0074 - Ich flog in die Hölle
mitnehmen. Auch die Überwachung Cullighans wurde organisiert. Perez schleuste einige harmlos aussehende Herren in das Hotel, die teils als Gäste, teils als Hausdiener Cress Cullighan nicht mehr aus den Augen ließen.
Ich sprach noch öfter mit Cullighan, bei Tisch, an der Bar, in der Halle.
»Kommt Mr. Cotton bald zurück?«, pflegte er bei solchen Gelegenheiten wohl zu sagen, und ich hätte ihm fürs Leben gern die Zähne eingeschlagen, aber ich lächelte und antwortete: »Unsere Gesellschaft hält ihn noch zurück. Wann geht Ihr Urlaub zu Ende, Mr. Cullighan?«
»Mal sehen«, sagte er dann. »Ich habe keine Eile.«
Er hatte tatsächlich keine Eile. Vierzehn Tage vergingen, ohne dass er Anstalten traf, sich auf die Socken zu machen. Er lag am Strand herum, und nachts bummelte er, aber nie verkehrte er mit Leuten, die verdächtig waren, noch traf er gar Anstalten, irgendwohin zu fliegen.
»Er reist nie ab, solange Sie ihm noch auf der Pelle sitzen«, sagte Inspektor Perez, dem ich an einem Abend mein Leid klagte. »Bedenken Sie doch, Senhor Decker, dass er weiß, dass sich Senhor Cotton nicht in New York auf hält! Sie müssen resignieren, müssen abreisen. Überlassen Sie ihn uns!«
Eine Abreise kam natürlich nicht infrage, aber zu einer scheinbaren Aufgabe ließ ich mich überreden. Ich zahlte meine Rechnung, teilte es Cullighan laut und deutlich mit, dass auch ich nach New York zurückkehre und ließ die Unterlippe lang genug hängen, damit ihm klar wurde, dass wir den Kampf aufgaben.
»Tut mir leid«, sagte er. »Wir haben einige interessante Stunden miteinander verbracht. Grüßen Sie Mr. Cotton von mir!«
Ihm wäre es leichter gefallen, einen Gruß meinerseits auszurichten, aber ich bedankte mich schön und knirschte nur heimlich mit den Zähnen.
Der Bursche ließ es sich nicht nehmen, mich zum Flughafen zu begleiten. Ich dankte den Göttern, dass ich tatsächlich einen Platz nach New York gebucht hatte, und so ließ ich mich von Mr. Cullighan bis zur Maschine bringen. Durch das Kajütenfenster sah ich, dass er an der Barriere stehen blieb, bis sich die Maschine in die Luft erhob.
Ich grinste trotzdem, denn das Flugzeug landete in Pernambuco zwischen und von dort aus bekam ich eine Maschine nach Rio zurück, sodass ich gegen Mitternacht wieder in Brasiliens Hauptstadt ankam.
Perez hatte mir ein Zimmer besorgt. Ich ließ mich zu der angegebenen Adresse fahren. Der Pensionsinhaber konnte ein wenig Englisch.
»Man erwartet Sie, Senhor. Sie möchten diese Telefonnummer anrufen.«
Es war die Nummer des Inspektors, und ich bekam ihn sofort an die Strippe.
»Cullighan verlässt morgen früh Rio«, sagte Perez. »Mit dem Flugzeug!«
»Dem Himmel sei Dank!«, stieß ich hervor.
»Leider nicht so, wie Sie hoffen«, antwortete er. »Er fliegt ganz offiziell mit der staatlichen Linie. Wir müssen unser gesamtes Beobachtungssystem nach Santos verlegen. Ich habe schon alles veranlasst. Nehmen Sie das Mittagsflugzeug und melden Sie sich bei der folgenden Adresse.«
Er gab mir die Anschrift eines kleinen Hotels in Santos und versprach, dass er mir dorthin jede Nachricht geben würde.
***
Länger als acht Tage saß ich in Santos, kaute an meinen Fingernägeln und war ziemlich verzweifelt. Ich konnte selbst nichts unternehmen. Cullighan wohnte auch in Santos in einem Hotel, und wenn die Berichte von Perez’ Leuten stimmten, dann hatte er nichts anderes und Wichtigeres zu tun, als mit Kaffeehändlern über den Preis für die Ernte seiner Plantage zu verhandeln. Manchmal war ich so weit, dass jede Hoffnung in mir erlosch, Jerry jemals lebendig wiederzusehen, und ich wünschte, wir hätten dieses verdammte Land nie gesehen. Das Schlimmste war, dass ich selbst nichts tun konnte. In New York und in jedem anderen Ort der Vereinigten Staaten hätte ich die Sache selbst in die Hand nehmen können. Hier war ich auf den Inspektor und seine Leute angewiesen.
Die Krise kam, als Perez mir an einem Abend mitteilte, dass Cullighan seine Hotelrechnung bezahlt hätte und morgen zu seiner Plantage fahren würde, die mehr als zweihundert Meilen weiter im Inneren lag.
»Die Überwachung wird dort schwierig«, erklärte der Inspektor sorgenvoll. »In der Nähe liegt ein kleines Dorf mit zweihundert Einwohnern, aber dort kennt jeder jeden, und ich kann keinen Mann unterbringen, ohne dass Cullighan es erfährt.«
Ich kaute auf der Unterlippe und war ziemlich ratlos, aber dann hatte ich eine Idee, und ich setzte sie Perez
Weitere Kostenlose Bücher