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0075 - Das tödliche Tagebuch

0075 - Das tödliche Tagebuch

Titel: 0075 - Das tödliche Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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tretenden Adern.
    »Cool!« zischte Waco neben ihm besorgt. »Mensch, bleib cool. Wir dürfen ihn nicht wie einen räudigen Hund zusammenschießen!«
    »Er hat's verdient!« knirschte Johnson. »Bei Gott, er hat's verdient.«
    »Er kriegt seine Strafe. Aber nicht von uns!« sagte Waco eindringlich. »Mann, wenn du jetzt durchdrehst, hängen sie dir ein Verfahren an… Hör auf mich, Kumpel. Versuch den Finger am Abzug stillzuhalten. Der Kerl ist keine Kugel wert!«
    Die Frau fiel und kroch sofort schluchzend auf allen vieren davon. Der Mann mit der Tigerpranke starrte die Polizisten mit blutunterlaufenen Augen an. Ein heftiges Zucken lief über sein Gesicht. Mit einem wilden Schwung drehte er sich um und stürmte davon.
    »Halt!« schrie Johnson.
    »Stehenbleiben!« schrie Waco. Er gab einen Warnschuß ab. Zu Johnson sagte er: »Laß mich das machen. Schieß du lieber nicht!«
    Sie liefen gemeinsam bis zu der Frau. Sie sackte soeben zusammen, bekam einen Weinkrampf, rollte sich auf den Rücken und heulte ohne Unterlaß.
    »Kümmere dich um sie!« stieß Waco hastig hervor. »Ich hole mir inzwischen den verdammten Kerl!«
    »Still!« sagte Johnson zu der nervlich völlig fertigen Frau. »Still! Es ist vorbei. Es kann Ihnen nichts, mehr passieren. Es ist ja alles in Ordnung.«
    Waco rannte mit langen Sätzen hinter dem Fliehenden her. Der Unhold wechselte mehrmals die Richtung. Er schlug zwischen den eng beisammenstehenden Gebäudeblöcken blitzschnelle Haken, erreichte den Abstellplatz einer Autoreparaturwerkstatt. Hier wurden die Wracks deponiert. Der Kerl kletterte über die ausgeweideten Fahrzeuge. Knallrot war sein Gesicht. Sein Herz ging wie ein Dampfhammer. Jetzt hatte er Angst. Er wollte nicht gefaßt werden. Schluchzend kroch er über die rostzerfressenen Karren. Sein Hosenbein blieb an einem aufgebogenen Blech hängen. Er stürzte, kämpfte sich sofort wieder hoch, stampfte über Autodächer.
    Waco blieb stehen.
    »Halt!« schrie er, während er seine Waffe blitzschnell in Anschlag brachte. Seine Stimme peitschte wie ein Schuß über das Gelände.
    Der Kerl kümmerte sich nicht um den Befehl des Polizisten. Waco zielte genau und setzte dann mit verblüffender Sicherheit eine Kugel vor die Beine des Fliehenden. Das Projektil ratschte über das Autodach und jaulte als Querschläger in die Dunkelheit hinein.
    Der Unhold stieß einen entsetzten Schrei aus. Er verharrte mitten in der Bewegung, riß die Arme hoch und kreischte in panischer Angst: »Nicht schießen! Bitte nicht schießen!«
    Waco lief auf den Autoberg zu. Seine Waffe zeigte ununterbrochen auf den Kerl. »Runterkommen!« keuchte der Cop. »Rasch! Rasch! Rasch! Na wird's bald?«
    »Nicht schießen!« jammerte der Kerl. Tränen rollten über seine zuckenden Wangen.
    »Na, komm schon, du verdammter Bastard!« schrie Waco wütend. »Sonst vergesse ich, daß ich Polizist bin!«
    Schluchzend kletterte der Bursche über die Wracks. Jetzt klappte das weit weniger flott als zuvor. Er rutschte zweimal aus, knallte auf das Blech, stemmte sich ächzend wieder hoch, stieg mit schlotternden Knien zu dem wartenden Cop hinunter.
    Waco hatte schon die Handschellen parat.
    Aus nächster Nähe sah er sich die Tigerpranke an. Sie war selbstgebastelt…
    ***
    Philip Ambros, der Bruder von Ethel Ambros, betrat schweren Herzens das Polizeirevier. Er war ein hagerer Bursche mit eingefallenen Wangen, eckigem Kinn und nirgendwo Fleisch an den Knochen. Er schnupfte ununterbrochen, als wäre er verkühlt. Seine Lippen waren dünn und blutleer. Es sah aus, als hätte er nicht mehr allzu lange zu leben. Die Augen lagen in dunkelgrauen Höhlen, wirkten stumpf. Der ganze Gesichtsausdruck drückte düsterste Resignation aus.
    Ein Cop kam ihm entgegen.
    Ambros hielt ihn auf. »Ach, bitte, zu Captain Ted Vicker. Wohin muß ich gehen?«
    Der Uniformierte musterte Ambros kurz und erklärte ihm dann den Weg.
    »Vielen Dank, Officer«, sagte dieser und ging weiter. Er war schlecht gekleidet, trug einen geflickten Pulli und ein zerschlissenes Jackett. Die Absätze seiner Schuhe waren schiefgelaufen und das Oberleder wies zahlreiche Sprünge auf. Mancher Penner war eleganter gekleidet als Philip Ambros.
    Schwer seufzend gelangte er in den ersten Stock.
    An einer Tür stand Vickers Name. Ambros fuhr sich mit seiner zitternden Hand über das Gesicht. Dann klopfte er zaghaft.
    »Herein!« rief drinnen der Captain mit kräftiger Stimme.
    Ambros erschrak. Es schien, als käme ihm jetzt erst zum

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