0074 - Die Geister-Braut
Dieser Stadtteil lebte jetzt regelrecht auf.
»Und nun?« fragte Jane.
Ich hob die Schultern. »Natürlich werde ich mich darum kümmern. Morgen. Um eingreifen zu können, brauche ich Informationen. Und die kann ich mir jetzt nicht mehr beschaffen.«
Jane war einverstanden.
Auf dem Weg zu meinem Wagen sagte sie: »Du hast noch etwas vergessen, John.«
»So?«
»Ich bin natürlich mit von der Partie. Schließlich habe ich dich erst auf die Spur gebracht.«
Ich nickte ergeben. Denn es war so gut wie unmöglich, Jane Collins etwas abzuschlagen. Die Detektivin setzte ihren hübschen Kopf immer durch.
***
Peter McCurtin hatte sich auch in den letzten fünfundzwanzig Jahren nicht verändert. Das heißt, älter war er zwar geworden, aber seine Einstellung zu Frauen war die gleiche geblieben.
Und er hatte nicht geheiratet. Peter war zu ehrlich. Er wußte, daß er einer Frau nicht treu bleiben konnte, und deshalb ging er den Bund der Ehe nicht ein.
Karriere hatte er auch gemacht. Peter arbeitete bei einer Computer Firma als Leasing-Fachmann, war dort Abteilungsleiter und gut angesehen. Dort allerdings frönte er seinem Hobby ›Die Verführung von Frauen‹ nicht. Das hätte nur Ärger gegeben. Er holte sich seine Gespielinnen woanders.
Peter McCurtins Haare, auf die er einst so stolz gewesen war, gab es nicht mehr. Bis auf einen kleinen Kranz waren sie ihm alle ausgefallen. Die kahlen Stellen jedoch hielt er mit einem teuren Toupet gut verdeckt. Das Haarteil fiel selbst im Bett nicht ab.
Das hatte auch die rothaarige Laura festgestellt, Peters neuste Flamme.
An diesem Sommermorgen lag sie neben ihm auf dem weißen Laken und schlief.
McCurtin war schon wach. Er lag seit zehn Minuten mit offenen Augen im Bett und überlegte, ob er noch zur Firma fahren sollte. Eigentlich könnte er einen Tag Urlaub machen. Er hatte vom letzten Jahr noch welchen und wußte gar nicht, wann er ihn nehmen sollte.
Peter erhob sich und schritt so wie Gott ihn erschaffen hatte über den weichen Teppich in den Livingroom, wo auch das grüne Tastentelefon stand.
Er wählte, sagte in der Firma Bescheid, gähnte dann ausgiebig und ging wieder zurück, um sich noch einmal hinzulegen. Schlaf war für ihn die beste Kosmetik.
Auf der Türschwelle blieb er stehen. Peter McCurtin wohnte in einem der alten Londoner Häuser. Dort gab es noch die hohen Decken, die großen Fenster und Räume mit einem immensen Platzangebot. Die Vier-Zimmer-Wohnung war renoviert worden, und Peter hatte sie sich nach seinen eigenen Vorstellungen eingerichtet.
Auch das Schlafzimmer.
Ein Doppelbett, was alles brachte. Stereo-Anlage, ein kleiner Fernseher. Die Fernbedienung für eine Bar fehlte auch nicht. Elektronische Spielereien ermöglichten dies. Peter war ein Freund dieser technischen Tricks, und er verblüffte seine Besucherinnen damit immer aufs Neue.
Die lindgrünen Vorhänge waren noch zugezogen. Das sollte auch so bleiben, denn Peter hatte keine Lust, jetzt schon das helle Tageslicht ins Zimmer fließen zu lassen.
Peter McCurtin spürte einen faden Geschmack im Mund und nahm einen Schluck Mineralwasser. Dann legte er sich wieder hin.
Laura schlief noch immer.
Vor zwei Tagen hatte er sie kennengelernt. Sie stand an einer Bushaltestelle, es regnete in Strömen ein plötzlicher Sommerschauer –, und Peter kam mit seinem Ford Mustang daher.
Es genügten zwei Sätze, um Laura einsteigen zu lassen. Was danach kam, war Routine. Ein nettes Abendessen, eine kleine Bar, tanzen, trinken und den Rest der Nacht bei ihm…
Laura war Klasse, das mußte selbst Peter, der Frauenkenner, eingestehen. Er hatte deshalb beschlossen, die Rothaarige mit dem Lockenkopf noch ein wenig zu behalten.
Er schaute sie an.
Sie lag auf der Seite und hatte ihm das Gesicht zugedreht. Ihre Züge waren sanft, die langen Wimpern sie waren sogar echt verdeckten etwas die Augen. Der Mund war vielleicht eine Idee zu klein, dafür besaß der Körper aber genau die Maße, die er so liebte.
Laura mußte den Blick intuitiv gespürt haben, denn sie erwachte plötzlich.
Im Augenblick schaute sie etwas verdutzt, bis sie Peter erkannte.
Der lächelte, hob seinen Arm und strich über Lauras Wange. »Na, ausgeschlafen?«
»Fast.«
»Aber munter?«
Sie räkelte sich. Dabei rutschte das Leinentuch wie zufällig nach unten, so daß ihre Brüste freilagen. »Dafür, was du willst, bin ich munter genug«, sagte Laura, und stöhnte auf, als seine Finger auf Wanderschaft gingen.
»Sollen wir zuvor
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