zu lassen, bückte sich der Goliath und hob die Tasche mit der linken Hand auf. Dann kommandierte er: »Umdrehen!«
    Sie gehorchten, weil ihnen ja doch nichts

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