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0073 - Die Insel der Zyklopen

0073 - Die Insel der Zyklopen

Titel: 0073 - Die Insel der Zyklopen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hrdinka
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davon zu nehmen.
    »Ja, der bin ich! Ich werde euch helfen und Rakis für immer besiegen, nur dann ist mein Fluch beendet. Ich stelle aber eine Bedingung!« dröhnte es dumpf und hohl. Zamorra hatte das Gefühl, als würde ein Roboter sprechen.
    Professor Zamorra ließ seine Augen nicht eine Sekunde von dem Zyklop, dessen Gestalt sich nun gänzlich aus der Staubwolke geschält hatte.
    Polyphemus mußte an die vier Yards hoch sein. Sein muskulöser Körper war von einer dichten Fellschicht bedeckt, die rötlich schimmerte.
    Die hohe Stirn, auf der das große, überdimensionierte einzige Auge angebracht war, erinnerte die Menschen wieder an die griechischen Sagen. Eine knallrote Pupille, so groß wie ein Teller, beobachtete die Eindringlinge. Die Nase war breit und flachgedrückt, der Mund, von wulstigen Lippen umgeben, bewegte sich kaum beim Sprechen.
    Schulterlanges, zotteliges Haar und ein wallender Bart verliehen dem Riesen ein noch wilderes Aussehen.
    Wären die Beine nicht von jenem dichten, kurzhaarigem Fell umgeben gewesen, hätte man sie mit denen eines Elefanten verwechseln können.
    Die stämmigen Arme mit den derben Greifhänden, an deren Finger lange, spitze Krallen wuchsen, ließen aber auch ein wenig den Vergleich mit King Kong, dem Riesenaffen, aufkommen.
    Professor Zamorra fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, als ihn das rote Auge fixierte.
    »Und die wäre?« fragte Zamorra, um die Bedingung des Monsters zu erfahren. Hätte der Gelehrte nicht gewußt, daß er einer dreidimensionalen Erscheinung gegenüberstand, so hätte er gedacht, Polyphemus wäre ein Plastikmonster aus einem jener japanischen Horror-Katastrophenfilme, für die die fernöstliche Filmindustrie weltbekannt war.
    »Du mußt mich am Leben lassen!«
    Verdammt, durchfuhr es Zamorra, genau das, was ich mir gedacht hatte!
    »Und wie stellst du dir das vor? Willst du als Gespenst, das nicht in unsere heutige Welt paßt, durch die Gegend spuken? Ist es dir nicht genug, Rakis zu vernichten?«
    »Nein, ich will leben, Zamorra! So wie ihr lebt! Ich will die neue, moderne Welt sehen, eure Schiffe, Flugzeuge, Autos, unter euch leben, mich bewundern lassen, als Relikt längst vergangener, glorreicher Zeit!«
    Professor Zamorra staunte nicht zu Unrecht.
    »Wieso weißt du soviel von unserer Welt?« entfuhr ihm die nächste Frage. In seiner Stimme schwang Überraschung und Erstaunen mit.
    Ein Lächeln huschte über das Antlitz des einäugigen Giganten, das es zu einer abscheulichen Fratze werden ließ.
    »Nun, das ist leicht zu erklären! Kleine Teile meines Geistes, meiner Energie oder meiner Seele, wie immer es du auch nennen magst, waren imstande, aus dem Stein auszutreten, um überall dort zu sein, wo ich wollte. Ich habe also viele Jahre Geschichte miterlebt, deshalb kann ich sehr wertvoll für die Menschheit sein, aber auch tödlich…«
    Die letzten beiden Worte jagten den Menschen, die sich in der Höhle befanden, einen eisigen Schauer über den Rücken.
    »Aber es befand sich nie soviel Geist im Freien, daß ich stark genug gewesen wäre, meinen Körper aus Molekülen nachzuformen, so daß ich meine ursprüngliche Gestalt, wie ich sie jetzt habe, wieder erhalten hätte«, fuhr der Zyklop fort, ohne den stechenden, durchdringenden Blick von Zamorra zu nehmen. Der Gigant stand etwas gebückt da, um besser auf den Parapsychologen herabsehen zu können.
    »Ich habe viele Vorteile in meiner jetzigen Gestalt, die mir keiner, auch nicht du, Zamorra, je wieder nehmen kann. Ich will sie alle aufgeben, um wieder aus Fleisch und Blut zu sein, wie ihr Menschen, und ich habe die Macht dazu, dies zu verwirklichen. Du siehst, wieviel mir an einem physischen Leben liegt, Zamorra. Ich hoffe nicht, daß du meine Pläne durchkreuzen wirst! Die Welt ist groß und es muß auch Platz für mich sein! Ich werde niemandem etwas zuleide tun, solange er sich nicht gegen mich stellt, denn mein Volk war friedlich…«
    Polyphemus hob den Kopf gegen die Decke, ein dunkles Lid wischte über sein Auge, verdeckte es für Sekundenbruchteile. Es sah so aus, als erinnere sich das Wesen an seine Vergangenheit.
    ***
    Jeff Mildens melodisches Pfeifen brach jäh ab, als ein kräftiger Ruck an der Angel das Anbeißen eines Fisches verriet.
    Beinahe zu hastig begann er die Kurbel an der Winde, über die der Nylonfaden lief, zu drehen. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis endlich der Körper eines zappelnden Fisches aus den Wellen tauchte, der sich vergeblich wand, um dem

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