0071 - Mit der letzten Kugel
Polizeiofficer, der gerade im Zimmer war, ließ gespannt die Zeitung sinken.
»Hier ist Cora zwo«, sagte der angebliche Neffe. »Cora eins, bitte sprechen!«
»Cora eins«, sagte Al. »Die Erpresser haben gerade angerufen. Harway soll noch heute Nachmittag hunderttausend Bucks von der Bank holen. In kleinen Scheinen, versteht sich.«
Unser Mann nickte, bestätigte die Meldung, legte den Hörer des Feldtelefons zurück und griff zu dem des normalen Telefonapparats. Er wählte eine Nummer, die nicht im Telefonbuch stand, weil sie eine der Extraleitungen war, die man im Astoria für uns gelegt hatte.
»Sondereinsatz Cotton/Decker. Leitstelle.«
»Cora zwo. Ich gebe Meldung von Cora eins wieder: Die Erpresser haben gerade angerufen. Harway soll noch an diesem Nachmittag hunderttausend Bucks von der Bank holen. In kleinen Scheinen, versteht sich.«
Die Leitstelle wiederholte und Cora zwo bestätigte. Die Hörer wurden aufgelegt. Der Mann in unserer Leitstelle hatte den Text mitgeschrieben und kam damit in den kleinen Saal. Auf Phils Frage hin las er den Text vor.
Jetzt hatten alle begriffen, dass es ein Wettrennen mit der Zeit werden würde, wenn wir das Leben des Kindes noch retten wollten. Niemand konnte den oder die Erpresser daran hindern, das Kind umzubringen, wenn sie erst einmal das Geld hatten.
***
Phil und ich diskutierten einige Möglichkeiten, das Tonband mit der aufgenommenen Stimme des Erpressers sofort aus dem Hause der Harways herauszubringen. Schließlich einigten wir uns darauf, dass es in die Schmuckkassette seiner Frau gelegt und von ihm zu einer Bank gebracht werden sollte.
Einem Mann wie Harway würde es nicht schwerfallen, eine vertrauliche Unterredung mit dem Bankpräsidenten zu fordern und auch zu erhalten. Und ein Bankpräsident war doch wohl hoffentlich über den Verdacht erhaben, ein Erpresser zu sein oder mit einem solchen Burschen unter einer Decke zu stecken. Der Bankpräsident würde vorher von uns telefonisch verständigt, dass sich in Kürze ein Mister Cameron vom Bundesschatzamt bei ihm melden und das Band abholen würde. Wir bestimmten einen G-man und setzten ihn sofort in Marsch.
Während er zur Bank fuhr, riefen wir den Bankpräsidenten und Cora zwo an. Cora zwo gab seine Nachricht an Al weiter, und er sagte sie Harway.
Ein paar Minuten später ließ Harway über unsere beiden Verbindungsleute anfragen, wie er sich zu verhalten habe. Ob er nun das Geld holen oder nicht holen sollte. Und wie es wäre, wenn die Zahlung des Geldes eventuell noch heute verlangt würde.
Unsere Leitstelle legte das Gespräch in den Apparat, der auf Phils Tisch stand, und ich nahm es an.
»Sagen Sie Cora eins, er möchte Harway folgendes ausrichten: Diese Frage muss er ganz allein entscheiden. Wir können ihm weder vorschreiben noch abraten, ob er das Geld bezahlen soll oder nicht. Wir können die Verantwortung dafür nicht übernehmen. Es wird jetzt sehr schwierig werden für Cora eins. Die Harways werden jetzt nämlich zusammenbrechen, so mutig sie sich bisher auch verhalten haben. Sie werden versuchen, Cora eins hinauszuwerfen. Sie werden ihm begreiflich machen, dass wir noch nicht den leisesten Erfolg hätten, dass sie keine Lust haben, das Leben ihres Kindes zu riskieren und so weiter und so fort. Cora eins muss hart bleiben. Er wird auf jeden Fall im Haus bleiben! Und er muss durchsetzen, dass uns Harway spätestens in einer Stunde durchgibt, wie er sich nun entschieden hat. Wir müssen uns darauf einstellen!«
Ich legte den Hörer auf und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Phil brannte sich eine Zigarette an. Ich sah, dass seine Finger zitterten.
»Verdammter Dreck«, sagte er. »Ich hätte noch vierundzwanzig Stunden gebraucht, um alle Verdächtigen genügend überprüfen zu können. Wie soll ich jetzt aus dem Handgelenk sagen können, welcher von neunzig verdächtigen Leuten der Erpresser sein kann? Ich kann doch nicht hellsehen!«
No, das konnte er weiß Gott nicht. Genauso wenig wie irgendeiner von uns.
Ich ging in die Ecke, wo der Anschluss mit dem Fernamt stand.
»Blitzgespräch nach Washington, Hauptquartier des Federal Bureau of Investigation«, forderte ich.
Und ich hörte selbst, dass meine Stimme nervös klang.
Ich sprach mit Hugson und informierte ihn über die Forderung der Erpresser. Ich gebe es ehrlich zu: Ich hoffte, Hugson würde uns kraft seiner größeren Erfahrungen den entscheidenden Tipp geben können.
Es war pure Dummheit von mir. Hugson war kein
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