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0076 - Oase der Verfluchten

0076 - Oase der Verfluchten

Titel: 0076 - Oase der Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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gewesen. Die Sonne war noch nicht untergegangen. Das Fastengebot des Ramadan galt für die Fremden, die keine Moslems waren, nicht. Doch Abd el Bakr und die anderen Ben Nafud aßen keinen Bissen.
    »Ich glaube, sie haben es noch immer auf unser Leben abgesehen«, stöhnte Bill Fleming nach dem dreizehnten Gang. »Sie wollen uns füttern, bis wir platzen. Mein Gott, so vollgestopft war ich noch nie.«
    »An meine schlanke Linie darf ich gar nicht denken«, sagte Nicole, wie Bill auf Französisch. »Schaut nur, jetzt kommen sie auch noch mit Süßigkeiten.«
    Zuckergebäck, ein besonderer Leckerbissen, wurde aufgetragen. Dazu schenkten die beiden Sklavinnen, eine Mulattin und eine Weiße, starken schwarzen Mokka ein. Zamorra und Bill Fleming schwitzten. Nicoles Gesicht war gerötet.
    Das Mahl war beendet, aber die Gastgeber schauten die drei Gäste immer noch gespannt an. Es war inzwischen halbdunkel geworden. Drei Öllampen wurden entzündet. Zamorra, Nicole und Bill hockten, wie die andern auch, auf Polstern am Boden, den prächtige handgeknüpfte Teppiche bedeckten.
    An den Zeltwänden hingen Wandteppiche und Prunkwaffen, zwei Säbel und ein paar Dolche sowie ein Paar Steinschloßpistolen mit ziselierten Läufen und silberbeschlagenen Griffen.
    »Ich weiß, worauf sie noch warten«, sagte Bill Fleming und flüsterte Zamorra und Nicole etwas zu.
    Nicole wurde noch ein wenig röter.
    »Das kann ich nicht«, sagte sie.
    »Du mußt!« befahl Bill. »Sonst sind unsere Gastgeber beleidigt.«
    Er rülpste laut, um mit gutem Beispiel voranzugehen, und ließ gleich einen weiteren Rülpser folgen. Zamorra produzierte einen beachtlichen Rülpser, Nicole ein eher bescheidenes Geräusch. Doch die Beduinen, die ihre Burnusse abgelegt hatten und hemdartige Obergewänder trugen, waren zufrieden und lächelten.
    Wenn der Gast nicht rülpste, hatte ihm das Essen nicht geschmeckt, und das war eine Beleidigung für den Gastgeber. Das Eis war endgültig gebrochen. Zamorra und seine beiden Begleiter erfuhren, daß die beiden Söhne des Scheichs einen Spähritt zur Oase des Schwarzen Fakirs unternommen hatten.
    Der Schwarze Fakir hatte sich nicht von seiner Oase weggerührt, sagten sie aus. Obwohl ihm die Annäherung der Ben Nafud nicht entgangen sein konnte, hatte er nichts unternommen.
    Assad ben Jussef, der Mann, der knapp drei Stunden vorher einen gewaltsamen Tod gestorben war, hatte wie die beiden Scheichsöhne einen Spähtrupp angeführt. Die Ben Nafud hatten gewußt, daß der am Vortag tobende Samum keinen natürlichen Ursprung gehabt hatte, und einen Erkundungsritt durchgeführt.
    Assad ben Jussef und seine Männer waren Zamorras, Nicoles und Bill Flemings Spuren gefolgt, die sie mehr erraten als lesen mußten. Statt unparteiisch zu bleiben, hatte Assad ben Jussef einen Angriff auf die Söhne des Windes befohlen, die drei Mordmumien, die Zamorra, seiner Freundin und seinem Freund den Garaus machen wollten.
    Ob der Haß gegen die Söhne des Windes, die in früheren Zeiten den Ben Nafud viel Schaden zugefügt hatten, Assad ben Jussef geleitet hatte, ob Nicole es dem Beduinen angetan hatte, das ließ sich im Nachhinein nicht mehr klären. Die Tatsachen bestanden.
    Zamorra fragte das, was ihn am meisten interessierte. Die Tafel wurde abgeräumt. Abd el Bakr, seine Söhne, seine Tochter und die sechs Ben Nafud an der Tafel warteten schon ungeduldig, daß es völlig dunkel wurde. Dann konnten auch sie sich gemäß dem Ramadangesetz den Freuden der Tafel hingeben.
    Abd el Bakr hatte Zamorra und seine Begleiter bewirtet, aber kein Brot mit ihnen gebrochen und kein Salz gegessen. Die Gastfreundschaft war also eingeschränkt und schloß keine größere Hilfeleistungen mit ein.
    »Wie kommt es, daß eure Kugeln die reitenden Mumien vernichten können?« fragte Zamorra, ohne auf Bill Flemings skeptischen Gesichtsausdruck zu achten. »Ich habe gesehen, wie der Arm einer Mumie, der von einer Kugel getroffen war, sich in Nichts auflöste.«
    Abd el Bakr schüttelte den Kopf.
    »Das kann ich dir nicht sagen, Zamorra Effendi. Dieses Geheimnis teilen nur besondere Männer aus dem Stamm der Ben Nafud. Es ist völlig unmöglich, daß ein Außenstehender es erfährt. Die Söhne des Windes sind Geister, die körperlich auftreten. Keine normale Waffe vermag ihnen etwas anzuhaben.«
    »Aber eure Kugeln?«
    Nabila beeilte sich, zu übersetzen. Die andern Ben Nafud verstanden alle nur ihren Stammesdialekt und vielleicht noch das allgemeine Arabisch, das

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