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0075 - Das tödliche Tagebuch

0075 - Das tödliche Tagebuch

Titel: 0075 - Das tödliche Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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Bewußtsein, was er vorhatte. Verwirrt starrte er den Türknauf an. Eine heiße Welle schoß ihm in den Kopf. Jetzt kannst du nicht mehr zurück, sagte er sich nervös.
    »Ja?« rief der Captain drinnen ungeduldig.
    Ambros drückte die Tür auf. Seine Miene war weinerlich. Krächzend sagte er, als er im Büro von Vicker stand: »Hallo, Captain. Ich… ich habe mit Ihnen zu reden.« Ambros räusperte sich. Die Worte würgten ihn. Sie krallten sich in seiner Kehle fest, schienen nicht heraus zu wollen. Aber sie mußten raus, verflucht noch mal. Er konnte sie nicht mehr länger für sich behalten. Sie machten ihn halb wahnsinnig. Er mußte es dem Captain sagen. Er hatte keine andere Wahl. Er wollte endlich seinen Frieden bekommen. »Captain…«, stieß er mit bleicher Miene hervor. »Captain… Ich habe meine Schwester Ethel umgebracht…«
    ***
    Tagebucheintragung vom 9. Dezember.
    Gestern habe ich einen grauenhaft schaurigen Abend verlebt. Der, von dem ich nicht weiß, wer er ist und was er von mir will, macht sich nun schon mit kleinen gespenstischen Geräuschen bemerkbar. Er erschreckt mich auf der Straße und in meiner Wohnung. Ich spüre ihn ständig rings um mich. Er umlauert mich und beobachtet mich. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, daß er nicht nur um mich, sondern auch schon in mir ist.
    Ich wollte fortgehen, als er es in meiner Wohnung zu bunt trieb, aber er gestattete es mir nicht. O Himmel, ich fange zu begreifen an, daß es jemanden gibt, der mir Befehle erteilen kann. Und ich bin gezwungen, diesen Befehlen zu gehorchen. Wenn er nicht will, daß ich etwas tue, dann darf ich es nicht tun. Dann kann ich es einfach nicht.
    Was will er von mir?
    Warum versucht er mich mehr und mehr zu beherrschen? Wer ist er, den ich nicht sehen kann, der aber doch allgegenwärtig ist?
    Der Teufel?
    Mein Gott, zum erstenmal denke ich an ihn, und mir wird angst und bange dabei. Schweiß tritt mir auf die Stirn. Umschleicht der Teufel meine arme Seele? Kann er denn nicht warten, bis ich tot bin? Muß er sie sich jetzt schon holen? Und warum ausgerechnet meine Seele? Warum nicht die irgend eines anderen? Welches Kriterium ist dafür maßgeblich? Aus welchem Grund fiel seine Wahl ausgerechnet auf mich?
    Andere würden sich vielleicht geehrt fühlen.
    Ich nicht. Ich habe Angst vor ihm und seinen schrecklichen Gemeinheiten.
    Wie soll es nur mit mir weitergehen?
    Ich habe keinen eigenen Willen mehr. Er hat ihn mir genommen. Was zu tun ist, fängt jetzt er zu bestimmen an. Es erschüttert mich. Aber ich bin machtlos dagegen.
    ***
    Philip Ambros trommelte mit seinen Fäusten auf seine hagere Brust und stieß schluchzend hervor: »Ich habe meine Schwester auf dem Gewissen, Captain. Sie müssen mich verhaften! Sie müssen mich einsperren! Ich bin ein Schwein. Ich verlange von Ihnen, daß Sie mich bestrafen. Ich brauche die Strafe. Ohne sie kann ich nicht mehr weiterleben.«
    In sich zusammengesunken hockte Ambros wie ein Häufchen Elend auf dem Besucherstuhl. Ted Vicker musterte den dürren Kerl eine Weile schweigend.
    »Warum haben Sie mir das nicht schon heute morgen gesagt, als ich bei Ihnen war?« fragte der Captain schließlich.
    »Ich mußte erst mit mir klarkommen. Ich habe meine Schwester geliebt. Sie war ein herzensguter Mensch. Jeder hat sie gemocht. Wenn es mich nicht gäbe, wäre sie noch am Leben. O Gott, ich bin ja so schrecklich unglücklich, Captain. Ich kann's Ihnen gar nicht sagen. Es zerreißt meine Brust. Diese furchtbare Last erdrückt mich. Ich kann kaum atmen.«
    Philip Ambros schlug die zitterigen Hände vors Gesicht und heulte laut.
    »Nun beruhigen Sie sich erst mal«, sagte Ted Vicker beschwichtigend. »Soll ich Ihnen aus der Kantine was bringen lassen?«
    »Ich brauche nichts. Nichts zu essen. Nichts zu trinken. Für ein Schwein wie mich ist es besser, zu verrecken!«
    »Nun reißen Sie sich doch ein bißchen zusammen, Ambros.«
    »Wie kann ich das denn? Ich bin ein Scheusal, Captain. Ich bin der widerlichste Dreck, den es auf dieser verdammten Welt gibt.«
    »Ambros!« schrie Vicker ärgerlich in das Gejammer des Mageren. »Vielleicht kommen Sie endlich wieder zu sich!«
    Philip Ambros knöpfte hastig sein zerschlissenes Jackett auf. Er warf es auf den Boden. Seine Augen glühten.
    Er fegte den Pulliärmel am linken Arm hoch.
    »Hier!« schrie er heiser. »Hier! Sehen Sie?« Seine Armbeuge war zerstochen. Ganz blau war sie. »Sehen Sie, Captain? Muß ich Ihnen noch sagen, was mit mir los ist? Ein

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