0074 - Ich flog in die Hölle
verschlossen.
Allein stand ich in der dunklen und schmutzigen Gasse. Von fern hörte ich ein Geräusch. Es klang wie höhnisches Gelächter.
***
Der erste Teil unseres Planes war so schlecht gelaufen, wie er nur konnte, aber ich zwang mich zur Ruhe. Schließlich hatte Jerry damit gerechnet, und wenn ich jetzt seine Spur nicht dadurch fand, dass er irgendwo seine Farbplättchen aus dem Schuh losgeworden war, dann musste ich mich eben vereinbarungsgemäß an Cress Cullighan halten.
Mit der ersten Morgendämmerung streifte ich wieder durch das Gelände der Castados. Sie wissen, dass das Viertel bei Tageslicht einen schmierigen, aber sonst harmlosen Eindruck macht. Ich richtete es so ein, dass ich die Gegend in immer größer werdenden Kreisen absuchte, deren mehr oder weniger genaues Zentrum die Bar war. Ich starrte in jede Pfütze, aber ich fand keinen Wasserfleck, der eine grünlich gelbe Farbe gezeigt hätte.
Ich beschäftigte mich mit diesem Vergnügen den ganzen Tag über bis zum Einbrechen der Dunkelheit. Dann ging ich ins Hotel zurück. Das Mietauto ließ ich abschleppen.
Ich traf Cress Cullighan in der Halle. Er saß in einem Sessel und schlürfte ein kühles Getränk.
»Hallo, Mr. Decker«, grüßte er. »Was machen die Nachforschungen? Mir steckt immer noch der Schreck des Überfalls in den Gliedern. Wenn Sie mich nicht ausdrücklich darum gebeten hätten, so hätte ich den Fall längst den brasilianischen Behörden angezeigt.«
Du Lump, dachte ich, einen Dreck hättest du, aber ich setzte mich zu ihm und ließ mir ebenfalls einen Drink kommen.
»Wo steckt Mr. Cotton?«, erkundigte er sich.
Ich war bereit, jeden Eid zu leisten, dass er besser wusste als ich, wo Jerry steckte, und in welchem Zustand er sich befand, aber ich log.
»Er ist in die Staaten zurückgeflogen. Unsere Gesellschaft wünscht einen Zwischenbericht.«
Immer noch taten wir so, als wären wir Privatdetektive einer Versicherungsgesellschaft, obwohl Cullighan durch Serreires längst unseren wirklichen Beruf kennen musste.
»Geben Sie auf?«, fragte er.
»Vielleicht«, antwortete ich. Dann trank ich mein Glas leer und verabschiedete mich.
Ich ging auf mein Zimmer, verließ es auf einem Umweg und fuhr zu Inspektor Perez. Ich fand ihn in seiner Privatwohnung, und das war mir lieber, als wenn ich ihn auf seinem Amt hätte sprechen müssen, denn das, was ich zu sagen hatte, kam in seinen Augen einer Beichte ziemlich nahe. Er hatte sich die Zusammenarbeit mit uns anders vorgestellt, und nun, da wir auf eigene Faust gehandelt hatten, war er zunächst aufgebracht und nicht gerade geneigt, meine Wünsche zu erfüllen. Mit Mühe konnte ich ihn davon abbringen, einfache und gerade Polizeimaßnahmen zu ergreifen. Er sprach von einer Razzia in den Castados, von einer Verhaftung Cullighans, von Verhören.
»Lieber Perez«, beschwor ich ihn, »tun Sie nichts von alledem. Auf diese Weise erfahren wir nie, wohin Jerry und damit die anderen gebracht worden sind. Die Leute, die Sie in den Castados verhaften können, wissen es wahrscheinlich wirklich nicht, und aus dem Einzigen, der es weiß, aus Cullighan werden Sie kein Wort herausbekommen. Was können Sie ihm denn beweisen? Nichts! Und er weiß das ganz genau. Sie können ihn verhören, und wenn Sie ihn hart verhören, so wird er nach seinem Konsul rufen, und der Konsul wird seinem Ruf folgen und wird Sie ersuchen, mit einem Bürger der Vereinigten Staaten nach Recht und Gesetz umzugehen. Handeln Sie nach dem Plan meines Freundes Cotton, handeln Sie in aller Heimlichkeit! Cullighan muss weiterhin der Meinung bleiben, dass wir hier auf eigene Faust arbeiten, sonst können wir nie hoffen, dass er uns unfreiwillig dorthin führt, wo Jerry und die anderen sich aufhalten.«
»Woher wissen Sie überhaupt, dass Ihr Freund und Ihre Landsleute sich irgendwo aufhalten, und dass sie nicht längst tot sind?«
Ich setzte es ihm auseinander. Er wiegte den Kopf und schien unsere Gründe nicht für sehr überzeugend zu halten, aber ich bekam ihn schließlich so weit, dass er alles tat, um die Vorbereitungen für eine Verfolgung Cullighans zu treffen. Das ließ sich natürlich nicht mehr in dieser Nacht erledigen, sondern es dauerte bis zum Abend des nächsten Tages. Zu diesem Zeitpunkt aber stand uns eine Maschine mit Radareinrichtung zur Verfügung. Sie gehörte der Küstenwache, war zwar nicht schnell, aber für Langstreckenflüge eingerichtet und konnte außer dem Piloten drei Mann und eine Menge Material
Weitere Kostenlose Bücher