Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0073 - Die Insel der Zyklopen

0073 - Die Insel der Zyklopen

Titel: 0073 - Die Insel der Zyklopen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hrdinka
Vom Netzwerk:
tun, den Fischer zu beruhigen, obwohl er sich selbst nicht wohl in seiner Haut fühlte.
    Irgendwo mußte sich eine größere Öffnung im Gestein nach draußen befinden, denn das schrille Pfeifen des Windes erfüllte die Höhle mit singendem, winselndem Gewimmer, das je nach Windbö stärker anschwoll, oder für einige Sekunden ganz verstummte.
    Der mutige Parapsychologe stand aufrecht vor dem spitzen, aufragenden Stein, der die Form eines Zuckerhutes hatte.
    Er berührte mit seinem geheimnisvollen Talisman den rissigen Fels.
    Plötzlich war ein dumpfes, hohles Geräusch zu hören, so als rege sich etwas in dem Felsstück.
    Professor Zamorra schloß die Augen. Noch einmal überdachte er kurz was er tat. Er rief einen Geist, von dem er nicht wußte, ob er ihn nicht vernichten würde. Trotzdem mußte er es riskieren, bevor der Pferdemensch noch weiteres Unheil anrichtete!
    Aber wer sagte ihm, daß Polyphemus besser war?
    Der Parapsychologe holte tief Luft. Er vertraute auf sein Amulett, das bisher allen Kräften der Finsternis getrotzt hatte. Es würde ihm auch die Kraft geben, den Zyklop zu vernichten, wenn es sein mußte.
    Der Professor verdrängte alle Gedanken aus seinem Gehirn. Er konzentrierte sich nur auf die schwachen Impulse, die er, wie nur wenige andere Menschen auf dieser Welt, von übersinnlichen Wesen empfangen und verstehen konnte.
    Je länger und je mehr sich Zamorra auf Polyphemus konzentrierte, der durch den Stein hindurch schwache Impulse aussandte, desto kräftiger wurden diese. Der Parakörper des Zyklopen war nicht stark genug, den Fels zu sprengen. Er konnte es nur mit Zamorras Hilfe schaffen.
    Mit aller Kraft preßte Zamorra den silbernen Talisman gegen den Stein, während die anderen gebannt auf ihn blickten und beinahe zu atmen vergaßen.
    »Polyphemus! Polyphemus!« flüsterte Professor Zamorra mit bebenden Lippen. »Ich weiß, daß du mich hören kannst! Ich weiß aber auch, daß du nicht stark genug bist, dich selbst aus deinem Gefängnis zu befreien!«
    Hallendes Gepolter, das als vielfach gebrochenes Echo durch das unterirdische Gewölbe jagte, begleitete die Worte Zamorras, der unbeweglich dastand und an eine Statue erinnerte.
    »Vielleicht gibt es dir die Kraft, dein Gefängnis zu sprengen, wenn ich dir sage, daß Rakis, der Zentaur, wieder lebt und mordet!«
    Stöhnen, Brüllen und Rumoren!
    »Polyphemus, wir brauchen deine Hilfe! Du mußt dich an Rakis rächen, ihn töten, wie er dich damals getötet hat! Dein Fluch hat sich erfüllt! Der Zentaur ist, durch ein Erdbeben geweckt, erwacht!«
    Im nächsten Augenblick erzitterte die Höhle wie unter einer gewaltigen Explosion.
    Zamorra machte einen schnellen Schritt zurück, wandte sich um und rannte auf die anderen zu.
    »Zu Boden!« brüllte er, doch es kam ihm vor, als ob er nur heiser krächzte. Er riß Nicole mit sich hinunter auf die spitzen Steine, die den Untergrund bedeckten.
    Keine Sekunde zu früh!
    Ein greller Blitz zerschmetterte den zuckerhutartigen Fels, der berstend zusammenbrach.
    »Licht!« rief Zamorra aus Leibeskräften, als der Donner etwas abgeklungen war.
    Die hellen Finger der Lampen bohrten sich in eine dichte Staubwolke, in deren Innerem ein gigantischer, dunkler Umriß sichtbar wurde, durchwühlten die vielen Millionen von Staubpartikel, die das Licht schließlich schluckten.
    Professor Zamorra war sofort wieder auf den Beinen.
    »Seid ihr all right?« fragte er hastig und half dabei Nicole auf die Beine. Bill hatte beide Hände voll zu tun, Nicolas aufzuhelfen, der sich niedergekniet und die Hände stöhnend vor das Gesicht geschlagen hatte.
    »Gebt mir eine Lampe!«
    Zamorra richtete die Stablampe auf den dunklen Umriß, der in der Zwischenzeit menschliche Formen angenommen hatte.
    Bedächtig setzte er einen Fuß vor den anderen, näherte sich der Erscheinung. Es wurde ihm nicht einmal bewußt, daß er ununterbrochen, durch den Staub gereizt, hüstelte.
    Schauriges Heulen und Brüllen ließ seine Schritte unsicher werden, bis er schließlich verharrte. Er hielt dem Wesen das Amulett hin.
    »Nimm das Ding weg, Zamorra! Du hast mich beschworen, weil du meine Hilfe brauchst, willst du mich jetzt wieder vernichten?« hallte es plötzlich durch das unterirdische Gewölbe.
    Für einen Moment vermeinten alle Anwesenden, das Herz müßte ihnen stillstehen.
    »Du bist Polyphemus?« Diese Frage war schon mehr eine Feststellung. Gleichzeitig ließ Zamorra sein Amulett in der Hosentasche verschwinden, ohne aber die Hand

Weitere Kostenlose Bücher