0073 - Die drei Deserteure
Frage kommenden Planeten die von Ostal gelieferten Informationen hingewiesen hatten, ob auf Latin-Oor III oder Latin-Oor IV. Aber er war sicher, daß einen von ihnen die Robotflotte umzingeln und seine Bewohner zu bedingungslosen Kapitulation auffordern würde. Sie hatten damals, während der Instruktion, herzlich über die Vorstellung gelacht, daß die arkonidische Flotte, wenn ihre Aufforderung unbeantwortet blieb, schließlich zur Landung ansetzen und dabei feststellen würde, daß es auf Latin-Oor III oder IV kein einziges intelligentes Wesen gab, und sich gefragt, ob der Schock dieser Erkenntnis stark genug sein würde, um im Innern des Robotregenten ein paar Röhren durchbrennen zu lassen.
Und jetzt? Was hatte die Robotflotte, die auf Latin-Oor zustieß, mit ihm und seiner Lage zu tun?
Gunter Chellish blätterte den Katalog zurück. Er verglich die Daten der Sonne, die Ronson Lauer ausgesucht hatte, mit den Daten von Latin-Oor. Lauers Zielstern lag nur knapp über der Ebene des Mikrofilms, Latin-Oor dagegen lag so hoch über ihrer Blattebene, daß sie schon fast in das vorhergehende Blatt hineinragte. Lauers Zielstern lag im Winkelbereich Theta 89 Grad 50 Minuten bis 90 Grad 0 Minuten.
Das Zwischenblatt umfaßte den Bereich Theta 90 Grad 0 Minuten bis 90 Grad 10 Minuten. Daran an schloß sich das Blatt, auf dem Latin-Oor zu finden war, von Theta 90 Grad 10 Minuten bis 90 Grad 20 Minuten. Der vertikale Abstand der beiden Sonnen betrug nicht mehr als zehn Lichtjahre. Da sich die horizontalen Daten ein wenig voneinander unterschieden, betrug die Gesamtentfernung rund sechzehn Lichtjahre oder fünf Parsec.
Plötzlich fiel es Chellish wie Schuppen von den Augen. Er erinnerte sich, was Lauer ihm zur Antwort gegeben hatte, als er danach fragte, ob er kein bestimmtes Ziel habe: „... Hauptsache, es ist keine heiße Stelle. Irdische Raumschiffe sind nicht erwünscht ..."
Das war es. Irdische Raumschiffe waren nicht erwünscht. Er hätte früher merken sollen, daß Ronson Lauer das Attribut besonders betonte.
Arkonidische Raumschiffe waren dagegen nicht unerwünscht. Im Gegenteil, Lauer hatte den Katalog zuvor studiert und wußte, daß sein Zielstern nur sechzehn Lichtjahre von Latin-Oor entfernt war. Er hatte ihn deshalb ausgewählt, weil er arkonidische Schiffe da haben wollte, wenn Suttney anfing, sein Vorhaben zu verwirklichen.
Was für ein Vorhaben das war, darüber konnte jetzt kein Zweifel mehr bestehen. Suttney suchte die Nähe der Arkoniden. Die Arkoniden dagegen würden ihn nicht haben wollen - aus Furcht vor Komplikationen, wenn er ihnen nicht etwas mitbrachte, das ihnen das Risiko wert war. Die Positionsdaten der Erde! Gunter Chellish brauchte keinen Interkom mehr, um festzustellen, wo Lauer und Suttney im Augenblick waren und was sie dort taten. Sie befanden sich in der Registratur und bemühten sich, die Daten für die galaktische Position der Erde aus den dort gespeicherten Werten zu errechnen. Das war nicht einfach. Im Zuge der Sicherheitsmaßnahmen waren die Positionsdaten der Erde nirgendwo festgehalten worden. Auch im galaktischen Katalog war nirgendwo ein Stern zu finden, der die Bezeichnung Sol trug, Aber es gab natürlich die Möglichkeit aus den Koordinatenwerten benachbarter Sonnen die genaue Lage der Erde zu ermitteln. Dazu war eine Fülle astronomischer Kenntnisse nötig.
Chellish zweifelte nicht daran, daß Ronson Lauer solche Kenntnisse besaß, aber er war ungeübt im Interpolieren von Positionswerten und selbst wenn er die Daten aller irdischen Nachbarsterne beisammen hatte, würde er noch ein paar Stunden brauchen, um ein Programm für die positronische Rechenmaschine zu entwickeln.
Wieviel Zeit habe ich also, fragte sich Chellish. Anderthalb Stunden, bis er alles beisammen hat, und noch einmal drei Stunden, bis er das Programm aufgestellt hat. Der Rest wickelt sich dann in ein paar Sekunden ab; der Computer erledigt solche Dinge rasch.
Viereinhalb Stunden insgesamt also wenn Suttney sich nicht entschloß, die arkonidischen Schiffe herbeizurufen, anstatt die Positionsdaten wahllos in den Raum zu funken. Wartete er auf die Ankunft der Arkoniden, dann würden ein paar weitere Stunden vergehen. Vielleicht vier oder fünf.
Insgesamt war es eine Menge Zeit. Trotzdem begann Chellish, nervös zu werden. Er mußte etwas unternähmen, was Suttneys Vorhaben vereitelte. Er mußte den Terranern auf Gray Beast ein Zeichen geben, wo sie die entführte Gazelle zu suchen hatten. Aber er wußte
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