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0074 - Die Geister-Braut

0074 - Die Geister-Braut

Titel: 0074 - Die Geister-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gab immer wieder Pfade, die hinunter zum Wasser führten.
    In einen mußte Peter einbiegen.
    Sofort rumpelte der Mustang über Unebenheiten. Bodenwellen kratzten über die Auspuffwanne, Steine schlugen gegen die Karosserie. Sie knallten wie Schüsse.
    Schon war das graue Band der Themse zu sehen. Es herrschte reger Schiffsverkehr. Containerboote wurden von kleinen Schleppern gezogen. Lange Frachtkähne glitten durch die Wellen. Hin und wieder tutete ein Schiffshorn. Es roch nach brackigem Wasser und verfaultem Uferschlick.
    Im Zehn-Meilen-Tempo fuhren sie weiter. Mehr ließ das Gelände nicht zu.
    Harry Erskine brauchte keine weiteren Anweisungen zu geben, Peter wußte auch so, wie er zu fahren hatte. Obwohl er seit dieser verhängnisvollen Nacht nicht mehr die Hütte besucht hatte, fanpl er den Weg doch mit traumwandlerischer Sicherheit.
    Wie verloren standen einige Campingwagen in der grauen Regensuppe. Sie sahen schäbig aus und sackten immer tiefer in den Matsch. Die Uferwiesen waren nur noch ein einziges Rutschfeld. Glatt, wie mit Seife eingeschmiert.
    Bald mußte das Haus auftauchen. Die Wohnungen hatte es früher noch nicht gegeben. Sie waren ein Rest der Wohlstandsgesellschaft.
    Und dann sahen sie das Haus.
    Als Schemen tauchte es aus den grauen Regenschleiern aus. Peter McCurtin meinte, das Haus hätte früher näher am Ufer gestanden, aber das war wohl eine Täuschung gewesen.
    »Wo soll ich parken?« fragte McCurtin. Seine Stimme zitterte.
    »Stell den Wagen ruhig vor das Haus.«
    »Okay.«
    Peter McCurtin rangierte ihn so, daß er mit dem Heck zur Front des Hauses wies. Mit einem letzten Blubbern erstarb der Motor. Peter fühlte den kalten Schweiß auf seinen Handflächen.
    Er hatte Angst.
    Während der gesamten Zeit war die Mündung der Waffe nach wie vor auf ihn gerichtet gewesen. Keine Chance zu fliehen.
    »Steig aus!« befahl der Geistesgestörte.
    Peter öffnete die Tür. Er überlegte, ob er es versuchen sollte, denn, wenn er erst einmal im Haus steckte, war alles vorbei. Dann hatte Erskine alle Trümpfe in der Hand.
    Auch der andere stieg aus. Er machte es sehr geschickt und zielte mit der Waffe über das Wagendach hinweg auf seinen Gefangenen. Aber so genau konnte er doch nicht anlegen.
    Und deshalb reagierte Peter McCurtin.
    Er duckte sich plötzlich, schnellte zur Seite weg und begann zu rennen.
    Dicht an der Hauswand spurtete er entlang, erreichte die Ecke und wischte herum.
    Hinter sich hörte er den Fluch des Mannes.
    Peter McCurtin rannte um sein Leben.
    Mit Riesenschritten jagte er über die feuchte Uferwiese, Er rannte irgendwohin, nur weg. Seine Schuhe klatschten in große Pfützen, Wasser spritzte hoch bis zu den Schultern, kleinere Dreckklumpen lösten sich aus dem Boden hinter ihm.
    Harry Erskine dachte gar nicht daran, den Mann entkommen zu lassen. Nicht jetzt, wo er fünfundzwanzig Jahre auf seine Rache gewartet hatte.
    Er nahm die Verfolgung auf.
    Und Erskine war schneller.
    Schritt für Schritt holte er auf, und plötzlich blieb er abrupt stehen und begann zu lachen.
    Langsam hob der Verfolger den rechten Arm.
    Die Waffe schien mit seiner Hand verwachsen zu sein.
    Harry Erskine zielte genau.
    Dann drückte er ab.
    Peter McCurtin hörte den peitschenden Knall des Revolvers. Er erwartete die tödliche Kugel, doch auf einmal hatte er das Gefühl, jemand hätte ihm mit ungeheurer Wucht sein linkes Bein weggerissen. McCurtin verlor die Standfestigkeit. Er schlug lang hin, überschlug sich dabei und rutschte durch den feuchten Wiesenschlamm.
    Der Dreck drang ihm in den Mund, in die Nasenlöcher und in die Augen. Und er spürte, wie das Blut aus der Wunde lief, die die Kugel gerissen hatte.
    Auf einmal stand Erskine neben ihm. »Nur ein Streifschuß«, sagte der Frauenmörder kichernd. »Setz dich auf und verbinde dein Bein!«
    Peter kroch herum. Er stöhnte und schluchzte. Sein linker Oberschenkel brannte wie Feuer. Mit zitternden Fingern holte er ein Taschentuch hervor und band es um die Wunde. Es reichte nicht ganz, er mußte sein Hemd aus der Hose ziehen und es in Streifen reißen. So fertigte er sich einen provisorischen Verband an.
    »Und jetzt steh auf!« befahl Erskine.
    »Ich ich kann nicht!« Peter sah erbarmungswürdig aus. Der Schlamm klebte an seinen Haaren, wurde vom Regen ausgewaschen und lief ihm als Bach über das Gesicht.
    »Steh auf!«
    Peter McCurtin merkte, daß er keine Chance besaß und daß dieser irre auch nicht nachgeben würde. Er quälte sich hoch. Es fiel ihm

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