0073 - Der Satansfjord
zurück. Suko nickte mir grinsend zu. Er hatte meine Gedanken erraten. Wir mußten uns trennen. Einer von uns mußte sich um Rentier-Joe, der andere um die Eingeschlossenen im Satansfjord kümmern. Klar, daß ich näher bei Jane Collins sein wollte.
»Ich nehme mir ein Motorrad, John!« Suko streckte mir seine Pranke entgegen. »Viel Glück!«
»Ebenfalls!« Ich schlug ein und sah ihm nach, wie er hinauslief und sich auf eine der schweren Militärmaschinen schwang. Der Fahrer des Motorrades protestierte zwar, aber Suko schob ihn einfach beiseite und gab Gas, daß sich das Motorrad vorne aufbäumte. Es war schon ein merkwürdiger Kontrast, Suko in den vom Kampf zerschlissenen Kleidern aber mit einem Sturzhelm auf dem Kopf. Gleich darauf passierte er die Grenzen des Lagers und jagte ohne Licht in die Dunkelheit hinaus.
Erst jetzt merkte ich, daß inzwischen die Nacht angebrochen war. Das konnte mich jedoch von meinem Vorhaben auch nicht abhalten. Ich lief zum Hafen hinunter und sprang in das bereitliegende Boot. Mit schäumender Bugwelle und röhrenden Motoren zog ich eine weite Schleife und jagte aus der schützenden Bucht hinaus auf die offene See.
Stampfend und schlingernd mahlte sich mein Boot durch die rauhe See, dem Satansfjord entgegen. Ich wußte, was mich erwartete – ein Kampf auf Leben und Tod. Es hieß: die Rentier-Dämonen oder ich. Entweder blieb ich auf der Strecke und mit mir Jane Collins und die anderen Gefangenen, oder ich schaffte es und radierte diese Pest aus!
Die nächste Stunde brachte die Entscheidung…
***
Suko fühlte sich frei, als er mit Vollgas die schwere Maschine durch die Kurven zog und über die Küstenstraße auf den Kontrollpunkt des Militärs zuraste. Er hatte das am Motorrad montierte Funkgerät eingeschaltet und hörte daher die Meldung, daß der verdächtige Wagen soeben weiterfuhr. Gleich darauf passierte er die Sperre. Die Soldaten ließen ihn durch, weil Captain Farraer sein Kommen angekündigt hatte.
Wenige Minuten später sah er vor sich die Rücklichter des Wagens, in dem vermutlich Rentier-Joe saß, der geheimnisvolle Unbekannte, der zusammen mit riesigen Rentierherden immer wieder an verschiedenen Punkten des Landes aufgetaucht war. Da Suko ohne Licht fuhr, brauchte er eine Entdeckung nicht zu fürchten. Der Mondschein genügte seinen scharfen Augen, um die Straße zu erkennen. Trotzdem war es eine rasante und todesmutige Fahrt!
Der Unbekannte legte einen ordentlichen Zahn drauf, doch Suko blieb ihm auf den Fersen. Sie befanden sich schon längst außerhalb der Sperrzone, als vor ihnen die Lichter einer Kleinstadt auftauchten. Beide Fahrzeuge drosselten das Tempo, und Suko ließ sich ein Stück zurückfallen. Die Straßen waren menschenleer. In den Häusern brannte kein Licht. Es ging schon auf Mitternacht zu.
Der Fremde durchquerte die Stadt und hielt am anderen Ende vor einem riesigen, von Mauern umschlossenen Grundstück. Wie von Geisterhand bewegt öffnete sich ein schweres Metalltor und schloß sich hinter dem Fremden wieder.
Suko bockte das Motorrad auf, rannte zu der Mauer und sprang hoch. Er zog sich auf die Krone und spähte in den Park. Ziemlich weit hinten erhob sich ein prachtvolles Herrenhaus, schon mehr ein Schloß. Der Wagen hielt davor.
Da Suko keine Hunde hörte, ließ er sich innen herunterfallen und lief geduckt auf das Haus zu. Der Mann war schon im Schloß verschwunden. Mein Freund schlich zu dem Wagen. Mit ein paar Handgriffen öffnete er den Kofferraum und grinste zufrieden. Tatsächlich, da lagen der Knotenstock und die braune Kutte! Der Fremde war Rentier-Joe und offenbar auch der Besitzer dieses prachtvollen Anwesens.
Doch das allein war nicht verboten. Suko fielen die geräumigen Nebengebäude auf. Sie sahen wie Stallungen aus, es fehlte jedoch der typische Geruch von Pferden oder Vieh. Für meinen Freund war es ein Kinderspiel, eine Nebenpforte zu öffnen und in eines der Gebäude einzudringen. Von draußen fiel genügend Licht herein, daß er den Inhalt des Baus erkannte.
Regale, so weit das Auge reichte, angefüllt mit Wertsachen! Alles war vorhanden, vom Goldbarren bis zur teuren japanischen Kamera, vom Farbfernseher bis zum Rubinkollier!
»Ein hübsches Lager, nicht wahr?« fragte in diesem Moment eine unangenehm dumpfe Stimme. Grelle Neonlampen flammten an der Decke auf.
Suko schloß geblendet die Augen. Als er sie wieder öffnete, stand er einem fremden Mann gegenüber. Rentier-Joe! Er war unbewaffnet. Daher griff Suko
Weitere Kostenlose Bücher