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0072 - Die Ruine des Hexers

0072 - Die Ruine des Hexers

Titel: 0072 - Die Ruine des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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gerichteten Hexers, tauchte erst während des Brandes auf. Seine Kräfte konnte ich benutzen, um in unsere Zeit zurückzukehren. Damit ist gelöst, wie die unheimliche Ruine entstand. Romain Rollands Geist ergriff Besitz von dem brennenden Bauwerk und entführte es aus der Realität. Ins Jenseits, in die Horrordimensionen, die Hölle oder wie immer man will.«
    »Der böse Geist des Hexers lebt also in der Ruine und sucht sich in unserer Zeit Opfer? Und auch in der damaligen fand er welche?«
    Zamorra lächelte ein wenig.
    »Ich will noch weitergehen, Nicole. Romain Rollands Geist lebt nicht nur als Gespenst in der Ruine, sondern er i s t diese Ruine. Diese Ruine ist nichts Natürliches, ist durch und durch erfüllt von den Ausstrahlungen des Bösen. Romain Rolland ist die schwarze Kapelle.«
    Nicole brauchte kurze Zeit, um diese Neuigkeit zu verdauen. Zamorra nannte ihr seine Beweise. Die starke unheimliche Aura und die später zurückbleibende Restenergie der schwarzen Kapelle. Ein normales Gebäude, mit Gespenst oder ohne, konnte beides nicht erzeugen.
    Auch zu den Opfern in der Vergangenheit und in der Gegenwart sagte Zamorra etwas.
    »Ich erwähnte bereits, daß es da nach meiner Meinung eine Wechselbeziehung gibt. Romain Rolland tötete Armand de Gascoyne und sagte: Robert de Gascoyne, jetzt habe ich dich. Er brachte Nadine Suchard um, und er sprach: Jeanne und Anette Lesanque, jetzt seid ihr an der Reihe. Sinngemäß.«
    »Du meinst, Romain Rolland muß in unserer Gegenwart Leute tö- ten, damit seine Feinde in der Vergangenheit ein gräßliches Ende finden?«
    »Das ist die einzige Möglichkeit für ihn. Die schwarze Kapelle ist Magiegesetzen unterworfen, die ebenso unerbittlich und unabänderlich sind, wie die Naturgesetze. Aus irgendeinem Grund kann Romain Rolland seine Untaten nicht direkt an den von ihm Gehaß- ten im 18. Jahrhundert begehen. Es mußten etwa zweihundert Jahre vergehen, bis er in Aktion treten konnte, und dies nur in der Gegenwart.«
    »Romain Rolland nimmt Nachkommen seiner damaligen Feinde als Opfer«, sagte Zamorra. »Davon sind nach acht Generationen wohl genügend da. Es muß nicht einmal die direkte Linie sein, vermute ich. Ich nehme sogar an, daß Romain Rolland nicht nur primitive Rache nehmen will. Ihm geht es um mehr. Er will etwas erreichen. Seine Macht vergrößern, vielleicht körperlich oder als beweglicher Geist wieder aufstehen, nicht nur als Ruine.«
    Nachdenklich saugte der Professor an seinem Zigarillo und hüllte sich in blaue Rauchwolken. Nicole schwindelte von den Möglichkeiten, die sich ihr da eröffneten.
    »Aber… wie ist es mit dem Zeitfaktor? Mit der Zeit? Wie kann ich heute einen Menschen töten und damit jemand umbringen, der schon vor zweihundert Jahren gelebt hat?«
    »Die Zeit ist relativ«, sagte Zamorra.
    »Es ist ähnlich wie beim Voodoo-Zauber. Dabei wird eine Nadel in eine Puppe gestochen, und der Mensch, den sie darstellt, stirbt. Eine starke Voodoo-Magie kann auch einen Menschen am anderen Ende der Welt töten. Romain Rollands Zauber wirkt nicht nur über räumliche Entfernungen, sondern auch über die Zeit hinweg. Er tötet Opfer in der Vergangenheit.«
    »Das verstehe ich«, sagte Nicole. »Aber was passiert nun, wenn wir noch einmal in die Vergangenheit reisen und Romain Rolland das Handwerk legen, bevor er als Ruinengeist in unsere Zeit gelangt? Dann kann er die Leute nicht töten. Sie sind aber schon 1776 gestorben, also muß er sie doch töten.«
    »Was du meinst, ist ein Zeitparadoxon, Nicole. Eine sehr interessante Frage. Was geschieht, wenn wir Romain Rolland 1776 das Handwerk legen und seinem Tun einen Riegel vorschieben? Ich persönlich glaube nicht, daß die Vergangenheit nachträglich zu ändern ist. Was geschehen ist, ist geschehen. Aber das werden wir genau herausfinden. Sowie die Ruine wieder aufgetaucht ist, reisen wir in die Vergangenheit, ins Jahr 1776, und sehen zu, daß wir Romain Rolland unschädlich machen. In der Gegenwart können wir ihn, so wie es jetzt ist, nicht fassen.«
    »Warum macht sich Romain Rolland eigentlich die Mühe, Personen in der Vergangenheit umzubringen?« fragte Nicole. »Wäre es nicht einfacher für ihn, sich mit Opfern aus der Gegenwart zu begnügen?«
    »So einfach ist das nicht, Nicole. Romain Rollands Geist und die schwarze Kapelle sind zwischen den Zeiten angesiedelt, zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart. Die schwarze Kapelle gehört zu keiner Zeit richtig, sie stammt aus dem Jenseits.

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