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0072 - Die Ruine des Hexers

0072 - Die Ruine des Hexers

Titel: 0072 - Die Ruine des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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Nacht, in der Zamorra und Nicole Duval durch die Zeitreise im Jahr 1776 ankamen. In der Satanskapelle, die zerstört werden sollte.
    ***
    Das Hämmern und Trommeln gegen Tor und Fensterläden hörte auf. Nur manchmal krachte noch ein Schlag gegen das Holz. Draußen lachten Männer rauh, um ihre unterschwellige Angst zu überspielen, und rissen derbe Witze.
    »Die Brut drinnen bekommt gleich einen Vorgeschmack auf das Höllenfeuer.«
    Ein Mann namens Jean Roux – der rote Jean – führte das Kommando. Zamorra entnahm es den Zurufen.
    »Verrammelt das Tor und die Fensterläden richtig!« befahl der rote Jean. »Wir wollen der Satansbrut das Sterben nicht zu leicht machen. Eine Kugel ist zu schade für sie.«
    Zamorra hielt das brennende Gasfeuerzeug in der Hand.
    »Woher wissen diese Fanatiker eigentlich, daß wir zu zweit in der Kapelle sind?« fragte Nicole. »Mich kann eigentlich keiner gesehen haben.«
    »Ein besonders Tapferer wird sich vorgeschlichen und am Tor gelauscht haben«, meinte Zamorra. »Die Meute fand wohl nicht den Mut, sich gleich an die Satanskapelle heranzuwagen. Oder sie hielt Abstand, bis das Holz da war.«
    Den Zurufen, die draußen erschollen, entnahm Zamorra, daß rund um die Satanskapelle Holz aufgestapelt wurde. Er war mit Nicole exakt zum richtigen Zeitpunkt angelangt. Die schwarze Kapelle würde in Brand gesteckt werden und zur Ruine verbrennen.
    Aber noch stimmte etwas nicht. Es hätten viel stärkere satanische Kräfte in der Kapelle vorhanden sein müssen. Jetzt war sie nur ein verlassener Bau, in dem Obskures getrieben worden war. Fackeln loderten draußen. Nun hörten Zamorra und Nicole auch Frauenstimmen.
    Bestimmt waren eine Menge Leute da. Zweihundert oder noch mehr. Zamorra konnte den blutrünstigen Mob einschätzen. So eine Meute war wie ein riesiges, hundertköpfiges Raubtier. Der einzelne dachte nicht mehr, sondern ließ sich von der Meute mitreißen, und jeder wollte den anderen an Brutalität überbieten.
    Es war sinnlos, mit diesen Leuten vernünftig reden zu wollen.
    Flammenschein leuchtete durch die Ritzen am Tor und den Fensterläden. Es roch brenzlig. Die Meute grölte. Das aufgestapelte Holz war angezündet worden. Beißender Rauch kroch in die Satanskapelle.
    »Brenne, brenne, Satansbrut!« grölte es draußen. Und: »Romain Rolland erwartet euch bereits! Ihr werdet in der Hölle vereint sein, bei dem, den ihr anbetet!«
    Das Feuer prasselte und knisterte. Immer heller wurde der Schein.
    Es mußten trockene Reisigbündel sein, die draußen aufgestapelt waren. Jetzt züngelten oben am Dach schon Flämmchen auf.
    Nur noch eine Frage von wenigen Minuten, bis das Dach endgültig Feuer fing und lichterloh brannte. Nicole hustete. Zamorra konnte sein Feuerzeug ausknipsen und wegstecken, denn der rötliche Feuerschein erhellte das Innere der Kapelle.
    In den Rauchschwaden schien die schwarze Kerze sich zu winden und zu krümmen wie eine Schlange. Es wurde immer heißer in der Kapelle. Zamorra zog Nicole mit sich, in die Mitte des Raumes. Er nahm das silberne Amulett aus der Tasche, ließ es kreisen.
    Aber diesmal wirkten keine übernatürlichen Kräfte. Zamorra schrie Beschwörungen, um seine Magie zu unterstützen. Er wollte sich und Nicole in die Zeit zurückversetzen, aus der sie gekommen waren. Es war die einzige Rettung. Doch nichts geschah.
    Immer unerträglicher wurde die Hitze, der Rauch immer dichter.
    Zamorras Augen tränten und seine Lungen schmerzten. Er und Nicole hielten sich Taschentücher vor Mund und Nase, aber das half kaum etwas.
    Schon stand der Teil des Daches in hellen Flammen, der sich über dem Altar befand. Funken stoben, brannten sich in Zamorras und Nicoles Kleidung, versengten ihre Haut. Halb ohnmächtig schon, brach Nicole in die Knie, klammerte sich an Zamorras Hüften.
    In Rauch und Feuer versuchte Zamorra immer wieder, sich ins 20.
    Jahrhundert zurückzuversetzen, ins Jahr 1977. Aber da waren keine übernatürlichen Kräfte, deren er sich hätte bedienen können, um dorthin zu gelangen.
    Zamorra wollte schon die Hoffnung aufgeben. Er hatte sich geirrt, das mußte es sein. Etwas war falsch, anders, als er es sich gedacht hatte. Krachend brach ein Teil des Dachstuhls herunter, stürzte auf den Altar und begrub ihn unter sich.
    Zamorra wankte zurück, zerrte die fast bewußtlose Nicole mit. Die Hitze war unerträglich. Zamorra kam sich vor, wie in der Hölle. Die Flammen brausten, und draußen grölte die Menge wie ein Chor von

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