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0074 - Die Geister-Braut

0074 - Die Geister-Braut

Titel: 0074 - Die Geister-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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McCurtin zu kümmern, stakste er auf Harry Erskine zu.
    Der Irre begann zu zittern. Ein Normaldenkender hätte schon längst die Flucht ergriffen, nicht so Harry Erskine. Er wollte in diesem Haus bleiben, über Nacht bleiben und um Mitternacht seinen Auftrag ausführen.
    Wieder hob er die Waffe. »Es hat keinen Zweck, Mister!« hörte er plötzlich eine spöttische Stimme. Gleichzeitig wurde die Kellertür aufgezogen, und Grimes betrat den Flur.
    Sofort schwenkte der Mörder seine Waffe.
    Grimes hob die Hände. Er stand dort wie ein King und war gekleidet wie immer. Schwarzer Anzug, weißes Hemd, Stehkragen, dunkler Binder und eine Melone auf dem kahlen Schädel. »Ich werde auch Ihren Kugeln trotzen«, sagte er, »versuchen Sie es gar nicht. Uns du bleibst stehen, Big Alfie.«
    Der Rocker gehorchte.
    Grimes lächelte zufrieden.
    Harry Erskine aber wußte überhaupt nicht mehr, was gespielt wurde. Aber instinktiv zögerte er doch, seine Waffe zu gebrauchen. Vielleicht fühlte er auch, daß dieser Grimes ihm nicht gefährlich wurde, denn sie hatten eines gemeinsam.
    Den Haß auf die Gesellschaft. Und schon ein altes Sprichwort heißt: Gleich und gleich gesellt sich gern.
    So wie hier.
    Hier waren ein Mensch und ein Dämon aufeinandergetroffen und fanden Gefallen aneinander.
    Harry Erskine senkte die Mündung, so daß sie schräg zu Boden zeigte. Ein erster Friedensbeweis.
    Mr. Grimes lächelte. »So ist es gut«, lobte er. »Ich glaube, wir können nun miteinander reden wie vernünftige Männer.«
    Als Peter McCurtin die Worte hörte, glaubte er zu träumen. Das durfte es doch gar nicht geben. Wenn die drei sich gegen ihn verbündeten, war seine letzte Chance ebenfalls dahin.
    Und alles sah nach einem Pakt aus.
    »Was suchen Sie eigentlich hier?« fragte der Ghoul und strich sich über sein glattes Gesicht.
    »Das könnte ich Sie auch fragen«, antwortete Harry Erskine.
    »Ich bin der Besitzer!« stellte Grimes fest.
    Sofort hob der Verrückte wieder die Waffe. »Nein!« knirschte er. »Ich bin es. Seit fünfundzwanzig Jahren…«
    »Dann sind Sie Harry Erskine?«
    »Ja. Sie kennen mich?«
    Grimes nickte. »Aber stecken Sie doch endlich das überflüssige Schießeisen weg. Es imponiert mir nicht. Es macht mich nur unsicher.«
    Harry Erskine ließ sich überzeugen. Der Revolver verschwand.
    Harry blickte den untoten Rocker und Grimes lauernd an. »Woher kennen Sie mich?« fragte er.
    Grimes lächelte. Dabei bewegte er seine Finger wie ein Klavierspieler. »Das ist eine gute Frage, Harry. Aber leicht zu beantworten. Ich habe mich natürlich für die Geschichte des Hauses interessiert und hätte das Gebäude gar nicht gekauft, wenn es nicht so eine blutige Vergangenheit hinter sich gehabt hätte. Ich wollte das. Es gefiel mir.«
    »Und warum?«
    »Weil ich etwas vorhabe«, erwiderte der Ghoul.
    »Was sind Sie? Ein Gangster? Planen Sie ein Verbrechen?« fragte Harry Erskine.
    »Ich will König von London werden.«
    Jetzt lachte Erskine und tippte sich gegen die Stirn. »König von London. Ich glaube, Sie gehören in die Anstalt, nicht ich. Sind Sie eigentlich noch richtig im Kopf?«
    Grimes lächelte wissend. Dann sagte er: »Ich bin kein Mensch.«
    Harry Erskine zuckte kurz mit den Augenbrauen. »Und was sind Sie dann, bitte?«
    »Ein Ghoul!«
    »Was ist das denn? Ein Wesen vom anderen Stern?«
    »Nein, ein Dämon. Ich ernähre mich von Toten. Und ich bin nicht zu töten!«
    Jetzt wurde es Harry Erskine doch unheimlich. Er begann zu krächzen. Sprach unverständliche Worte und fuhr sich mit dem Zeigefinger zwischen Hals und Kragen.
    »Machen Sie den Versuch, Harry. Schießen Sie auf mich. Mir wird es ebenso ergehen wie Big Alfie. Ich bin nicht zu töten. Nicht durch eine normale Kugel.«
    »Wo womit dann?«
    Auf diese Frage bekam Harry Erskine keine Antwort.
    Peter McCurtin aber glaubte zu träumen. Doch der Schmerz in seinem Bein belehrte ihn eines Besseren. Was sich hier vor seinen Augen abspielte, war die reine, brutale Wirklichkeit.
    »Machen Sie schon, Harry!« forderte Grimes ihn auf.
    Erskine nickte. Er zog seinen Revolver. Dabei zitterten seine Hände. Das war ihm noch nie vorgekommen, daß ihn jemand aufforderte, auf ihn zu schießen. Nun gut, der andere war selbst in Schuld, wenn etwas passierte.
    Big Alfie stand dabei und beobachtete nur. Den rechten Arm hatte er sinken lassen. Er hielt noch immer die Kette fest. Wenn er seine Hand bewegte, klirrten die einzelnen Glieder leise gegeneinander.
    Der Geisteskranke

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