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0074 - Die Geister-Braut

0074 - Die Geister-Braut

Titel: 0074 - Die Geister-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wichtig.
    »Können Sie mir mehr erzählen?« fragte ich.
    »Och, eigentlich nicht. Ich habe bei Mr. McCurtin hin und wieder die Wohnung gesäubert.«
    »Dann besitzen Sie einen Schlüssel.« Sofort hakte ich nach.
    »Ja. Ich putze nämlich, wenn Mr. McCurtin nicht zu Hause ist.«
    »Könnten Sie mir den Schlüssel überlassen?«
    Sie hob die Schultern. »Ich weiß nicht so recht…«
    »Ich bin Polizeibeamter, werte Frau. Sie gehen wirklich kein Risiko ein.«
    »Ja, natürlich…«
    Den Schlüssel bekam ich.
    Lächelnd nahm ich ihn entgegen, bedankte mich höflich und schloß die Tür auf.
    Die Frau kam jetzt völlig aus ihrer Wohnung. Sie stand hinter mir, so nah, daß das billige Parfüm meine Geruchsnerven beleidigte.
    »Ich möchte Sie doch bitten, hier im Flur zu bleiben«, forderte ich sie lächelnd auf.
    Ihr Gesicht spiegelte Enttäuschung wider.
    Ich betrat die Wohnung. Zuerst fiel mir der Geruch auf. Man merkte, daß lange kein Fenster mehr geöffnet worden war. Es roch muffig und vor allen Dingen nach kaltem Zigarettenrauch.
    Ich schaute mir mehrere Zimmer an. Die raffiniert eingerichtete Küche, den Livingroom, das Bad und das Schlafzimmer.
    Das rothaarige Mädchen lag mitten auf dem Doppelbett.
    Tot.
    Mit einem Loch im Kopf…
    ***
    Der kaltblütige Mord hatte Peter McCurtin geschockt. Noch jetzt zitterte er, als stände er nur mit einer Badehose bekleidet im kältesten Winter.
    Er fuhr so unkonzentriert, daß er fast einen Unfall verursacht hätte. Der auf dem Beifahrersitz hockende Harry Erskine fluchte.
    »Noch mal solch einen Mist, und ich schieße dich ab, du Dummkopf.«
    Peter nickte.
    Von Harrys Krankheit war auf den ersten Blick nichts zu bemerken. Er reagierte wie ein ganz normaler Gangster, kalt und entschlossen. Nicht aufgeregt oder durchgedreht.
    Diese Eigenschaften besaß McCurtin. Er hatte fast vergessen, wie man einen Wagen fuhr, und es grenzte schon an ein Wunder, daß sie nicht von einem Bobby angehalten worden waren.
    Wenn das jedoch geschah, sah Peter schwarz. Dann würde der Wahnsinnige sicherlich durchdrehen.
    Deshalb hoffte Peter, daß sie so durchkamen, und der Kerl neben ihm kein Blutbad anrichten konnte.
    Ihr Ziel war klar.
    Das Haus an der Themse.
    Wo alles seinen Anfang genommen hatte. Damals vor fünfundzwanzig Jahren.
    Und nun sollte das Schicksal einen grausamen Schlußstrich ziehen.
    Während der Fahrt war die Waffenmündung unverwandt auf Peter McCurtins Körper gerichtet. Der Irre saß dort wie eine Statue. Nur hin und wieder funkelte es in seinen Augen auf.
    Harry Erskine hatte nichts zu verlieren. Das wußte er. Er war von einer erschreckenden Kaltblütigkeit. Als Laura durchdrehte, hatte der Wahnsinnige sofort geschossen.
    Ohne vorher zu warnen.
    Das war der echte Harry Erskine.
    Peter McCurtin hatte diesen Schock noch immer nicht überwunden. Er fuhr wie im Traum, stoppte an den Ampeln, gab wieder Gas, bremste und stoppte erneut.
    Monoton zogen die Wischer ihre Halbkreise über die Scheiben, fegten die Tropfen weg, um gleich darauf das Spiel von vorn zu beginnen. Die ungleichen Männer ließen die Innenstadt hinter sich und näherten sich langsam dem Fluß.
    Es wurde diesiger. Die Scheinwerfer hatten sie längst eingeschaltet. Das Wasser fiel wie ein nie abreißender Vorhang aus dem grauen Himmel. In den breiten Pfützen tanzten die Regentropfen.
    Natürlich quälte sich Peter McCurtin mit Selbstvorwürfen. Er gab sich die Schuld an Lauras Tod. Aber mit wenn und aber war nichts mehr zu retten, er mußte sich jetzt auf die Tatsachen einstellen.
    Und die waren schlimm genug.
    Die Gegend wurde ärmlicher. Sie fuhren jetzt über eine Straße, die geradewegs zum Fluß führte. Das Kopf Steinpflaster glänzte wie die Köpfe von nassen Nägeln. Die Federung des Mustangs wurde arg strapaziert.
    Die Straße endete nicht direkt am Ufer, sondern vor einer langen Häuserreihe.
    Aber links und rechts ging es weiter.
    »Links!« befahl der Kranke.
    Es schien, als hätte er in all den Jahren nichts vergessen und sich alles genau eingeprägt.
    Kein Mensch war auf den schmutzigen Bürgersteigen zu sehen. Der Regen hatte die Leute in die Häuser getrieben. Nur hin und wieder kam ihnen ein Wagen entgegen.
    Die Straße zog sich an der Themse entlang. Die Häuser verschwanden. Ein freies Stück Land lag vor ihnen. Weiter entfernt stachen zwei Fabrikschornsteine wie riesige Finger in den grauen Himmel.
    Die Straße stieg etwas an. Sie lief jetzt auf einer Uferbefestigung weiter. Aber es

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