0075 - Das rote Universum
Rand der roten Riesensonne mehr und mehr über den Horizont hervorschob. Die Folge davon war eine Ausdehnung der Tageszone in unserer Richtung; ein durchaus unwillkommener Effekt.
Es war heller geworden. Man konnte einwandfrei die Konturen der Berge unterscheiden und im Freien kleingedruckte Schriften lesen. Dazu kam eine Vorahnung von dem Gluthauch, der uns in aller Kürze überfluten mußte. Wir machten uns nicht die Mühe, durch eingehende Beobachtungen den genauen Ablauf der Schwankung zu berechnen. Dazu war uns Hades viel zu uninteressant.
Es genügte uns, zu wissen, daß er 6385 Kilometer durchmaß und eine Schwerkraft von 0,35 Gravos aufbot. Das waren etwa Marsverhältnisse, wenn nicht seine langsame Achsendrehung gewesen wäre.
Ich stand im verwaschenen Schlagschatten der CALIFORNIA. Dicht über dem Boden hielten sich immer dünne Gasspuren, die von auftauenden atmosphärischen Niederschlägen herrührten. Wir hatten sogar Sauerstoff festgestellt, nur war sein Anteil viel zu gering, als, daß man ihn hätte verwerten können.
Wir trugen schwere Raumanzüge mit eingebauter Energieschirm-Automatik. Somit waren wir durch Schwerkraftaufhebung beschränkt flugfähig und auch gut gegen die Einflüsse der lebensfeindlichen Umwelt geschützt. Das Spezialinstrument an meinem Handgelenk zeigte an, daß die Temperatur stark veränderlich war. Es wurde laufend wärmer, je weiter sich der rotglühende Sonnenrand über den flachen Horizont schob.
Drüben, nur wenige Kilometer entfernt, herrschte eine tödliche Hitze. Dort siedeten alle Elemente mit einem niederen Schmelzpunkt, und das trostlose Gelände war so heiß, daß man es nur mit gepanzerten Spezialstiefeln betreten konnte. Ich hatte bisher nur einen Versuch unternommen, die Wüste unter dem tödlichen Auge der roten Sonne etwas näher zu erforschen. Ich hatte es aber schnell wieder aufgegeben, zumal das Vorhaben ohnehin keinen praktischen Wert besaß. Ich zog mich fluchtartig zurück, als ein kleines Impulsgeschütz der CALIFORNIA erneut zu donnern begann. Anscheinend genügte Bully der bereits drei Meter starke Felsverputz noch nicht. Vor einigen Minuten hatte er mir über Sprechfunk zugerufen, es bestünde noch eine geringe Gefahr von Fremdstoffortung.
Ich wartete resignierend, bis der sonnenhelle Energiestrahl erlosch. Erst dann begab ich mich zur bereits vorzüglich getarnten Felswand hinüber, um durch die winzige Schleuse das Innere des Tunnels zu betreten.
Die Installation des Transmitters war beendet. Ein kleines Notstromaggregat spendete bereits Licht und notfalls auch Wärme, nur war die Luftversorgung noch nicht gelöst. Am nächsten Tag sollte die Klima- und Sauerstoffanlage mitsamt Regenerierungsstation eingebaut werden. So standen die beiden Stahltore der Luftschleuse noch offen, als ich endlich die Felswand erreichte. Die geringe Schwerkraft des Planeten hob das beachtliche Gewicht des schweren Raumanzuges soweit auf, daß ich mich fast unbelastet fühlte.
Zu meiner größten Überraschung traf ich Rhodan und den Mutanten Fellmer Lloyd in dem großen Stollen an. Sie kontrollierten die Anschlüsse des Transmitters, dessen Eigenversorgung und Justierungselemente unser Sorgenkind waren. Es war geplant, mit dieser Station andere Transmitterteile zu empfangen, um so den Zusammenbau innerhalb des Stützpunktes vornehmen zu können. Wenn das alles wunschgemäß gelang, konnte es schon geschehen, daß die Terraner eines Tages eine versteckte Festung im Herzen des Druufsystems besaßen.
„Ihr seid wohl ganz und gar verrückt geworden!" rief ich ins Mikrophon meines Helmsenders. „Falls es euch entgangen sein sollte: Mr. Reginald Bull hat vor etwa zehn Minuten mit einem Strahlgeschütz auf diesen Berg geschossen, um neues Tarnmaterial zu gewinnen."
Rhodan wendete den ganzen Körper, um mich ansehen zu können. Lloyd, dessen mutationsbedingte Fähigkeit nur im Wahrnehmen fremder Hirnwellenimpulse bestanden hatte, bis er im Laufe seiner Schulung auch Telepath geworden war, lachte. Er war ein dunkler, apathisch wirkender Alltagstyp mit dunklen Augen und untersetzter, muskulöser Gestalt. Ich mochte ihn gut leiden, da er noch niemals versucht hatte, meinen gedanklichen Monoschirm zu durchbrochen, um meinen Bewußtseinsinhalt sondieren zu können.
„Stimmt!" bestätigte Rhodan ungerührt. „Hier drinnen hat man aber nichts davon bemerkt. Wo stecken denn die Schlafmützen schon wieder?"
Ich holte tief Luft. Dieser Barbar war wohl der Meinung, andere
Weitere Kostenlose Bücher