Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0073 - Die Insel der Zyklopen

0073 - Die Insel der Zyklopen

Titel: 0073 - Die Insel der Zyklopen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hrdinka
Vom Netzwerk:
abschätzen.
    Golas, der das Steuern des Bootes übernommen hatte, legte einen Zahn zu. Das monotone Dröhnen des Außenborders wirkte nervenaufpeitschend.
    Anastasius Golas versuchte seine Aufregung zu überspielen, indem er ein Stück Brot und geschälten Knoblauch, seine Lieblingsspeise, zu verzehren begann. Doch es wollte ihm einfach nicht schmecken.
    Wütend warf er den Brotrest über Bord und packte die anderen eßbaren Dinge wieder in den Jutesack.
    Allmählich bildeten sich am Horizont weiße Federwölkchen, glitten näher und ballten sich schließlich, um das strahlende Blau des Sommerhimmels zu verdecken und den Sonnenstrahlen Einhalt zu gebieten.
    »Sieht nach einer Schlechtwetterfront aus!« murmelte Nicole beunruhigt.
    »Keine Sorge! Schaut schlimmer aus, als es ist! Ein Sommergewitter, nichts weiter«, sagte Golas.
    »Sie müssen es als Einheimischer ja wissen!«
    »Sicher!«
    Bill versuchte durch ein Gespräch über seine nächste Reise in die Sahara, die er zu archäologischen Zwecken unternehmen wollte, die gedrückte Stimmung etwas aufzulockern, was ihm aber nicht gelingen wollte, zumal er selbst nicht bei der Sache war.
    Trotz der drohenden Gewitterfront war es drückend heiß. Kein Lüftchen regte sich. Noch nicht!
    »Die Ruhe vor dem Sturm!« sagte Bill Fleming, der es inzwischen aufgegeben hatte, weiter über seine Sahara-Reise zu referieren!
    Die Küsteninseln blieben zurück, durchbrachen nur noch vereinzelt die schier unendlich weite blaue Fläche, in der nur der Horizont den Blicken der Menschen im Boot Einhalt gebot.
    Als nach einiger Zeit des Schweigens ein dunkler Punkt etwas östlich von ihrer Position aus, auftauchte, über den bereits tief die geballten Gewitterwolken zu hängen schienen, ergriff eine seltsame Unruhe den alten Fischer.
    Umständlich machte er Professor Zamorra klar, daß dies die besagte Insel sein müßte. Er hielt dem Parapsychologen das schmuddelige Blatt Papier vor die Nase und zeigte dann auf den dunklen Punkt, der sich ständig vergrößerte.
    Zamorra nickte gelassen, obwohl er förmlich spürte, daß die Stunde der Entscheidung näher rückte. Was würde sie auf der Insel erwarten? Sollte er Polyphemus erwecken? Sollte er einen Geist rufen, um damit einen anderen zu vernichten?
    Wie würde sich der Zyklop verhalten? Vielleicht würde er sie alle töten?
    Warum auch nicht? Wer konnte ihn daran hindern?
    Unwillkürlich mußte er an Odysseus’ Abenteuer denken, als dieser mit seinen Gefährten auf eine Insel verschlagen wurde, wo ein unbändiger Zyklop hauste, der die Männer in seine Höhle sperrte und einen nach dem anderen verspeiste, bis Odysseus den einäugigen Riesen mit einem Holzpfahl blendete.
    War es möglich, daß es auf dieser Insel geschehen war, von vielleicht dem gleichen Zyklop, den später Rakis, der Zentaur, mit einem wuchtigen Keulenhieb tötete?
    Professor Zamorra verwarf den Gedanken sofort wieder. Er wollte nicht, daß die Phantasie mit ihm durchging.
    »Woran denkst du?« Nicoles sanfte Stimme riß ihn wieder aus seinen Gedankengängen in die Wirklichkeit zurück. Er fühlte, wie sie ihre zarte Hand auf die seine legte.
    »Ach nichts!« sagte er, weil ihm im Moment nichts besseres einfiel.
    »Doch! Du hast große Sorgen, nicht wahr? Ich sehe es dir doch an!«
    »Ja, die habe ich, bei Gott!« mußte Zamorra zugeben.
    »Wir werden es schon schaffen! Du, Bill und ich! Wir haben es doch immer noch geschafft!« versuchte sie ihm Mut zuzureden, obwohl sie ganz genau wußte, daß so etwas bei Zamorra nicht nötig war.
    Er war ein Mann mit eisernen Prinzipien, von denen er sich durch nichts abbringen ließ. Er hatte das Amulett und mit ihm die Verpflichtung übernommen, für das Gute zu kämpfen, bis zur letzten Sekunde!
    Nicole Duval wußte, daß es nur er fertig bringen würde, den Pferdemenschen für immer zu vernichten! Wenn es Zamorra nicht schaffte, dann keiner!
    Der Meister des Übersinnlichen kramte in einer Packtasche herum, suchte nach dem Feldstecher, den er mitgenommen hatte.
    »Da muß er doch zwischen sein!« murmelte er vor sich hin, während er gründlich in den Sachen herumwühlte.
    Erst als er in Bill Flemings grinsendes Gesicht sah, der den Feldstecher soeben von den Augen nahm, huschte ein flüchtiges Lächeln über sein Gesicht.
    Der Amerikaner hielt ihm das Fernglas hin.
    »Sieht nicht gerade wohnlich dort aus«, meinte er.
    Zamorra preßte die beiden Okulare vor die Augen.
    Die Zyklopeninsel unterschied sich durch nichts von

Weitere Kostenlose Bücher