Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0073 - Der Satansfjord

0073 - Der Satansfjord

Titel: 0073 - Der Satansfjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
Vom Netzwerk:
einer Wüstenwanderung unter sengender Sonne.
    Sonne? Sie schien gar nicht warm. Kälte kroch in Janes Glieder. Als sie verwirrt zum Himmel blickte, sah sie die Sonne kaum noch. Sie verschwand hinter den Bergspitzen.
    Zähneklappernd setzte sie sich auf und stieß einen markerschütternden Schrei aus. Auf entsetzliche Weise wurde ihre Erinnerung an das Vorgefallene geweckt.
    Ein Stück von ihr entfernt lagen die entführten Touristen im Gras. Sie waren gleichzeitig mit Jane in einen tiefen Schlaf der Erschöpfung und Verzweiflung gefallen.
    Nicht alle würden aus diesem Schlaf wieder erwachen – zumindest nicht als Menschen!
    Jane merkte, wie ihr das Grauen die Kehle zuschnürte und sie würgte. Röchelnd holte sie Atem.
    Der Reiseleiter und das junge Paar, dem sie schon einmal hatte helfen wollen, lebten nicht mehr. Der Tod mußte im Schlaf über sie gekommen sein, da sie in der Haltung tief schlafender Menschen im Gras lagen, Arme und Beine angezogen, auf die Seite gerollt, den Kopf unter den Armen geschützt.
    Sie waren jedoch kaum noch als Menschen zu erkennen. Den Reiseleiter identifizierte Jane Collins an den Kleiderfetzen, die noch an dem Rentierkörper hingen. Sie hatte sich gemerkt, was der Reiseleiter getragen hatte. Gerade als sie das ganze Ausmaß der Tragödie erfasste, richtete sich der Untote schnaubend auf und tat probeweise ein paar Schritte, als müsse er sich erst an seinen neuen Körper gewöhnen. Er kümmerte sich nicht weiter um die schlafenden Touristen, sondern trabte zu der Herde, die in einiger Entfernung ganz still stand und sich weder durch Jane noch durch das neue Mitglied in der Gruppe stören ließ. Die höllischen Tiere wirkten wie aus Stein gemeißelt, als wäre alles Leben aus ihnen gewichen.
    Noch schlimmer sah das junge Paar aus. Die Umwandlung war bei den beiden noch nicht ganz abgeschlossen, sondern hatte erst Arme und Beine erfaßt. Die Hände und Füße waren nicht mehr vorhanden. Jane schüttelte sich, weil die Arme in Hufe endeten und die Beine von den Knien abwärts mit dichtem Fell bedeckt waren.
    Die Gesichter der Toten waren erhalten geblieben. In den gebrochenen Augen stand das Entsetzen über das drohende Schicksal, keine Spur davon, daß der Tod eine Erlösung für diese bedauernswerten Menschen gewesen wäre.
    Während sich Jane Collins den Kopf zermarterte, ob und wie sie den beiden helfen konnte, vollendete sich die Verwandlung. Die zu eng gewordenen Kleider platzten und fielen in das feuchte Gras. Mit einem durchdringenden Schrei richteten sich die Untoten auf.
    Hatte Jane eben noch das Entsetzen in ihren Augen beobachtet, begannen die so schauderhaft Verwandelten wild zu schnauben und die Wiese mit ihren Hufen aufzureißen.
    Diesmal ging es nicht kampflos ab wie bei dem Reiseleiter. Aus unbekannten Gründen waren diese beiden Untoten aggressiv. Und sie nahmen sich den einzigen Menschen als Ziel, der bei Bewusstsein war und sich bewegte.
    Jane Collins!
    Sie senkten die mächtigen Schädel mit den furchterregenden Geweihen und stürmten auf die Privatdetektivin los. Mit einem weiten Satz warf Jane sich zur Seite. Die Untoten galoppierten an ihr vorbei. Der eigene Schwung riß sie mit, doch es war nur eine Frage der Zeit, bis sie umkehrten und Jane zermalmten.
    Jane stand noch recht schwach auf den Beinen. Der Schlaf hatte ihr keine Erholung gebracht. Außerdem quälten sie Hunger und Durst. Jetzt erkannte sie mit grauenhafter Deutlichkeit, wie recht der Herr der Rentiere doch gehabt hatte. Er brauchte sie nicht zu töten. Das würde schon der Mangel besorgen.
    Aber wie es im Moment aussah, mußte Jane gar nicht so lange warten. Die Untoten hielten an. Die Schädel schwangen herum. Die bei echten Tieren so sanften Augen glühten tückisch und richteten sich mordgierig auf Jane. Mit einem dumpfen, röhrenden Schrei setzte sich einer der Untoten in Bewegung. Jane konnte sie nicht mehr auseinanderhalten. Sie sahen einander zu ähnlich.
    Gehetzt blickte sich die Privatdetektivin um. Nirgendwo eine Deckung! Keine Hilfe in Sicht!
    Nur mehr wenige Sekunden bis zu dem tödlichen Stoß mit dem Geweih oder dem tödlichen Tritt der Hufe! In dieser ausweglosen Situation verfiel Jane auf eine wahnwitzige Idee.
    Sie blieb ruhig stehen und ließ das Rentier herankommen. Mit tief gesenktem Kopf stürmte das Untier auf sie zu. Hoch flogen die ausgerissenen Grasbüschel in die Luft. Qualm drang aus den Nüstern.
    Jane stieß sich vom Boden ab. Ihre Hände griffen zu. Ihre Finger

Weitere Kostenlose Bücher