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0072 - Das Höllentor

0072 - Das Höllentor

Titel: 0072 - Das Höllentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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rührte, setzte ich alles auf eine Karte.
    Ich rannte los, erreichte das Hauptzelt und warf mich gegen den Eingang.
    Als ich die Zeltleinwand zurückschlug, erwartete ich einen Angriff der Dämonensucher. Nichts geschah. Das Zelt war leer.
    Von der anderen Seite tauchte Jane auf. Sie schüttelte den Kopf und lief zu einem der Zelte, sah auch dort nach, schüttelte wieder den Kopf.
    Hastig kontrollierten wir sämtliche Zelte, dann wußten wir Bescheid.
    »Sie sind weg«, sagte ich düster. »Sie haben das Lager schon verlassen, als wir noch mit dem Wächter kämpften.«
    »Vermutlich haben sie das Höllentor bereits hinter sich gebracht«, erwiderte Jane. »Wir sind zu spät gekommen, John!«
    Ich schüttelte den Kopf. Noch immer wußte sie nicht, welche Drohung Myxin für den Fall unseres Versagens ausgesprochen hatte.
    »Ich gebe nicht auf!« erklärte ich fest. »Sie müssen eine Spur hinterlassen haben.«
    »Gut, dann suchen wir danach, John!«
    Wieder schüttelte ich den Kopf. »Diesmal muß ich allein gehen. Du bist unbewaffnet, und wenn ich ebenfalls das Höllentor passieren muß, hättest du keine Chance.«
    Es fiel ihr schwer, aber sie nickte. Sie hatte eingeshen, daß es auch für mich ein lebensgefährliches Wagnis war, in das Reich der Schatten vorzudringen. Für jemanden, der nicht über meine Ausrüstung verfügte, war es tödlich.
    »Ich warte bei Suko auf dich«, versprach sie und lief hastig weg, als habe sie Angst, es sich doch noch anders zu überlegen.
    Ich machte mich auf die Suche nach elf Verblendeten, die sich dem Satan verschreiben wollten.
    ***
    Ich fand ihre Spur, als ich das Lager in größerem Abstand umrundete. Sie führte in gerade Linie von den Zelten weg.
    Ich hatte eine Taschenlampe bei mir, die ich jedoch im Moment nicht brauchte. Der Himmel schien wieder zu brennen. So heftig wie jetzt hatte ich die Nordlichter noch nie gesehen. Ich hätte auch das Kleingedruckte einer Zeitung lesen können.
    Mich interessierte aber nicht das faszinierende Naturschauspiel, sondern die Spur, die mich zum Höllentor führen mußte. Ich lief so schnell, daß ich die Fährte eben noch im Auge behalten konnte. Minute um Minute verstrich. Es ging auf zehn Uhr abends zu, aber das spielte in dieser Gegend keine Rolle. Die Verhältnisse veränderten sich nicht.
    Schätzungsweise hatte ich drei Meilen zurückgelegt, als ich die Spur verlor. Sofort blieb ich stehen und kehrte um. Ohne Schwierigkeiten stieß ich auf die Fußstapfen der elf Männer, doch an einer bestimmten Stelle hörten sie auf. Die Fährte führte nicht weiter.
    Ich leuchtete die Umgebung ab. Hier gab es keine Möglichkeiten, Fußabdrücke zu verbergen, weder Felsen noch Eisplatten. Sie waren auch ganz bestimmt nicht auf ihrer eigenen Spur zurückgekehrt.
    Das erlaubte nur einen Schluß. Exakt an dieser Stelle befand sich das Höllentor unter der dicken Schneeschicht. Der Wächter hatte es für die elf Männer geöffnet. Sie befanden sich bereits im Reich des Schwarzen Todes.
    Ich mußte sie zurückholen. Wenn sie erst den Pakt mit dem Ersten Dämon des Schattenreichs geschlossen hatten, war es zu spät. Ich bezweifelte nicht, daß Myxin, der Magier, seine Drohung gegen Jane verwirklichen würde.
    Aber wie sollte ich das Höllentor öffnen? Freiwillig würde mich der Wächter nicht einlassen.
    Daß er sich nicht zeigte, nahm ich als schlechtes Zeichen. Hätte von mir Gefahr für den Zugang zum Schattenreich gedroht, hätte mich der Dämon sicher angegriffen.
    Trotzdem gab ich noch nicht auf, sondern holte mein silbernes Kreuz hervor und strich damit über den Schnee. Ich suchte alles in einem Umkreis von zehn Schritten ab. Das Kreuz sprach jedoch nicht an. Offenbar wirkte im Moment keine dämonische Macht, vor der es mich schützen mußte.
    Als letzte Hoffnung blieb mir die Gnostische Gemme. Ich betrachtete den grünbeige schimmernden Stein und die abgebildete Schlange, die sich in den Schwanz biß. Wenn mich die Gemme im Stich ließ, wußte ich nicht mehr, was ich tun sollte.
    Wieder strich ich mit der Hand dicht über den Boden dahin. Dabei teilte ich mir die Umgebung rings um das Ende der Spur auf, damit ich keinen Punkt übersah und nicht doppelt arbeitete.
    Minuten vergingen. Ich biß die Zähne zusammen und kämpfte die aufkeimende Panik nieder. Wie lange hielt Myxins Geduld noch an?
    Da öffnete sich unter mir die Schneedecke. Ich stürzte.
    Undurchdringliche Schwärze umgab mich.
    Die gnostische Gemme hatte den Zugang zum Höllentor

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