0073 - Gegen eine ganze Stadt
scheint weniger bürokratisch organisiert zu sein als die Armee.«
Ich lachte.
»Wir können es uns nicht leisten, wegen formeller, bürokratischer Fragen das Verbrechen wuchern zu lassen, Colonel.«
»Natürlich, das sehe ich ein.«
Dreizehn Minuten vergingen in einer ziemlich nervösen Stimmung. Dann endlich klingelte das Telefon.
Der Colonel nahm ab. Kaum hatte er den Hörer am Ohr, da straffte sich seine Gestalt.
»Yes, Sir«, sagte er ein paar Mal. »Zu Befehl, Sir! Jawohl, ich habe verstanden! Zu Befehl, Sir!«
Als er den Hörer wieder auflegte, grinste er fast jungenhaft.
»Sie haben es geschafft, G-man! Zwei Kompanien stehen Ihnen zur Verfügung. Ich habe lediglich Order, auf keinen Fall in die Menge schießen zu lassen. Notfalls sollen wir versuchen, mit ein paar Salven über die Köpfe hinweg die Menge einzuschüchtern.«
Phil klatschte sich vor Freude auf den Oberschenkel, dass es knallte.
Auch ich konnte meine Freude kaum verbergen. Im Stillen leistete ich den Herren in Washington Abbitte für manchen heimlichen Vorwurf, den ich ihnen bei anderen Gelegenheiten gemacht hatte.
Well, der Colonel hatte eine vorzüglich gedrillte Mannschaft.
In einem Zeitraum von nicht ganz zwanzig Minuten waren die beiden Kompanien marschbereit angetreten.
Die beiden Offiziere meldeten ihre Kompanien.
»Kommen Sie her, Gentlemen«, sagte der Colonel, der einige Karten hatte kommen lassen. »Sie werden folgenden Einsatz durchzuführen haben…«
***
Die Stelle, wo sich die letzte Runde abspielen sollte, lag sieben und eine halbe Meile nordnordöstlich von Little Hill.
In Little Hill sahen wir nur kurz in unsere Funkleitstelle.
»Viel los?«, fragte ich den Kollegen, der sich einen der beiden Kopfhörer hinters Ohr geschoben hatte, damit er uns verstehen konnte.
Er nickte.
»Enormer Betrieb auf den Straßen! Seit neun Uhr ständig zunehmender Wagenverkehr.«
»In welcher Richtung vor allem?«
»Keine bestimmte Richtung. Sämtliche Ausfallstraßen der Stadt werden immer dichter beansprucht.«
»Gut. Sie kennen ja Ihre Anweisungen.«
»Sicher, Cotton.«
»Wir fahren jetzt ab. Wenn etwas Besonderes passieren sollte, melden wir uns über Sprechfunk.«
»In Ordnung! Viel Erfolg!«
»Danke!«
Wir gingen und setzten uns wieder in den Jaguar.
Es war zehn Minuten vor zwölf, als Holder sagte: »Sehen Sie dort hinten die Buschgruppe?«
»Okay.«
»Dort lassen wir den Wagen stehen.«
Leise stiegen wir aus. Vor uns stieg das Gelände sanft an. Holder deutete hinauf und raunte uns zu: »Wenn wir uns rechts halten, müssen wir auf die Stelle stoßen, wo wir uns mit dem Colonel treffen wollen.«
»Gut«, nickte ich. »Also los!«
Holder hielt mich zurück.
»Es wäre besser, wenn wir die Schuhe ausziehen und in die Hand nehmen. Man kann hier leicht ausrutschen und dabei ganze Lawinen von Geröll auslösen.«
»Okay.«
Well, wir machten uns auf den Weg. Besser gesagt, wir machten uns buchstäblich auf die Socken.
Hin und wieder kollerte ein Sternchen aus seiner Lage den Hang hinab, aber das Geräusch ging zum Glück unter im Gebrumm von vielen Autos, die weiß der Himmel wo standen.
Je höher wir kamen, desto steiler stieg das Gelände an.
Genau unter der Felsnase hörten wir leise Stimmen murmeln.
»Colonel?«, rief ich leise.
»Ja, G-man. Wir sind vor ein paar Minuten hier angekommen. Kommen Sie her!«
Wir gingen hin und fanden Colonel Henderson mit drei jungen Offizieren.
»Ich bin gleich soweit, G-man«, sagte der Colonel und wandte den Kopf nicht von den Karten.
Neben ihm stand ein Walkie-Talkie.
Offensichtlich betrieb der Colonel das Ganze als eine Art Kriegsübung, jedenfalls war jetzt alles sehr militärisch.
Im Talkessel, fünfzig Yards unter uns, herrschte absolute Dunkelheit. Man vernahm zwar ein dunkles Murmeln wie von vielen Stimmen, aber man konnte überhaupt nichts sehen.
»Es müsste gleich losgehen«, murmelte Holder. »Es ist gleich zwölf.«
Aber zunächst geschah noch gar nichts. Nur der Colonel wandte sich nach einer Weile zu uns und sagte leise: »Okay, G-man. Ich habe das ganze Tal umstellt, ohne dass die Brüder da unten etwas gemerkt haben. Meine Späher berichten, dass ungefähr achthundert Yards nördlich von hier auf der Ebene circa achthundert Personenwagen abgestellt sind. Sie tragen alle weiße Leinenbezüge über den Kennzeichen, sodass ihre Herkunft nicht zu ermitteln ist. An sechs Punkten des improvisierten Parkplatzes stehen jeweils zwei Männer, die lange
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