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0071 - Mit der letzten Kugel

0071 - Mit der letzten Kugel

Titel: 0071 - Mit der letzten Kugel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit der letzten Kugel
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Hörer ab.
    »Wir brauchen vier Würstchen, Zimmer 1218, bitte.«
    Er legte den Hörer auf und sagte: »Du wirst dich wundern, wie schnell das hier geht. Außerdem kommen die Würstchen auf die Spesenabrechnung, mein Lieber. Und wenn wir uns schon die Nächte um die Ohren schlagen, ohne einen Dollar extra zu kriegen, trotz doppelter Arbeitszeit, dann soll uns der Staat wenigstens ein paar Würstchen bezahlen.«
    Die Würstchen kamen tatsächlich schnell und waren genauso überraschend gut. Wir verspeisten sie mit Behagen, ließen uns noch eine doppelte Portion Kaffee bringen und rauchten.
    Kurz vor fünf schob ich meine Pistole ins Schulterhalfter.
    Phil sah mich an.
    »Jerry!«
    »Ja?«
    »Denk dran: Nur ein lebendiger G-man kann uns nützen. Ein toter macht nur unnötige Kosten.«
    Ich grinste.
    »Ich werd’s nicht vergessen, mein Alter. Halte die Stellung, ja?«
    »Bis zum Umfallen«, grinste Phil.
    Ich winkte ihm zu. Er griente nur. Aber in seinen Augen stand deutlich die Sorge, die er sich meinetwegen machte.
    Ich ging hinaus.
    Eines unserer Pseudo-Taxis brachte mich hinauf in den Norden von Manhattan. Wir benutzen die Lenox Avenue bis zum Harlem River Drive, bogen in die 155. bis zum Broadway und fuhren ihn entlang bis zu der Stelle, wo rechts die 182. Straße abzweigte. Ich stieg aus und schickte den Wagen zurück. Es hatte keinen Sinn, den ebenfalls übermüdeten Fahrer warten zu lassen, denn es war überhaupt nicht zu übersehen, wie lange es dauern würde. Bevor ich ausstieg, zog ich das Sprechfunkgerät aus dem Handschuhkasten. Ich rief die Leitstelle.
    »Sonderaktion Cotton, Leitstelle«, sagte die Stimme eines Kollegen, der seiner Aussprache nach nur aus Chicago kommen konnte.
    »Cotton«, sagte ich. »Geben Sie mir die Stadtpolizei in die Leitung.«
    »Ich rufe Stadtpolizei. Einen Augenblick.«
    Ich wartete, bis er mich wieder rief: »Sprechen Sie, Cotton!«
    »Hallo?«, meldete ich mich.
    »New York City Police!«, sagte eine raue Männerstimme.
    »FBI-Agent Cotton. Geben Sie mir den Nachtdienst Ihres Archivs!«
    »Ich verbinde! - Hallo? Hier Archiv.«
    »FBI-Agent Cotton. Ich brauche eine Auskunft. Ist euch ein Berufsganove bekannt, der den Spitznamen Goliath führt?«
    »Augenblick, Sir. Ich werde sofort in unserer Spitznamenkartei nachsehen.« Es dauerte nicht lange, da hörte ich: »Goliath, Spitzname für Richard Ben Goodlyn, geboren…«
    »Stopp!«, unterbrach ich. »Wie groß ist der Mann?«
    »Sechs Fuß drei Zoll.«
    »Genau«, nickte ich. »Um den Riesen müsste es sich handeln. Wo wohnt er? Ist das bekannt?«
    »Er hält sich abwechselnd in Peekskill und in New York auf. In Peekskill hat er seinen festen Wohnsitz. In New York unternimmt er seine Streifzüge. Wenn er in New York ist…«
    »Das ist er. Heute Nacht bestimmt.«
    »… dann wird er wahrscheinlich in der 182. Straße übernachten. Nummer 266, dritter Stock, Zimmer 34. Das hat er dauergemietet.«
    »Danke«, sagte ich. »Das war alles, was ich wissen wollte.«
    Ich legte den Hörer zurück aufs Gerät und schob es ins Handschuhfach. Dann sah ich noch einmal sorgfältig die Mechanik meiner Waffe nach. Der Kollege, der als Taxifahrer neben mir hockte, sagte leise: »Ernste Sache?«
    »Er hat vor zwei Stunden zwei Leute erschossen. Vor meinen Augen.«
    Ich schob die-Pistole ins Halfter.
    »Good luck!«, sagte der Kollege.
    Ich tippte an die Hutkrempe. »Danke. Fahren Sie zurück. Ich weiß nicht, wie lange es dauert. Und irgendwo finde ich schon ein Telefon, damit ich anrufen kann, wenn es vorbei ist.«
    »Okay.«
    Ich stieg aus. Der Wagen wendete und fuhr zurück. Ich sah ihm nach, bis seine Rücklichter auf dem Broadway verschwunden waren. Dann drehte ich mich um und ging langsam in die 182. Straße hinein.
    ***
    Richard Ben Goodlyn war zweiunddreißig Jahre alt und davon hatte er neun Jahre in verschiedenen Gefängnissen, Besserungsanstalten und Zuchthäusern zugebracht. Er lebte nur von der Beute seiner Streifzüge als Einbrecher.
    Seine Figur war dafür geeignet und ungeeignet zugleich. Bei seinen wuchtigen Ausmaßen blieben ihm Wege versperrt, die schmale Burschen verwendeten, wenn sie irgendwo uneingeladen Besuche machten: Lichtschächte, Oberlichter bei den Fenstern und ähnliches.
    Aber dafür brauche Goliath weniger Furcht vor einer Entdeckung zu haben.
    Er wurde mit jedem fertig.
    Bildete er sich ein.
    Als er das Haus in der Baker Street verlassen hatte, und zwar auf dem gleichen Weg, den er gekommen war, nämlich durch

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